In einem Supermarkt hebt eine Kundin beim Bezahlen auch gleich Bargeld ab

Zukunft des Bargelds: Zahlen wir bald nur noch digital?

Stand: 18.03.2025, 11:05 Uhr

Es gibt immer weniger Geldautomaten. Nun könnten die Ein- und Zwei-Cent-Münzen wegfallen. Mögliche Folgen für den Zahlungsverkehr.

Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Seit Jahren bestätigen Umfragen, dass die Menschen nicht auf Scheine und Münzen verzichten wollen. Und das, obwohl es immer schwieriger wird, sich Bargeld zu besorgen, denn die Banken bauen immer mehr Geldautomaten ab und schließen Filialen.

Laut dem Monatsbericht der Bundesbank aus dem März sind "Abwärtstendenzen bei der Verfügbarkeit von Bargeld (...) erkennbar". Zwar könne sich die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Bundesbank-Analyse zufolge innerhalb der eigenen Gemeindegrenze mit Bargeld versorgen. Die Wege zu Geldautomat oder Bankfiliale sind demnach aber länger geworden.

Hinzu kommt jetzt der Vorschlag des von der Bundesbank gegründeten Nationalen Bargeldforums, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. Bei Barzahlungen soll auf fünf Cent gerundet werden.

In einem Supermarkt hebt eine Kundin beim Bezahlen auch gleich Bargeld ab

Sollte Münzgeld abgeschafft werden? WDR Studios NRW 18.03.2025 03:04 Min. Verfügbar bis 18.03.2027 WDR Online

Geldbeutel mit Cent-Münzen
Geldbeutel mit Cent-Münzen | Bildquelle: dpa

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung, stellt sich die Frage: Sind Scheine und Münzen ein Auslaufmodell? Könnte der digitale Euro eine Alternative für Bargeld sein? Welche Chancen und Risiken hätte ein völliges Umdenken beim Zahlungsverkehr? Und welche Vorteile würde die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen bringen? Fragen und Antworten.

Wird es auch in Zukunft noch Bargeld geben?

Wenn es nach den Deutschen geht - auf jeden Fall. Einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Banken aus dem Mai 2023 ist zu entnehmen, dass die Mehrheit noch sehr am Bargeld hängt: 56 Prozent der Befragten zahlen demnach in Geschäften lieber bar als mit einem digitalen Zahlungsmittel.

Diese Einstellung herrscht vor allem bei älteren Menschen vor. Der Umfrage zufolge gaben vor allem die Befragten, die älter als 60 Jahre waren, diese Antwort (71 Prozent).

Fragt man hingegen nur Menschen unter 50, fällt das Ergebnis anders aus. Mehr als die Hälfte der Befragten dieser Altersgruppe zahlt beim Einkaufen lieber digital.

Welche Vorteile hätte ein rein digitaler Zahlungsverkehr?

Er wäre - aus volkswirtschaftlicher Sicht - effizienter und wahrscheinlich sogar billiger: Denn im Vergleich zum digitalen Geld sind Münzen und Scheine eher unpraktisch. Bargeld muss aufwändig produziert, dann unter strengen Sicherheitsbedingungen zu den Banken transportiert werden.

Euro-Geldscheine | Bildquelle: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Geldscheine haben zudem eine relativ kurze Lebenszeit: Kleinere Scheine sind meist schon ein Jahr nach ihrer Ausgabe abgenutzt und müssen aus dem Verkehr gezogen und vernichtet werden. Münzen halten zwar länger, dafür sind sie in der Herstellung teuer: Eine 1-Cent-Münze kostet in der Herstellung sogar mehr, als sie wert ist: 1,65 Cent. Nicht nur deshalb gibt es den Vorstoß des von der Bundesbank gegründeten Nationalen Bargeldforums, dass bei Barzahlungen auf fünf Cent gerundet werden sollte.

Bargeld hat noch einen weiteren entscheidenden Nachteil: Es kann völlig anonym genutzt werden. Deshalb ist bei illegalen Geschäften wie dem Drogenhandel Bares Pflicht. Auch lässt sich die Herkunft großer Summen relativ leicht verschleiern, was dem organisierten Verbrechen in die Hände spielt. Schließlich wären Steuerhinterziehung und Sozialbetrug in einem rein digitalen Geldsystem zwar nicht ganz unmöglich - aber immerhin etwas schwieriger als heute.

