Vom Geflüchteten zum Unternehmer: Konditor Ali Darwish

Stand: 04.07.2024, 16:32 Uhr

Ali Darwish flüchtete vor dem Krieg in Syrien. In Köln baute er eine eigene Konditorei auf. Das Geschäft läuft gut, Darwish will nun expandieren.

Von Niklas Bohlen

Es ist ein geschäftiger Vormittag in der Konditorei Darwish. Es wird gebacken, verpackt, verladen. Hinter dem Marmortresen steht der Chef, Ali Darwish. Gebügeltes weißes Polohemd mit goldenem Firmenlogo, die schwarze Schürze um den Hals gebunden.

Vor ihm auf großen Backblechen sorgfältig aufgereiht seine selbstgebackenen syrischen Süßigkeiten: Baklava mit Pistazien, mit Cashewkernen, mit Walnüssen. Auf die Frage einer Kundin, welche denn die Besten seien, antwortet Darwish ohne zu zögern: „Alle!“. Die Kundin lacht und entscheidet sich für eine gemischte Auswahl.

Ali Darwish ist Unternehmer durch und durch: In seinem Heimatland Syrien führte er über 20 Jahre lang eine große Konditorei mit drei Backstuben und mehr als 100 Mitarbeitenden. Seine süßen Gebäcke sind landesweit bekannt.

Ali Darwish - Ein syrischer Konditor in Köln WDR Studios NRW 04.07.2024 03:18 Min. Verfügbar bis 04.07.2026 WDR Online

Neustart in Deutschland

Der Krieg in Syrien veränderte die Lebenssituation von Ali Darwish und seiner Familie. Er musste die erfolgreiche Konditorei aufgeben und fällte einen Entschluss:

„Ich wollte vor dem Krieg flüchten und zufrieden weiterleben. Es war nicht leicht, mein Heimatland zu verlassen, doch ich wollte auch meine Familie in Sicherheit bringen.“ Ali Darwish, Konditor
Die Konditorei von Ali Darwish von außen | Bildquelle: WDR/ Niklas Bohlen

2017 kam Ali Darwish nach Deutschland. Eine fremde Sprache, keine Kontakte, die Freunde weit weg. Von Anfang an träumt er davon, selbst wieder eine eigene Konditorei zu betreiben – dieses Mal in Deutschland, in Köln. Ali Darwish will ein Unternehmen gründen. Das bedeutet Bürokratie, Banktermine, Notarschreiben.  

Er wendet sich an das Jobcenter. Hier vermittelt man ihn an das von der EU-geförderte Projekt „Act now!“, eine Art Beratung in Sachen Unternehmertum für Flüchtlinge und Asylsuchende. Darwish bekommt einen Trainer an die Seite gestellt, der mit ihm Schritt für Schritt das Unternehmen gründet.

Kein leichter Start

Dennoch dauert es fast eineinhalb Jahre vom Einstieg in das Training bis zur eröffneten Konditorei. Lange sucht Darwish nach einer geeigneten Ladenfläche. Irgendwann wird er in Köln-Sülz fündig und kann den Vermieter von seinem Plan überzeugen. Schließlich eröffnet er seine erste Konditorei – in Deutschland.

„Ich arbeitete zuerst nur mit meiner Familie. 18 Stunden am Tag, wir haben alles selbst gemacht.“ Ali Darwish, Konditor
Die Spezialitäten der Konditorei von Ali Darwish | Bildquelle: WDR/ Niklas Bohlen

Das Geschäft läuft gut. Erst kommen überwiegend arabisch-stämmige Kunden, später auch viele andere. Die Köstlichkeiten von Darwish sprechen sich in der Stadt schnell rum. Mittlerweile eröffnete der Konditor eine zweite Filiale in Köln, betreibt einen Online-Shop und beschäftigt 14 Mitarbeitende. Wenn es nach ihm geht, ist er aber noch lange nicht am Ziel. Der nächste Schritt: seine syrischen Süßigkeiten in den deutschen Einzelhandel zu bringen.

Ali Darwish ist in Deutschland angekommen und möchte auch bleiben.

„Ich bin sehr zufrieden in Köln, weil die Leute sehr freundlich und nett sind.“ Ali Darwish, Konditor

Unsere Quelle:

  • Interview mit Ali Darwish

Über dieses Thema haben wir auch im Morgenecho auf WDR5 am 04. Juli 2024 berichtet.