"Ich behalte gerne alte Sachen und kann mich schlecht trennen", lacht Stephanie Brendel aus Erftstadt und holt ihren rosafarbenen Führerschein aus dem Portemonnaie. Sie hat ihn noch nicht umgetauscht, auch wenn sie weiß, dass die Frist am 19. Januar abläuft. Sie ist 1973 geboren und gehört zur vierten Gruppe, die ihren Papierführerschein gegen die neue EU-Plastikkarte tauschen müssen.
Umtausch nach Jahrgängen gestaffelt
Seit 2022 läuft die Umtauschaktion. Zuerst waren die Jahrgänge von 1953-1958 dran. Es folgten die Jahrgänge 1959 bis 1964 und danach 1965 bis 1970. Alle danach Geborenen müssen erst jetzt von Papier auf Plastik wechseln.
Eine EU-Richtlinie schreibt den Wechsel auf den Scheckkarten-Führerschein vor. Er soll einheitlich und fälschungssicherer sein. Für viele Ämter bedeutet der Umtausch einen deutlichen Mehraufwand.
Behörden macht der Umtausch viel Arbeit
Allein im Kreis Euskirchen haben seit 2020 rund 22.000 Menschen ihren Führerschein umgetauscht, sagt Renee Blumenthal. Der Leiter der Führerscheinstelle ist froh, dass sein Team an den Schaltern inzwischen von vier auf sechs Mitarbeitende aufgestockt werden konnte.
Denn zeitweise gab es längere Wartezeiten. Die Anträge stapelten sich in der Behörde, besonders als die geburtenstarken Jahrgänge dran waren. Auch wenn der einzelne Umtausch nicht so viel Arbeit bedeutet, aber die Masse macht es. Jetzt soll die neue Karte im Regelfall innerhalb von drei Wochen nach dem Antrag per Post kommen.
Fahren mit altem Führerschein kostet Verwarnungsgeld
Wer nach Ablauf der Frist für seinen Jahrgang trotzdem noch keine neue Karte hat, der fährt zwar streng genommen nicht ohne Führerschein – denn die Fahrerlaubnis als solche läuft nicht ab. Aber Maximilian Reese von der Kreispolizei Rhein-Sieg warnt, wer den vorgeschriebenen Führerschein nicht dabei hat, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Dafür droht ein Verwarnungsgeld in Höhe von 10 Euro.
Auch der ADAC empfiehlt dringend den Umtausch. Denn neben der Verwarnung könnte es zum Beispiel beim Anmieten eines Mietwagens Probleme geben. Oder auch bei Führerscheinkontrollen im Ausland, wenn man nach Ablauf der Frist weiter mit dem alten Führerschein unterwegs ist.
Jahrgänge vor 1953 sind erst später fällig
Mit der Umtauschaktion sind dann bald die meisten Papierführerscheine aus dem Verkehr gezogen. Bis auf eine Ausnahme. Zu der gehört auch Heide Eschweiler aus Euskirchen. Sie hat ihren Führerschein 1962 gemacht und streicht liebevoll über den alten grauen Führerschein als sie sagt: "Den will ich auch eigentlich gar nicht abgeben."
Muss sie auch noch nicht. Denn alle, die wie Heide Eschweiler vor 1953 geboren sind, haben mit dem Umtausch noch bis zum Jahr 2033 Zeit. Und für alle gilt: Wer seinen alten "Lappen" behalten möchte, kann ihn beim Umtausch einfach ungültig machen lassen und dann als Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Quellen:
- Bundesverkehrsministerium
- Kreis Euskirchen
- Polizei Rhein-Sieg-Kreis
- ADAC