Im Publikum finden sich viele junge Menschen. Einer von Ihnen ist Big O. Er hat die Stigmatisierung beim Sport erfahren: "Man wird direkt abgegrenzt. Man wird, weil man die Sprache nicht richtig drauf hat oder weil der eine, der schon länger da ist, nen falschen Move macht und man reagiert darauf und da wird man direkt abgestempelt und dann gibt’s direkt wieder Situationen und dann fühlt man sich direkt wieder in die Ecke gedrängt und dann geht man auch nicht mehr dahin."
Bewerbungs-Probleme
Wer in Stadtvierteln wie Medinghoven oder Tannenbusch in Bonn lebt, weiß, was Ausgrenzung bedeutet. Oft entscheide schon die Postleitzahl darüber, ob man bei Bewerbungen eine Chance bekomme oder nicht, erklärt der Deradikalisierungs-Forscher Younis Kamil: "Ich weiß es aus Tannenbusch ganz krass, dass es Jugendliche gab, die auf ihre Bewerbungsmappe ne andere Postleitzahl drauf geschrieben haben, damit man nicht sieht, dass sie aus Tannenbusch kommen."
Bessere Durchmischung
Er fordert eine bessere Durchmischung der Stadtviertel. Es müsse alles versucht werden, um verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammen zu bringen. Das würde helfen, Stigmatisierung zu verdrängen. Die Bonner SPD-Politikerin Gaby Mayer sitzt im Publikum und schlägt vor, ein Studentenwohnheim dort zu bauen. Diese Bevölkerungsgruppe ist bislang im Viertel wenig vertreten.
In Bonn-Medinghoven bezieht mehr als die Hälfte der Bewohner Bürgergeld. Das Viertel hat die höchste Arbeitslosenquote Bonns. Es ist aber auch der jüngste Stadtteil. Hier wächst die Zukunft Bonns heran. Diese Menschen brauche die Gesellschaft, der Arbeitsmarkt, sagt der innenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion NRW Christos Katzidis. Er fordert einen respektvolleren Umgang. Man solle die Menschen so akzeptieren, wie sie sind.
Gemeinsame Räume
Medinghoven ist in den 70er Jahren entstanden als Schlaf-Stadtteil für Bundesbedienstete, vor allem des Bundesverteidigungsministeriums. Die Hardthöhe mit dem damaligen Verteidigungsministerium liegt nicht weit entfernt. Doch mit dem Umzug der Regierung nach Berlin, gab es einen Umbruch in der Bevölkerung.
Das wird am Abend beim Stadtgespräch deutlich. Es ist ein geteiltes Publikum. Die alteingesessenen Medinghovener auf der einen Seite und die Jugend auf der anderen.
Zur besseren Verständigung solcher Gruppen bräuchte es einen gemeinsamen Raum, doch der fehlt im Viertel. Es gibt nur eine triste Ladenzeile mit viel Leerstand. Die Revitalisierung der Ladenzeile wollte vor zwei Jahren ein Quartiers-Entwicklungsprojekt erreichen, gefördert mit Landesmitteln. Doch selbst Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner von den Grünen muss gestehen, dass man davon wirklich nicht sprechen könne. Sie verspricht, beim Thema am Ball zu bleiben. Doch angesichts komplizierter Eigentumsverhältnisse gibt es hier keine einfachen Lösungen.
Big O findet nach dem Stadtgespräch deutliche Worte. Die Probleme der Menschen lösen. Dann klappe es auch besser mit der Integration, findet er. Klischees und platte Vorurteile könnten dann irgendwann der Vergangenheit angehören.