Taschengeld: So lernen Kinder altersgerecht mit Geld umzugehen 

Stand: 10.09.2024, 06:00 Uhr

Kinder brauchen Geld, um mit Geld umgehen zu können. Deswegen ist es wichtig, ihnen regelmäßig ein paar Münzen zu geben, die sie ganz nach Lust und Laune ausgeben können. Über das Taschengeld lernen sie erste Erfahrungen im Umgang mit Geld. Aber wie viel sollten Kinder in welchem Alter kriegen? 

Von Lilia Becker (Text) und Ina Kremer (Illustrationen)

Gelderziehung beginnt nicht erst beim Taschengeld 

Nicola Kleimann | Bildquelle: Nicola Kleimann

Wenn Kinder niemals mit Geld in Kontakt kommen und Geld immer etwas Abstraktes bleibt, dann können sie auch keinen verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen. "Es ist sinnvoll, möglichst früh zu erklären, wie das mit dem Geld funktioniert", sagt Nicola Kleimann von der Verbraucherzentrale NRW. "Das kann im ersten Schritt auch sein, dass das Kind die Münze für das Eis geben darf." Kaum auf den Beinen, lernen schon die Kleinsten mit solchen einfachen Gesten: Geld ist ein wichtiger Teil des Lebens. 

Und auch, wenn es manchmal ohne den Nachwuchs schneller im Supermarkt geht, ist es für die Gelderziehung gut, wenn Kinder immer mal wieder mit zum Wocheneinkauf kommen. Sie sehen: Ich brauche Geld für Essen und Trinken. Und weil kleine Kinder das Konzept von EC-Karte noch nicht verstehen, empfehlen Experten und Expertinnen hier eher mit Bargeld, statt mit Karte zu bezahlen. 

Das erste eigene Geld 

Kleine Kinder haben noch kein Zeitgefühl. Für Klein- und Grundschulkinder kann es sich nach einer halben Ewigkeit anfühlen, wenn das Taschengeld nur einmal im Monat kommt. Deswegen empfiehlt das Deutsche Jugendinstitut (DJI) Kindern bis zehn Jahren jede Woche ungefähr 50 Cent bis 3 Euro zu geben. Also lieber kleinere Summen, dafür aber häufiger. 

Illustration: Wie viel Taschengeld sollen Kinder bekommen? | Bildquelle: WDR / Ina Kremer

Wie viel das Kind am Ende bekommt, ist aber eine ganz persönliche Entscheidung. Sie hängt auch davon ab, wie viel Geld die Familie hat, ob da noch andere Kinder sind und wie gut das Kind das Konzept Geld mit den Jahren versteht. Grundsätzlich gilt aber: Je älter das Kind, desto mehr Taschengeld sollte es kriegen.  

Sparen oder Ausgeben 

Egal, ob es Gummibärchen nach dem Schwimmunterricht sind, der neue Comic oder die Actionfigur aus der Werbung: Was das Kind am Ende mit dem Taschengeld macht, ist allein seine Sache, sagen sowohl die Fachleute vom Deutschen Jugendinstitut als auch von der Verbraucherzentrale. Und egal wie sehr es Eltern schmerzt, wenn die hart ersparten Euros für Süßigkeiten draufgehen – solche "unvernünftigen" Käufe gehörten zum Lernen dazu.  

Wenn das Taschengeld weg ist, dann dürfen Eltern keine Euros zwischendurch zustecken. Nur so lernen Kinder zu sparen und geduldig zu sein, wenn sie etwas Größeres kaufen wollen. Eltern können den Kleinen aber helfen und mit ihnen gemeinsam einen Sparplan erstellen. Das Kind kann dann zum Beispiel jede Woche irgendwo ein Kreuz setzen oder einen Sticker drankleben. So sieht das Kind: Ich spare. 

Illustration: Wie viel Taschengeld sollen Kinder bekommen? | Bildquelle: WDR / Ina Kremer

Beim Thema Sparen ist es als Elternteil besonders wichtig realistisch zu bleiben und nichts Unmögliches von den Kindern zu verlangen, sagt Nicola Kleimann von der Verbraucherzentrale NRW. Sie gibt regelmäßig Kurse an Schulen zum richtigen Umgang mit Geld.

Wenn ich jetzt meinem Kind 50 Cent die Woche gebe und dann sage 'wenn du jetzt ein neues Spielzeug möchtest, dann musst du selbst darauf sparen', dann ist das natürlich utopisch. Nicola Kleimann

Durch eigenes Taschengeld entwickeln Kinder ein Gefühl dafür, was ihnen wirklich wichtig ist und, dass es sich manchmal lohnt zu warten und zu sparen.

Vom Taschengeld zum Budget: Größere Geldbeträge planen 

Je älter die Kinder werden, desto komplexer wird der Umgang mit Geld auch. Das Deutsche Jugendinstitut empfiehlt ab dem Teenageralter zusätzlich zum Taschengeld auch ein Budgetgeld. Von diesem Extra-Geld können Jugendliche Kleidung, Handyrechnung oder Schulmaterial bezahlen.

Das Plus zum Taschengeld kann am Anfang noch von den Eltern verwaltet werden. Durch das Budgetgeld sollen Jugendliche lernen, Preise zu vergleichen und so vielleicht angespornt werden, zum Beispiel nach einem günstigeren Handyanbieter zu suchen.

Illustration: Wie viel Taschengeld sollen Kinder bekommen? | Bildquelle: WDR / Ina Kremer

Ein festes Budgetgeld ist für Jugendliche eine Chance zu lernen, fixe Ausgaben einzuplanen und mit größeren Beträgen umzugehen. Das Geld, das am Ende des Budgets übrig bleibt, kann ins Sparschwein.   

Wie hoch das Budget ist, hängt auch hier von der Familienkasse ab. Wichtig ist nur, offen mit den Kindern darüber zu sprechen, wie das Budget für das Kind zustande kommt. Und das so konkret wie möglich, empfiehlt Nicola Kleimann von der Verbraucherzentrale NRW: "Einfach sagen, wie viel man für was ausgibt und ganz konkrete Beiträge nennen. Sonst bleibt alles abstrakt und Kinder bekommen kein Bild davon, was in der Erwachsenenwelt auf sie zukommt."  

Wenn Kinder älter werden, verändert sich auch die Rolle der Eltern in Finanzfragen: weniger strikte Vorgaben, dafür mehr Unterstützung und Beratung. Wichtig ist, mit den Jugendlichen über ihre Ausgaben zu sprechen und ihnen den Unterschied zwischen fixen Kosten, wie der Handyrechnung, und variablen Kosten, wie dem Kinobesuch zu erklären. 

Über dieses Thema berichten wir auch in WDR 2 am 10. September 2024.

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