Solarzellen auf öffentlichen Gebäuden: "Noch viel Luft nach oben"

Stand: 16.08.2024, 16:47 Uhr

Die Landesregierung hat eine Solarpflicht beschlossen, gültig für öffentliche Häuser. Die wenigsten haben bislang eine Anlage.

Von Tobias Zacher

Bei der Energiewende - weg von Kohle, Öl und Gas, hin zu Windkraft und Solarzellen - will die Politik oft mit gutem Beispiel voran gehen. So hatte die Landesregierung bereits 2019 eine Ausbauoffensive für Solarzellen auf landeseigenen Gebäuden beschlossen. Auch Kommunen erklären immer wieder, auf ihren Gebäuden Solaranlagen installieren zu wollen.

Doch wie ernst gemeint sind diese Versprechen? Das hat der Klimaanlagen- und Heizungshersteller Viessmann nun bundesweit untersucht. Im Mittelpunkt der Analyse standen Städte mit mindestens 50.000 Einwohnern.

NRW im Länder-Vergleich auf Platz 11

Das Ergebnis: Lediglich 1,1 Prozent aller Solaranlagen bundesweit sind auf den Dächern öffentlicher Gebäude installiert. Nordrhein-Westfalen steht noch etwas schlechter da, liegt mit 0,79 Prozent auf Platz 11 des Bundesländer-Vergleichs.

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Immerhin: Beim Vergleich der untersuchten Städte steht das nordrhein-westfälische Kleve auf Platz eins. Auch Willich mit Platz sieben holt eine Top-10-Position.

"Auf kommunalen Liegenschaften in NRW gibt es für die Installation der Photovoltaik noch viel Luft nach oben", kommentiert Jakob Schmid, Solar-Experte beim Landesverband Erneuerbare Energien (LEE). Derzeit werde "die Chance verpasst, mit gutem Vorbild voranzugehen." Der LEE ist der Branchenverband der Ökostrom-Unternehmen in NRW.

"Chance verpasst, mit gutem Vorbild voranzugehen"

Die Prozentzahl stellt nicht etwa den Anteil der öffentlichen Gebäude dar, die mit Solarmodulen bedeckt sind. Stattdessen hat Viessmann das Verhältnis von Anlagen auf öffentlichen Gebäuden zu der Gesamtzahl der installierten Anlagen berechnet.

Alle so in NRW untersuchten Städte haben wir in einer Grafik zusammengestellt.

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150 von gut 4.000 Landesgebäuden mit Solaranlage

Doch nicht nur die kommunale Ebene, auch das Land hat nur einen Bruchteil eigener Gebäude mit Solarzellen ausgerüstet - das ist das Ergebnis einer WDR-Anfrage. Vor fünf Jahren hatte die damals schwarz-gelbe Landesregierung beschlossen, vermehrt Solarzellen auf den Dächern des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) zu installieren. In der entsprechenden Pressemitteilung hieß es damals, man wolle "geeignete Liegenschaften identifizieren und Anlagen in Betrieb nehmen, die sich selbst finanzieren." Der BLB unterhält rund 4.000 Gebäude - auf rund 150 davon sind aktuell Solaranlagen installiert, wie der Landesbetrieb mitteilt.

Von den Gebäuden der Landesregierung ist nur die Staatskanzlei komplett ausgestattet. Ansonsten ist auf dem Kultur- und Wissenschaftsministerium eine von drei geplanten Anlagen aufgebaut, die anderen beiden sollen bald folgen. Der Neubau für den Landesrechnungshof sowie das Verwaltungshochhaus B1, das für das Landeskriminalamt saniert wird, erhalten in den kommenden Monaten ebenfalls eine Solaranlage.

Landesregierung hat Solarpflicht eingeführt

Doch die Zahlen dürften bald steigen: Seit diesem Jahr gilt in NRW eine Solarpflicht für öffentliche Gebäude. In dem entsprechenden Gesetz heißt es: "Auf geeigneten Dachflächen von Landesliegenschaften sind möglichst bis zum 31. Dezember 2025 Anlagen zur Erzeugung von Strom aus solarer Strahlungsenergie zu installieren und zu betreiben."

Für neu gebaute Häuser, die im Eigentum der Kommunen sind, gilt die Solarpflicht seit 1. Juli. LEE-Mann Schmid findet den Zeitpunkt der Viessmann-Untersuchung deshalb "gut gewählt": Für künftige Auswertungen, ob die von der Politik beschlossene Solarpflicht auf öffentlichen Gebäuden überhaupt wirkt, sei sie die Studie ein geeigneter Ausgangspunkt.

Für neue private Wohngebäude greift die Pflicht zur Installation einer Solaranlage etwas später: Sie gilt für alle Gebäude, für die nach dem 1. Januar 2025 ein Bauantrag eingereicht wird.

Über dieses Thema berichtet der WDR auch in seinen Hörfunk-Lokalzeit, zum Beispiel um 12:31 Uhr auf WDR 2.