Sexpuppen zur Therapie von Straftätern?

Stand: 06.09.2024, 09:11 Uhr

Kann eine Therapie mit Sexpuppen das Verlangen nach Missbrauch oder Vergewaltigung mildern? In der Klinik für Forensische Psychiatrie in Münster wird darüber diskutiert.

Von Heike Zafar

Sie sind aus Latex und Silikon, das Wunschmodell lässt sich mit wenigen Klicks im Internet zusammenstellen. Haut- und Augenfarbe, Brustgröße und Intimfrisur, es gibt Sexpuppen für jeden Geschmack. Durch immer bessere Technologie und auch künstliche Intelligenz werden solche Sexroboter echten Sexualpartnerinnen immer ähnlicher, hieß es bei einem Vortrag im sogenannten Forensik-Forum.

Kaum von realen Menschen zu unterscheiden

Sie sprechen und zeigen Gefühlsäußerungen. Wäre nicht der starre Blick, wären sie kaum von realen Menschen zu unterscheiden.  Kindersexpuppen sind übrigens seit 2021 verboten.

Klinik für Forensische Psychiatrie in Münster-Amelsbüren | Bildquelle: Alexianer Münster GmbH

Was diese Entwicklung für die Gesellschaft bedeutet, nicht zuletzt für das Frauenbild der Nutzer, das treibt Sexualforscher Professor Johannes Fuß von der Uni Essen um. Er und seine Mitarbeitenden haben rund 200 Besitzer von Sexpuppen zu ihrem Verhältnis dazu befragt, mit erstaunlichen Ergebnissen.

Die meisten sehen Sexpuppe als Partnerin

Etwas mehr als die Hälfte der Besitzer empfindet die Sexpuppe als Partnerin, nimmt sie zum Beispiel mit in den Urlaub und lässt sie auf dem Beifahrerplatz sitzen. 48 Prozent der Männer sehen die Puppe dagegen als reines Sexspielzeug, packen sie in Kartons und haben keine emotionale Bindung.

Sexpuppen in der Psychotherapie WDR Studios NRW 06.09.2024 00:46 Min. Verfügbar bis 06.09.2026 WDR Online

Weniger Missbrauch durch Sexpuppen?

Das könnte auch Auswirkungen auf das Frauenbild haben. "Aus ethischem Blickwinkel gibt es zwei Lager", sagt Professor Fuß: "Zum einen die Einschätzung, dass der Einsatz von Sexpuppen eine frauenfeindliche Grundhaltung fördert. Auf der anderen Seite könnte Sex mit Puppen dazu beitragen, dass die Nutzer weniger Verlangen haben nach illegalen Praktiken wie Vergewaltigung oder Missbrauch."

Antworten auf diese Fragen sucht auch Professor Dieter Seifert, ärztlicher Direktor der Klinik für Forensische Psychiatrie in Münster-Amelsbüren, und darum hat er seinen Kollegen Johannes Fuß zum Forensik-Forum am Donnerstag nach Münster eingeladen.

Ein Drittel der Forensik-Patienten sind Sexualstraftäter

Prof. Dr. Dieter Seifert, Direktor der Forensik in Münster-Amelsbüren | Bildquelle: Alexianer Münster GmbH

Im Saal sitzen Ärzte, eine Richterin, ein Staatsanwalt und Menschen, die mit psychisch Kranken arbeiten. In der Forensik in Münster sind rund ein Drittel der Patienten Sexualstraftäter, so Seifert. Könnten Sexpuppen bei der Therapie helfen? Dürfen sie überhaupt eingesetzt werden?

Ob solche Puppen auch in der Forensik in Münster erlaubt und zur Therapie eingesetzt werden sollen, ist noch nicht entschieden. Dieter Seifert, ärztlicher Direktor der Klinik für Forensische Psychiatrie in Münster-Amelsbüren.

In einigen anderen forensischen Kliniken sind Sexpuppen dagegen erlaubt. "Die Forschung steht noch ziemlich am Anfang", sagt Seifert. Auf die Zukunft ist er sehr gespannt.

Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Prof. Dieter Seifert, Direktor der Forensik in Münster
  • Professor Johannes Fuß, Sexulaforscher an der Uni Essen