Das Werk von Thyssenkrupp Steel in Kreuztal-Eichen soll Mitte 2026 geschlossen werden. Trotz hoher Auslastung würden dort Verluste gemacht, so eine Unternehmenssprecherin. 600 Arbeitnehmende sind davon betroffen. Was das für die Stadt, Zulieferketten und örtliche Speditionen bedeutet, kann derzeit nur vermutet werden. Positiv klingen die Einschätzungen nicht.
Austausch zu der Wirtschaftslage in Südwestfalen gab es am Donnerstagabend beim Lokalzeit Stadtgespräch auf WDR5. Der Campus Buschhütten, eine Werkshalle, die Tradition und Innovation eines Unternehmens sichtlich verbindet, ist Schauplatz der Veranstaltung.
Das WDR5 Stadtgespräch zum Nachhören:
Drittstärkste Industrieregion Deutschlands
Nirgends zwischen Ruhr, Rhein und Weser arbeiten so viele Menschen in der Industrie, wie in Südwestfalen. Doch Wohlstand und Lebensqualität sind in Gefahr.
Vor Weihnachten haben mehr als 2.000 Menschen in Kreuztal demonstriert. Sie fordern Lösungen für sich, die Wirtschaft und die Region. Helmut Renk, Betriebsratsvorsitzender Thyssenkrupp in Kreuztal-Eichen, sieht das Unternehmen in der Verantwortung. "Die falsche Voraussicht der Konzernführung und das falsche Management in diesen außergewöhnlichen Zeiten sind das Problem. Wir sind das Bauernopfer."
Arndt G. Kirchhoff, NRW-Unternehmerpräsident, appelliert hingegen an die Politik. Man müsse zurück zu den Grundwerten der sozialen Marktwirtschaft kommen.
Steigende Zahl an Arbeitslosen, immer mehr Kurzarbeit
Der Automobilzulieferer Kostal aus Lüdenscheid verlagert große Teile der Produktion ins Ausland. Hunderte Arbeitsplätze werden abgebaut. Gerhardi, aus derselben Branche, meldete im Herbst Insolvenz an. Beim Hausgerätehersteller Severin in Sundern gibt es Entlassungen und Umstrukturierungen.
Viele Industriebetriebe gehen in Kurzarbeit. Die Arbeitslosenquote in Südwestfalen, einst mit die niedrigste in NRW, nimmt zu - stärker als sonst im Land. Die Region gilt als Frühindikator. Wird es hier schwierig, setzt sich dies häufig in ganz NRW fort.
Die Leiterin der Agentur für Arbeit Iserlohn, Sandra Pawlas, sieht den Negativtrend auf ihrem Schreibtisch. Doch sie bleibt optimistisch: "Wir haben früher schon bewiesen aus nicht so guten Zeiten stark herauszugehen."
Der Blick in die Zukunft
Doch wie lassen sich Werkschließungen oder ein starkes Ansteigen der Arbeitslosigkeit vermeiden? Welche Schrauben gilt es zu drehen? Peter Burggräf, Professor an der Universität Siegen hat eine mögliche Antwort: "Nur gemeinsam". Sein Lehrstuhl arbeitet zusammen mit dem Maschinenbau-Unternehmen Achenbach Buschhütten.
Dort gibt es ein Reallabor, in dem mit modernster Produktionstechnik marktfähige Produkte entwickelt und hergestellt werden. In der Nische gäbe es viel Möglichkeiten für Erfolg, so Burggräf. "Genau das zeigt die Region. 150 Unternehmen aus Südwestfalen sind Weltmarktführer mit dem, was sie machen."
Einhellig ist die Meinung, dass Unsicherheiten in Gesellschaft, Politik und Weltordnung die Wirtschaft nachhaltig erschüttern. Man müsse sich aber den Veränderungen und Umbrüchen stellen und auch Neues wagen. "Unterm Strich haben es Unternehmen immer wieder mit den Menschen von hier geschafft, das nächste Zeitalter zu erreichen", so Kirchhoff.