Ehefrau in Bielefeld getötet: Mann wollte in die Psychatrie

Stand: 04.08.2022, 12:11 Uhr

Am Sonntagmorgen hat ein 51-jähriger Mann in Bielefeld offenbar seine Frau getötet. Kurz zuvor soll der mutmaßliche Täter versucht haben, sich in die Psychiatrie einweisen zu lassen.

Laut Polizei rief der Mann kurz nach der Tat am Sonntag den Notruf an und gab an, seine Ehefrau getötet zu haben. Die Beamten fanden dann eine Leiche in dem gemeinsamen Haus. Der tatverdächtige Bielefelder ließ sich widerstandslos festnehmen. Zwei Tage zuvor soll er versucht haben, in die stationäre Behandlung der Psychiatrie des Evangelischen Klinikums Bethel aufgenommen zu werden.

Mann wurde nicht in Psychiatrie aufgenommen

Ärztinnen und Ärzte konnten aber keine akute Gefahr für den Mann oder andere erkennen. Genaueres teilt die Klinik aus Gründen der Schweigepflicht nicht mit. Fest steht, dass der Mann nicht aufgenommen wurde.

Die Klinik teilt schriftlich mit: "Wenn eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung aufgrund einer psychischen Erkrankung erkennbar ist, dann leiten wir selbstverständlich die erforderlichen Schritte ein. Bei dem konkreten Fall unterstützen wir die Staatsanwaltschaft vollumfänglich bei ihren Ermittlungen."

Ehefrau getötet - Mann verhaftet

Ersten Erkenntnissen nach ist das Opfer, seine 49-jährige Ehefrau, in den frühen Morgenstunden aufgrund Gewalteinwirkung mit einem spitzen Gegenstand zu Tode gekommen, so die Polizei. Mittlerweile haben die Beamten auch die mutmaßliche Tatwaffe sichergestellt.

Das Wohnhaus in Bielefeld. | Bildquelle: WDR

Die Obduktion der Leiche bestätigt laut Polizei und Staatsanwaltschaft, dass die Frau an mehreren Schnitt- und Stichverletzungen verblutet ist.

Anzeigen wegen häuslicher Gewalt

Es sollen auch mehrere Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vorliegen. Die Polizei bestätigte gegenüber dem WDR, dass es bereits deswegen Einsätze bei dem Paar gab. Allerdings lebten der Tatverdächtige und das Opfer zurückgezogen und seien unauffällig gewesen, erklären Nachbarn. Sie sagen auch, dass das Paar zwei erwachsene Söhne habe, die nicht mehr im Haus lebten.

Eine Mordkommission ermittelt. Der 51-Jährige soll am Montag einem Haftrichter am Amtsgericht wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags vorgeführt werden.

Häusliche Gewalt fällt häufig nicht auf

2020 sind laut Bundeskriminalamt 139 Frauen durch die Hand ihrer Partner oder Ex-Partner getötet worden. In der Nachbarschaft ist häusliche Gewalt häufig unsichtbar. Laut Marie-Theres Brinkmann von der Hilfsorganisation Weißer Ring in Bielefeld finde sie hinter dicken Hausmauern statt.

"Häufig sind Frauen eingeschüchtert und fühlen sich schuldig an dem, was passiert ist." So würden sie oft denken, ein Verhalten im Sinne des Partners würde den Mann verändern und den häuslichen Frieden wieder herstellen. "Häufig ist es so, dass die Frauen aus dieser Denkstrategie nicht herauskommen."

Für die Frauen sei es besonders wichtig, das Schweigen zu brechen, so Brinkmann: "Dass sie sich an gute Freunde wenden, an Bekannte, vielleicht an die Nachbarschaft." Beim Weißen Ring könne man ebenfalls um Hilfe bitten und einen Gesprächstermin vereinbaren – auch anonym.

Über dieses Thema berichtet der WDR unter anderem am 01.08.2022 im Hörfunk.