Einig waren sich die Musikkritiker im Jahr 1801 noch nicht, was sie von den Werken des 31-jährigen Beethoven halten sollten. Beethovens Verleger gab der Sonate Nr. 15 op. 28 den Beinamen "Pastorale", denn in drei Sätzen finden sich volkstümliche, ländliche Klänge. Im ersten Satz entwickelt Beethoven aus einem pulsierenden Orgelpunkt einfache Melodie-Bögen, schafft eine helle, freundliche Klang-Landschaft. Der zweite Satz aber ist düster: über einem Sechzehntel-Staccato erhebt sich ein klagender Gesang, der allerdings immer wieder kontrastiert wird mit dem Dur-Motiv des Wachtelrufs, den Beethoven auch in anderen Werken einsetzte.
Doch am Ende bleibt eine dunkle Moll-Kadenz. Der Komponist durchlitt in den Jahren um 1800 eine schwere Krise, seine Ertaubung wurde immer deutlicher, 1802 schrieb er sein hoffnungsloses "Heiligenstädter Testament". Diese Aussichtlosigkeit und Verzweiflung spricht aus dem Satz. Doch es folgen Scherzo und Trio, so einfach wie raffiniert gearbeitet, und schließlich ein Rondo-Schlussatz, der mit Dudelsack Quinten und tänzerischen Reigen die Sonate beschließt.
Der Bonner Pianist Fabian Müller erläutert das Werk, insbesondere den zweiten Satz. Er findet biographische Bezüge und erzählt, welche Bedeutung das Land und die Natur für Beethoven hatten.
Eine Collage von Christian Kosfeld
Redaktion: Eva Küllmer
Sendung
CD-Tipp
Fabian Müller - Ouf of Doors
Fabian Müller (Klavier)
Label: Ars Produktion
Bestellnummer: ARS 38 204