Familienvater in Aachen zu 12 Jahren Haft verurteilt

Stand: 30.09.2022, 17:15 Uhr

Am Freitag hat das Aachener Landgericht den 33-Jährigen wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er hatte auf seine getrennt lebende Ehefrau und deren Bruder geschossen.

Von Helga Lennartz

Aus verletztem Ehrgefühl soll der Familienvater gehandelt haben, sagen die Richter. Der 33-jährige soll im April in Würselen seine von ihm getrennt lebende Frau bedroht und deren Bruder durch Schüsse schwer verletzt haben. Der Bruder wurde lebensgefährlich verletzt.

Während der Urteilsbegründung schüttelte Ömer Ö. immer wieder verständnislos den Kopf. Dass er seinen Revolver mehrmals abgedrückt hatte, hatte er vor Gericht weitgehend zugegeben. Dass er in Tötungsabsicht handelte, jedoch nicht. Er habe bewusst nach unten gezielt, ließ er über seine Verteidiger wissen. Die hatten deshalb auch nur auf Körperverletzung plädiert und eine Bewährungsstrafe gefordert. Die Anwälte werden vermutlich gegen die Verurteilung Ömer Ö. wegen zweifachen versuchten Mordes angehen und Revision einlegen.

Schwager erlitt lebensgefährliche Schussverletzungen

30. April 2022: Am Nachmittag treffen sich der Angeklagte, seine von ihm getrennt lebende Frau und deren Bruder in der Nähe eines Sportplatzes in Würselen. Nach außen hin soll es unter Vermittlung des Schwagers zur Aussprache zwischen den Eheleuten kommen. Insgeheim hofft der Angeklagte aber, seine Ex-Frau würde endlich zugeben, dass sie während der Ehe eine Affäre hatte und das der wahre Grund für ihre Trennung gewesen sei. Laut Gericht steckte aber nicht Eifersucht hinter der fixen Idee von Ömer Ö., sondern nur verletztes Ehrgefühl.

"Gib es zu, gib es zu", herrscht Ömer Ö. seine Frau vor Ort an. Als sie nicht darauf eingeht, dreht er sich um, holt einen Revolver aus der Tasche und schießt unvermittelt in Richtung der 32-Jährigen. Die Kugel verfehlt ihr Ziel, seine Frau bleibt unverletzt und versteckt sich in einem nahen Gebüsch. Währenddessen stürzt sich ihr Bruder auf Ömer Ö. und wird von drei Geschossen in Bein und Bauch getroffen. Der 35-Jährige wird lebensgefährlich verletzt. Bis heute hat er körperliche Beschwerden und ist arbeitsunfähig. Für die Richter hat der Angeklagte den Tod des ehemals engen Freundes billigend in Kauf genommen.

Frau mit Psychoterror gequält

Bereits kurz vor der Tat hatte Ömer Ö. seine Frau mit Drohnachrichten bombardiert und sie übel beschimpft. Sollte sie die vermeintliche Untreue nicht gestehen, dann würde er sie töten, sie bestrafen. Tage vor der Schießerei wurde ein Rückkehrverbot über ihn verhängt, weil er in die ehemals gemeinsame Wohnung eindringen wollte. Auch hatte er Chat-Nachrichten zwischen seiner Frau und einem früheren Freund kopiert und an die Familie der 32-Jährigen geschickt, zum Beweis einer angeblichen Untreue. Ömer Ö. hoffte laut Gericht, die Frau würde wegen Ehebruchs von allen verstoßen und ihm würden dann die beiden gemeinsamen Kinder zugesprochen. Als alle seine Bemühungen nicht fruchteten, soll Ömer Ö. den Tod seiner Frau beschlossen haben.