Für viele Menschen gehört das Weihnachtsoratorium zum Fest dazu. Heute mehr denn je. Auch, wenn immer weniger in Gottesdienste und Kirchen gehen – das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach hören sie gerne. Wenn die Pauken beginnen, die Trompeten glanzvoll einsetzen und der Chor vielstimmig jauchzt und frohlockt, dann kann es Weihnachten werden. Die Musik, die Bach für die Ankunft des Jesuskindes schreibt, ist Jubelmusik für Könige.
Aufführungen des Weihnachtsoratoriums sind ausgedehnte und intensive Konzerterlebnisse. In voller Länge dauern sie oft bis zu zweieinhalb Stunden. Gerne werden einzelne Teile weggelassen, die nicht direkt mit der Geburt Jesu zu tun haben, zum Beispiel die Namensgebung Jesu und der Besuch der Weisen aus dem Morgenlande. Zu Bachs Zeiten vor bald 300 Jahren wurde nie mehr als eine der insgesamt sechs Kantaten gesungen: die ersten drei Kantaten an den Weihnachtstagen, zwei an Neujahr und die letzte am Fest der Heiligen drei Könige. Innerhalb der Gottesdienste bringen die sechs Kantaten einzeln jeweils gut zwanzig Minuten Musik ein und bieten den Zuhörern damit Gelegenheit zur Besinnung.
Der Evangelist erzählt die Weihnachtsgeschichte; etwas ausführlicher als sie in der Bibel steht. Er erzählt sie singend, rezitierend, ohne viel Begleitung oder Ausschmückung. Einen musikalischen Kommentar geben die vielen Arien und Ensembles, die sich immer wieder in die Geschichte einschieben. Vier Gesangssolisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, werden zur Stimme des Glaubens und verkünden die frohe Botschaft in Form von komponierten Gebeten. In den Chorälen stimmt dann die Kirchengemeinde vierstimmig und vielstimmig mit ein. Nicht nur der Chor singt, sondern alle Menschen, die Anteil nehmen an Jesu Geburt, also auch wir zuhause, im Konzert und unterwegs. Jeder Zuhörer wird in Bachs Weihnachtsoratorium zu einem Teil der Musik und hat damit Anteil an der Verkündigung und am Glauben.
Der Tenor Christoph Prégardien, der den Evangelisten singt, erläutert in einer WDR 3 Werkbetrachtung die bedeutenden Momente und weihnachtlichen Höhepunkte aus seiner persönlichen Sicht.
Eine Collage von Antonia Ronnewinkel
Redaktion: Eva Küllmer