Streik der Angestellten im medizinischen Bereich Aktuelle Stunde 08.02.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 08.02.2026 WDR Von Gerrit Saßmann

Geduld mitbringen: Warnstreik in den Arztpraxen

Stand: 08.02.2024, 21:20 Uhr

Wer heute zum Arzt geht, muss sich auf längere Wartezeiten einstellen. Denn das Praxispersonal ist zum Streik aufgerufen. Es kämpft für mehr Geld.

Das hat es so noch nicht gegeben: Zum ersten Mal in seiner 60-jährigen Geschichte hat der "Verband medizinische Fachberufe" (vmf) das Personal der Arztpraxen in Deutschland zum Streik aufgerufen. Vor der heutigen Verhandlungsrunde im Tarifstreit mit der Ärztekammer wollte die Gewerkschaft auf die Ärztekammer Druck machen.

Längere Wartezeiten in Praxen möglich

Patienten müssen sich deswegen auf längere Wartezeiten in den Praxen einstellen, vereinzelt können Praxen aber auch geschlossen haben. In vielen Praxen wird der Streik aber möglicherweise auch gar nicht zu spüren sein. Denn an den bundesweit fünf Streikkundgebungen haben heute lediglich 1.000 Medizinische Fachangestellte teilgenommen. An der NRW-Kundgebung in Dortmund etwa 100.

Medizinische Fachangestellte streiken am 8. Februar 2024. | Bildquelle: WDR/Marc Sense

Mindestens 2.000 sind nach Angaben des vmf bundesweit in den Ausstand getreten. Der Verband vertritt etwa 20.000 der insgesamt 330.000 MFA in Deutschland. Trotz dieses geringen Organisationsgrades erwartet die vmf-Präsidentin Hannelore König größere Auswirkungen, weil auch nicht organisierte Beschäftigte streiken wollten: "Heute werden die Auswirkungen zwar nicht flächendeckend spürbar sein, aber dort, wo die MFA nicht zur Arbeit kommen, ist es ein Ausblick darauf, was droht, wenn wir nicht die Gehälter erhöhen."

Gewerkschaft fordert mehr Geld für MFA

Die Gewerkschaft fordert von den Arbeitgebern deutliche Verbesserungen bei der Bezhalung. Die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/Medizinischen Fachangestellten als Verhandlungsführerin der Arbeitgeber hatte insgesamt 5,5 Prozent Gehaltssteigerung angeboten.

Diese sollten vor allem an die beiden untersten Lohngruppen fließen, um den Beruf attraktiver zu machen. MFA würden trotzdem nach drei Jahren Ausbildung noch immer weniger verdienen, als Pflegekräfte nach einem Jahr Ausbildung kritisiert Hannelore König: "Und den Kolleginnen und Kollegen mit 17 Jahren Berufserfahrung und hohen Zusatzausbildungen werden ganze 0,1 Prozent Plus vorgeschlagen."

Arbeigeber kritisieren den Warnstreik

Die Arbeitgeber hatten den Warnstreik im Vorfeld kritisiert. Die Gewerkschaft würde die Tarifverhandlungen blockieren, sagte Verhandlungsführer Erik Bodendieck von der Bundesärztekammer. Dabei habe man in den unteren Lohngruppen zweistellige Steigerungsraten vorgeschlagen und der Erhöhung der Ausbildungsvergütung sofort zugestimmt: "Bei aller Wertschätzung für die MFA müssen die Arbeitsplätze finanzierbar bleiben. Die Forderungen des vmf übersteigen die finanziellen Möglichkeiten vieler Praxen."

Direkt nach dem Streik: erfolgreicher Abschluss

Am Nachmittag kam dann die Pressemitteilung des vmf, dass man sich bei den Verhandlungen heute mit den Arbeitgebern auf einen Tarifabschluss geeinigt habe. Allerdings hätten sich beide Tarifparteien darauf geeinigt, das Ergebnis erst nach einer Verkündiguungsfrist am 16.02.2024 zu verkünden.

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • dpa
  • Interview Heike Rösch Sprecherin vmf
  • Internetseite vmf
  • Internetseite Bundesärztekammer