Wie stehen die Pläne für den digitalen Euro?

Die Europäische Zentralbank prüft seit einiger Zeit, ob sie einen digitalen Euro anbieten sollte. Ende 2025 will der Rat der EZB entscheiden, ob die nächste Vorbereitungsphase eingeleitet wird. Mit einer Einführung des digitalen Euros sei nicht vor Ende 2028 zu rechnen, sagte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz, der in das Projekt eingebunden ist, im September.

Falls der digitale Euro kommt, dann wäre er "Zentralbankgeld" - ebenso wie die Euro-Münzen und -Scheine, die aktuell im Umlauf sind. Die Zentralbank würde also den Wert des Geldes garantieren - im übertragenen Sinne stellt der Besitz eines digitalen Euros eine "ausfallsichere Forderung" gegenüber der EZB dar.

"Zentralbanken können nicht bankrott gehen", erklärt Bundesbank-Experte David Ballaschk. Damit wäre der digitale Euro im Vergleich zu gängigen Kryptowährungen wie Bitcoin voraussichtlich weniger von starken Kursschwankungen betroffen - also eher Zahlungsmittel als Spekulationsobjekt.

Würde das digitale Geld den Datenschutz aushebeln?

Die EZB beteuert, dass sie die Anonymität der Nutzer des digitalen Euro schützen will - sogar besser als die aktuell gängigen Bezahldienste im Internet. Tatsächlich sind scheinbar kostenlose grenzüberschreitende Finanzdienstleister nicht wirklich kostenlos. Die Unternehmen handeln oft mit den Daten seiner Kunden, an denen die Privatwirtschaft brennend interessiert ist.

Allerdings würde der Datenschutz auch beim digitalen Euro wohl nicht unbegrenzt gelten - die EZB nennt auf ihrer Website eine wichtige Einschränkung: "Mit einem digitalen Euro könnten die Menschen Zahlungen tätigen, ohne ihre Daten an Dritte weiterzugeben, es sei denn, diese Daten werden benötigt, um illegale Aktivitäten zu verhindern."

Wer bleibt beim digitalen Zahlungsverkehr außen vor?

Viele Menschen sind auf Bargeld angewiesen. Da wäre zum Beispiel ein Teil der älteren Generation, die von den technischen Anforderungen eines völlig neuen Geldsystems überfordert wäre. Aber auch Menschen, die kein Girokonto besitzen, hätten wohl Probleme, wenn der Bargeldverkehr an Bedeutung verliert.

Auch Obdachlose und Straßenmusiker müssten sich umstellen, wenn Passanten plötzlich weniger oder überhaupt kein Münzgeld mehr bei sich haben - obwohl sich mit der Zeit sicherlich eine alternative Möglichkeit für die Übermittlung digitaler Kleinstbeträge finden sollte.

Warum könnte es sinnvoll sein, Ein- und Zwei-Cent-Stücke abzuschaffen?

Dorothea Mohn, Leiterin Team Finanzen beim Verbraucherzentrale-Bundesverband | Bildquelle: vzbv/Gert Baumbach

Das Problem mit kleinen Münzen sei, dass auch sie gezählt, aufbewahrt, transportiert, gereinigt und hergestellt werden müssen, sagte Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale-Bundesverband am Dienstag dem WDR. Der Verband ist Teil des Nationalen Bargeldforums, das den Vorschlag gemacht hat, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen.

Laut Mohn verursachen die kleinen Münzen auch Kosten für Verbraucher: Sie verschwinden, werden gehortet, irgendwann dann abgegeben - das alles lasse sich mit dem Wegfall dieser Münzen einsparen.

Mit diesem Vorschlag beabsichtige man aber nicht, einen weiteren Schritt zur endgültigen Abschaffung des Bargeldes zu gehen, erklärte Mohn. Im Gegenteil: Bargeld sollte es aus Sicht des Verbraucherzentrale-Bundesverbands auch weiterhin geben - weil die Verbraucher es sich so wünschen.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Dorothea Mohn (Verbraucherzentrale-Bundesverband) im WDR 5 Morgenecho
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Umfrage des Bundesverbands Deutscher Banken

Über dieses Thema berichten wir am 18.03.2025 auch im WDR-Hörfunk: Ab 6.00 Uhr im Morgenecho auf WDR 5.