Der ursprüngliche Titel lautete: "Sonata mulattica". Denn Ludwig van Beethoven hatte dieses Werk im Mai 1803 in Wien mit einem mulattischen Geiger uraufgeführt. Der hieß George Polgreen Bridgetower, war 24 Jahre alt und Engländer mit afrikanischen Wurzeln. Doch da sich Komponist und Violinist später verkrachten, widmete Beethoven die Sonate schließlich dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer, "ein guter, lieber Mensch" mit wohltuender "Anspruchslosigkeit und Natürlichkeit", und außerdem einer der größten Solisten seiner Zeit. Doch ausgerechnet Kreutzer, mit dessen Name das Werk bis heute eng verbunden ist, hat die Sonate wohl nie gespielt. Sie sei zu schwer, lautete - vereinfacht gesagt - seine Begründung.
Die "Kreutzer-Sonate" ist sozusagen das kammermusikalische Gegenstück zur "Eroica"-Sinfonie, die ebenfalls 1803 abgeschlossen wurde. Beide Werke sprengen die Grenzen dessen, was damals in den entsprechenden Gattungen üblich war – in ihrer Länge und in ihrer Ausdruckskraft. Die Sonate ist rund 40 Minuten lang und in jedem ihrer drei Sätze so kühn, dass die beiden Solisten bei der Uraufführung keinen Erfolg hatten. Das hat sich nachhaltig geändert. Längst gilt diese Sonate als ein Gipfelwerk der Kammermusik.
Der in Köln geborene Pianist Michael Korstick hat sich seit vielen Jahren intensiv mit der Musik Ludwig van Beethovens auseinandergesetzt, zunächst mit den 32 Klaviersonaten, anschließend – in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Geiger Thomas Albertus Irnberger – mit den zehn Violinsonaten, die beide Musiker inzwischen auch vollständig auf CD dokumentiert haben.
Eine Collage von Christoph Vratz
Redaktion: Eva Küllmer
Sendung
CD-Tipp
Beethoven: Violinsonaten Nr. 1-10
Thomas Albertus Irnberger (Geige)
Michael Korstick (Klavier)
Label: Gramola
Bestellnummer: 99106