Johannes Brahms hatte lange gekämpft, um aus dem Schatten der letzten Beethoven-Sinfonie herauszutreten. 14 Jahre schrieb er und vernichtete dann wieder Skizzen und Entwürfe, noch nach der Uraufführung 1876 nahm er Änderungen am Notentext vor. Über eine Frühfassung des ersten Satzes schrieb Clara Schumann: "Johannes schickte mir neulich (…) einen 1. Symphoniesatz mit folgendem kühnen Anfang. Das ist nun wohl etwas stark, aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Der Satz ist voll wunderbarer Schönheiten, mit einer Meisterschaft die Motive behandelt, wie sie ihm ja mehr und mehr eigen wird."
Ebenso spektakulär und einzigartig empfindet der Geiger Florian Donderer den Anfang der Sinfonie, mit den dominaten, pochenden Pauken. In der ersten Sinfonie nutzt Brahms aber auch seine Erfahrungen als Kammermusiker. Man habe häufig den Eindruck, so Paavo Järvi, "alles wäre durchkomponiert und ineinander verschränkt". Aber vor allem im letzten Satz dieser Sinfonie mit seinen gesanglichen Themen zeige sich Brahms als der große Komponist von Liedern und Chören.
"Uns war es wichtig, die Einflüsse der Volksmusik herauszuarbeiten", sagt Dirigent Paavo Järvi. Manch frühere Aufnahme sei "zu langsam, mit zu viel Legato" gespielt.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen hat mit Paavo Järvi einen Brahms-Zyklus aufgenommen. Der künstlerische und der Konzertmeister Florian Donderer stellen in dieser Werkbetrachtung ihre persönlichen Sichtweisen und Interpretationsansätze der ersten Sinfonie von Johannes Brahms vor.
Eine Collage von Niklas Rudolph
Redaktion: Eva Küllmer
Sendung
CD-Tipp
Brahms: Sinfonie Nr. 1
Kammerphilharmonie Bremen
Paavo Järvi, Leitung
Label: RCA Red Seal
Bestellnummer: 088985459462