WDR 3 Werkbetrachtung: Der Klavier-Zyklus "Im Freien" von Béla Bartók

Ein Nachtstück mit Tierstimmen, bäuerliche Tänze, ein venezianisches Gondellied und eine Hetzjagd. Das alles ließ Béla Bartók in seinen Klavier-Zyklus "Im Freien" von 1926 einfließen. Der Pianist Fabian Müller erklärt das Werk.

Eine Widmung: Bartók schrieb den Zyklus für seine zweite Ehefrau, die Pianistin Dita Pasztory-Bartók. Mit dem Werk gelingt dem Komponisten die Versöhnung von Gegensätzen, folkloristisch und avantgardistisch zugleich ist diese Musik. Innerhalb der fünf Sätze greift Bartók auch bekannte Formen aus der Musikgeschichte auf: der erste Satz ist ein bäuerlicher Tanz, es folgt eine "Barcarole", ein venezianisches Gondellied, der dritte Satz ist eine Musette, ein Dudelsack-Tanz. Im vierten Satz beschwört Bartók nächtliche Wunderklänge, aus dem Wald rufen Tierstimmen. Am Ende steht eine rasende musikalische Hetzjagd.

WDR 3 Werkbetrachtung: Der Klavier-Zyklus "Im Freien" von Béla Bartók WDR 3 Werkbetrachtungen 18.06.2016 15:21 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Den Titel "Im Freien" darf man durchaus wörtlich nehmen, denn Béla Bartók liebte es, sich vom Umherwandeln in der Natur inspirieren zu lassen. Sein Sohn berichtet: "Er verehrte die Natur in allen ihren Erscheinungen. Spaziergänge und Ausflüge gehörten zu seiner Lebensordnung;  und wenn sich nur irgendeine Möglichkeit bot, verbrachte er am Ende jedes Semesters an der Universität einen Monat im Hochgebirge,  wo er sich körperlich wie geistig vollkommen erholte. Seine bedeutenden Werke schrieb er, so erfrischt, größtenteils in der zweiten Hälfte der Sommerferien."

Statue von Béla Bartók | Bildquelle: mauritius images

Bartók beschäftigte sich intensiv mit Volksmusik, arbeitete Anklänge in den Zyklus ein. Zuweilen nutzt er das Klavier wie ein Schlaginstrument, dann wieder entwirft er faszinierende, moderne Klangwelten. Der Komponist und Pianist entwickelte mit dem Werk seine eigene, moderne Tonsprache. Zudem sind die Stücke gespickt mit technischen und interpretatorischen Herausforderungen.

Fabian Müller gilt als ein außergewöhnlich talentierter junger deutscher Pianist. Er stammt aus Bonn, Jahrgang 1990, ist Schüler von Pierre-Laurent Aimard. Er hat Bartóks Werk auf seiner ersten CD eingespielt.

Eine Collage von Christian Kosfeld

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

CD-Cover | Bildquelle: Ars Produktion

Fabian Müller - Ouf of Doors
Fabian Müller (Klavier)
Label: Ars Produktion
Bestellnummer: ARS 38 204