Glotz und Gloria - Der COSMO Serien-Podcast

Serien-Podcast: "Watchmen" und "Years and Years" – Wie könnte die Realität noch aussehen?

Stand: 11.12.2020, 00:00 Uhr

Jörn und Emily haben endlich zwei Serien aufgeholt, die sie schon länger auf dem Zettel hatten. Beide eint, dass es um alternative Geschichtsschreibung zur Realität geht – und um noch viel mehr. Das komplexe Superheldendrama "Watchmen" hat besonders den Rassismus in den USA im Fokus, während das britische Drama "Years and Years" ein dystopisches Bild von der politischen und wirtschaftlichen Zukunft malt.

Von Jörn Behr

"Watchmen" und "Years and Years" - Wie könnte die Realität noch aussehen? COSMO Glotz & Gloria 11.12.2020 55:08 Min. Verfügbar bis 10.12.2025 COSMO

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"Watchmen" (ab 11:00 min)

Nachdem rassistische weiße Extremisten in Tulsa, Oklahoma 2016 Polizisten zuhause überfallen und getötet haben, tragen die Beamten fortan zum eigenen Schutz Masken. Als drei Jahre später erneut ein Polizist von den Extremisten attackiert wird, beschließt der Polizeichef, endlich aufzuräumen. Hilfe erhält er dabei von einer ehemaligen Kollegin, die mittlerweile nur noch im Verborgenen und im Superheldenkostüm das Böse bekämpft.

Ganz schön kompliziert

Sehr gerne würde ich jetzt behaupten, dass das schon die Story beschreibt. Es ist aber sehr viel komplizierter - und ich war das eine oder andere Mal auch überfordert. Es geht besonders um Rassismus, aber eben auch um Teleportation, um Handlung 1921 und 1985, um das Gute und Böse auf der Erde oder auf einem fremden Planeten, um einen Tintenfischregen. Es gibt überraschende Enthüllungen, krasse Special Effects und teils ziemlich brutale Schlägereien. Die Serie ist unglaublich komplex, dabei aber sehr relevant, visuell überwältigend und toll gespielt, u.a. von Regina King ("American Crime", "If Beale Street could talk") oder Jean Smart ("Fargo", "24").

Ein Spektakel

Emily und ich können mit Superhelden meistens wenig anfangen und haben den ursprünglichen, gleichnamigen Graphic-Novel-Klassiker auch nicht gelesen. Dieses Spektakel aber nur auf maskierte Rächer zu reduzieren, würde der Serie nicht gerecht. Wer Lust auf eine anspruchsvolle, toll gefilmte, intensive Serienerfahrung hat, der muss Watchmen gucken. Aber dann bitte nicht nebenbei wie manchmal ich, sondern eher doppelt wie Emily.

"Years and Years" (ab 35:35 min)

Die Serie erzählt am Beispiel der vielköpfigen Familie Lyons aus Manchester, wie ein Umsturz weltweit für teils grundlegende Änderungen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zusammenleben sorgt. Eine Populistin krempelt die Politik um, eine Tochter will transhuman werden und ihren Körper quasi an das Netz verkaufen, eine Aktivistin wird radioaktiv verstrahlt, ein Geflüchteter wird von Land zu Land geschoben, eine Buchhalterin verliert ihren Job an eine künstliche Intelligenz, ein Finanzberater verliert sein gesamtes Vermögen.

Es ist viel los

Tatsächlich macht die Serie viele Fässer auf, die alle spannend sind. Am uninteressantesten fand ich dabei noch die Rahmenerzählung mit der Politikerin, deren Erfolg an einige real existierende Personen erinnert. Es passiert eine Menge und damit es nicht zu gehetzt wirkt, nutzt die Serie öfter den Kunstgriff, mit immer dem gleichen, leicht nervigen Song die Handlung im Zeitraffer voranschreiten zu lassen, wenn die Familie zu Feiern zusammenkommt und sich die Jahreszahlen entsprechend ändern.

Was wäre, wenn?

Ich habe mich oft gefragt, wie ich mich in deren Situation verhalten oder wie ich bestimmte Entwicklungen auffassen würde. Die Idee einer alternativen Geschichtsschreibung – zum Beispiel hat Donald Trump eine weitere Wahl gewonnen und Angela Merkel ist gestorben – könnte also besonders Fans von "Black Mirror" gefallen.

Wo:

"Watchmen" läuft bei Sky, "Years and Years"“ ab 15.01.2021 bei zdfneo und in der dortigen Mediathek oder immer noch bei Starzplay.

Kontakt zu Jörn und Emily:

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E-Mail: glotzundgloria@wdr.de
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