Wenn der promovierte Jurist Werner Pfeil (FDP) und NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) im Landtag aufeinander treffen, entspinnt sich nicht selten ein unterhaltsamer verbaler Schlagabtausch.
Denn beide Politiker sind humorbegabt und haben ein Gespür für Feinsinniges. Eigenschaften, mit denen sie jedes Klischee vom trockenen Juristen widerlegen. Seit 2022 leitet Pfeil die Sitzungen des Rechtsausschusses im NRW-Landtag.
Der Karnevals-Präsident
Dass Werner Pfeil auch jenseits des politischen Parketts große Sitzungen bändigen kann, bewies er über viele Jahre als Präsident des Aachener Karnevalsvereins (AKV). Der Verein bietet jährlich mit dem "Orden wider den tierischen Ernst" seinen Preisträgern (meist sind es Männer) aus Politik, Wirtschaft und Kultur die große Fernsehbühne. Im Narrenkäfig halten sie dann mal mehr oder weniger lustige Reden.
Unter Pfeils zwölfjähriger Präsidentschaft wurden unter anderem Christian Lindner, Markus Söder, Gregor Gysi, Winfried Kretschmann, Julia Klöckner und Armin Laschet zu Ordensrittern ernannt. Ende August 2022 trat Pfeil als AKV-Präsident ab - und wurde Ehrenpräsident des Vereins.
Das Flutopfer
Geboren wurde Werner Pfeil 1966 in Stolberg im Rheinland. Nach seinem Jura-Studium in Trier und London und seiner Promotion (Thema "Historische Vorbilder und Entwicklung des Rechtsbegriffs der 'Vier Grundfreiheiten' im Europäischen Gemeinschaftsrecht") ließ er sich als Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt in der Nähe von Aachen nieder.
Seine Kanzlei in der Stolberger Innenstadt, die in einem Talkessel liegt, wurde durch den Starkregen und das folgende Hochwasser im Juli 2021 verwüstet. Bevor er selbst betroffen war, gehörte der Katastrophenschutz zu einem seiner politischen Schwerpunkte.
Als Landtagsabgeordneter war Pfeil von 2017 bis 2022 Sprecher seiner Fraktion für Feuerwehren und Katastrophenschutz. Aktuell ist er auch Mitglied im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Hochwasserkatastrophe und im Kulturausschuss.
"Wir waren unzureichend vorbereitet auf Katastrophen jeglicher Art", bilanziert Pfeil heute. Als Beispiele nennt er neben dem Hochwasser auch die Corona-Pandemie und die zahlreichen Waldbrände.
Pfeil und der Papst
In einem Interview sagte Werner Pfeil mal auf die Frage, wen er gerne kennenlernen möchte: "Papst Franziskus". Denn, so erzählt er im WDR, obwohl sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, habe sie immer noch eine große Bedeutung. "Mal zu hinterfragen, wie er die Kirche reformieren will, ist auch für Liberale interessant."
Sollte er den Papst treffen, könnte er direkt bei ihm ein Anliegen vortragen, dass ihm wichtig ist: Er will die Wartezeiten für den Kirchenaustritt verringern. Denn, so Pfeil, es gebe eine "Ungleichbehandlung für Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen. Die einen brauchen Monate, andere können es in kürzester Zeit machen."