Bessere Infrastruktur für E-Autos - Tankstellen fordern finanzielle Anreize

Stand: 31.03.2023, 10:37 Uhr

Mehr Ladesäulen für E-Autos statt Zapfsäulen für Verbrenner: Die Ampel-Koalition will den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur voranbringen. Doch für Tankstellen-Betreiber gibt es ein Problem.

Allein der Auto-Verkehr in Deutschland wirbelt Experten zufolge pro Jahr rund 100 Millionen klimaschädliches CO2 in die Luft. Die Ampel-Koalition hat sich daher auf die Fahne geschrieben, die E-Mobilität voranzubringen - durch einen Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur. Mindestens alle 60 Kilometer soll es künftig eine Möglichkeit geben, sein Auto aufzuladen - möglichst im gesamten EU-Raum. Um dieses Ziel umzusetzen, sollen künftig auch die Tankstellenbetreiber in die Pflicht genommen werden.

Wirtschaftlich nicht rentabel

Ein Tankstellen-Betreiber in Bonn winkt indes ab. Für ihn sei es aktuell wirtschaftlich nicht rentabel, sich Ladestationen für E-Autos zuzulegen, sagt er dem WDR. Nicht nur die Ladesäulen selbst seien sehr teuer. Auch der damit verbundene Umbau der Tankstelle verursache hohe Kosten. Die Bundesregierung müsse für Tankstellen-Betreiber mehr finanzielle Anreize schaffen, damit sie auf ihrem Gelände Ladestationen installieren.

Freie Tankstellen sind bereit - mit Einschränkungen

Grundsätzlich spreche nichts dagegen, E-Ladesäulen an allen 14.000 freien Tankstellen in Deutschland zu installieren, sagt Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen (BFT) am Freitag dem WDR. Eine Ladesäule mit 300 kW Leistung koste zwischen 90.000 und 120.000 Euro, aber mit der Anschaffung allein sei noch niemandem geholfen. "Unser Problem ist: Wir haben kein ausreichendes Leitungsnetz." Besonders in ländlichen Gebieten müsse die Infrastruktur erst entstehen - das könne unter Umständen drei bis vier Mal so teuer werden wie die reinen Kosten für die Ladesäulen. Leitungen seien aber nicht Aufgabe der Tankstelleninhaber, sondern der Stromnetzbetreiber.

"Ich baue ja auch keine Raffinerie, wenn ich eine Tankstelle bauen möchte." Stephan Zieger, Bundesverband freier Tankstellen

Erst 80.000 Ladestellen

Im Jahr 2021 hatten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hierzulande erst 355.961 von 2.622.132 neu zugelassenen Pkw einen Elektroantrieb - Tendenz leicht steigend. In ganz Deutschland gibt es aber erst 80.000 öffentliche Ladestellen. Eine Million sollen es bis 2030 werden. Ein ehrgeiziges Ziel.

"E-Mobilität wird nur dann eine Rolle spielen, wenn wir die entsprechende Ladestruktur haben", sagt Dirk Jansen vom Landesverband NRW des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) gegenüber dem WDR. Hier hinke Deutschland "noch Lichtjahre hinter den Notwendigkeiten hinterher".

Beim Ausbau der Ladestruktur gehe es aber nicht nur darum, an die innerstädtischen Zentren zu denken. Ladesäulen müsse es flächendeckend im Land geben. Hier müssten sich die Tankstellen zunehmend umstellen.