Nach tödlichem Verkehrsunfall in Würselen - Bewährungsstrafe für 21-Jährigen

Stand: 29.03.2023, 19:23 Uhr

Vor dem Kölner Amtsgericht ist ein 21-Jähriger zu einem halben Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte im September 2021 eine Mutter und ihr Baby totgefahren.

Von Markus Schmitz

Der schwere Verkehrsunfall geschah in Würselen an einer Bushaltestelle. Das Ereignis hat viele Menschen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus berührt. Seine Strafe erhielt der Angeklagte nun wegen fahrlässiger Tötung. "Es ist eine menschliche Tragödie", sagte die Richterin am Mittwoch zu Beginn ihrer Urteilsbegründung.

In der Verhandlung hatte sie mehrere Zeugen des Unfalls und einen Sachverständigen befragt. Der Angeklagte machte zum direkten Unfallgeschehen keine Aussage - weil er sich, nach eigenen Angaben, nicht daran erinnern kann.

Am Tag des Unfalls war er als Praktikant einer Zustellfirma zum ersten Mal mit dem Transporter unterwegs. Dieser soll in einem schlechten Zustand gewesen sein. Der Prozess-Gutachter sagt aber, dass die abgefahrenen Reifen und schlechten Bremsen nicht "ursächlich" gewesen seien. Vielmehr habe der Angeklagte einen Fahrfehler begangen, der nicht weiter aufgeklärt werden kann. Der Angeklagte hätte auf der kurvigen Straße nach links lenken müssen, sei aber geradeaus gefahren.

Kritik an Standort der Bushaltestelle

Der Gutachter kritisierte gleich mehrere Dinge am Straßenabschnitt an der Bushaltestelle Kaisersruh. Einmal sei die Straßenführung wegen der leichten Kurven "unglücklich trassiert". Die Straße führe direkt auf den Wartebereich der Haltestelle zu, sagte er. Wenn man dort nicht "gegenlenke" entstünden solche Unfälle. Zudem sei der Standort der Haltestelle "äußerst bedenklich". Im Prinzip sei dort alles "zu eng".

Entschuldigung an die Hinterbliebenen

Der Unfallfahrer richtete während der Verhandlung einige Worte an die Vertreterin der Nebenklage. Er bedauere, was passiert sei und würde gerne der Mutter und Großmutter der Getöteten persönlich eine Entschuldigung aussprechen.

Die Mutter bzw. Großmutter der beiden Getöteten nahm am Prozess nicht teil. Es wäre laut ihrer Vertreterin für sie zu emotional. Sie habe sich so auf ihre Enkelin gefreut und sie an zwei Tagen in der Woche betreut. Sie ließ über ihre Vertreterin mitteilen, dass der Schmerz über den Tod der Tochter und der Enkelin unbeschreiblich sei.

Sicherheitstraining und Geldauflage

Neben der Bewährungsstrafe muss der Unfallfahrer ein Fahrsicherheitstraining absolvieren und 1.500 Euro an die Björn Steiger Stiftung zahlen. Eine Organisation, die sich für Notfallhilfe einsetzt.

Der Prozess fand in Köln statt, weil bei Heranwachsenden die Verhandlungen dort durchgeführt werden, wo die Angeklagten wohnen. Der jetzt 21-Jährige wurde nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt.