EM-Begeisterung: Kommt nun die neue Olympiabewerbung für NRW?

Stand: 19.08.2022, 17:00 Uhr

Die EM in München begeistert Zuschauer und Sportler - und entfacht erneut die Diskussion um eine deutsche Olympiabewerbung. Sportmanager Michael Mronz will an Rhein und Ruhr 2036 einen neuen Anlauf nehmen.

Von Niklas Schenk

An den Fernsehern fiebern Millionen mit, ins Olympiastadion kamen alleine zur Eröffnungsfeier um die 50.000 Zuschauer und Sportler und Sportlerinnen schwärmen von der grandiosen Atmosphäre: Die European Championships in München, also eine Europameisterschaft in neun Sportarten, begeistert ganz Deutschland in diesen Tagen.

Das Event entfacht damit eine ewige - und für Deutschland und NRW zuletzt oft schmerzhafte - Diskussion: Wann finden mal wieder Olympische Spiele in Deutschland statt?

Mronz macht sich für erneute Bewerbung stark

Geht es nach dem Sportmanager Michael Mronz, dann sollte Deutschland erneut eine Bewerbung wagen. Mronz treibt seit Jahren seine Idee für Olympische Sommerspiele an Rhein und Ruhr voran - in 15 Städten aus der Region, genutzt werden sollen fast nur bestehende Sportanlagen. Um Basketball-Gold soll es im Telekom Dome in Bonn gehen, geboxt werden soll im Königpalast in Krefeld und schwimmen könnten die Olympioniken laut Mronz Plänen ja in der umgewandelten Arena auf Schalke.

"Wenn Deutschland geschlossen hinter einer Bewerbung steht, haben wir gute Chancen, auch international", sagt der 55-Jährige gegenüber dem WDR. Land und Kommunen würden das unterstützen. "Ein solches Großereignis kann als Vehikel genutzt werden, die Bevölkerung wieder verstärkt für Sport zu begeistern", glaubt Mronz. Und laut ihm positive Auswirkungen auf das Gesundheitswesen haben.

Im vergangenen Jahr war die private Initiative des Managers in der Bewerbung für Olympia 2032 krachend gescheitert, das IOC entschied sich für das australische Brisbane - trotz der klaren Unterstützung der damaligen NRW-Landesregierung um den ehemaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Die Rhein/Ruhr-Bewerbung reihte sich damit ein in mittlerweile sieben gescheiterte deutsche Olympiabewerbungen seit 1986.

Olympia 2036 wäre riskant, aber Mronz möchte Symbolik nutzen

Trotzdem wirbt Mronz nun für einen neuen Anlauf. Er hält auch eine deutsche Bewerbung für die Sommerspiele 2036 für möglich - trotz der Symbolik, die unweigerlich mit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin während der NS-Diktatur verbunden wird. "Wir müssen unsere Bürgerinnen und Bürger fragen, ob sie einen Malus oder eine Chance darin sehen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass man diese Symbolik nutzt und aufzeigt, wie weltoffen Deutschland im Vergleich zu damals ist. Dass wir jetzt ein Land sind, das Werte wie Integration und Miteinander auf allen Ebenen fördert und Minderheiten, die damals ausgegrenzt wurden, nun massiv unterstützt."

Der bayerische Sport- und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält eine Bewerbung ebenfalls für möglich. "Ich hoffe, dass diese European Championships ein Zeichen dafür sind, dass wir in Deutschland wieder Olympische Spiele austragen werden. Deutschland muss sich - egal an welchem Standort - zu einer Bewerbung aufraffen", sagte er gegenüber der "Rheinischen Post".

Zumindest für das Jahr 2036 hatte Herrmanns Parteikollege und früherer Bundessportminister Horst Seehofer eine deutsche Bewerbung immer strikt abgelehnt. Auch in NRW warnen in diesen Tagen Stimmen vor einer Bewerbung, etwa Elisabeth Müller-Witt von der SPD: "Ich könnte mir vorstellen, dass 2036 ein ungutes Gefühl bei Teilen der Bevölkerung und auch im Ausland auslösen könnte.“

Der DOSB prüft eine Bewerbung, will aber erst eine Befragung

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) merkt ganz genau, dass die Diskussion um Olympia in Deutschland erneut Fahrt aufnimmt - und befeuert diese obendrein noch selbst. "Wir machen uns Gedanken über olympische Spiele, ob Winter oder Sommer. Wir überlegen das natürlich", sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert gegenüber der ARD. Ob schon für 2036 und wenn ja, in welcher deutschen Stadt - da hält sich Weikert aber noch bedeckt.

Erst einmal möchte der DOSB im Dezember seine Mitglieder befragen. "Dann werden wir sehen, ob Deutschland wirklich Olympia will", sagt Weikert. Man dürfe sich von der Münchner Begeisterung jedoch nicht "zu sehr treiben lassen lassen" - Fehler der Vergangenheit möchte man nicht noch einmal machen und nichts überstürzen. Die Bevölkerung bei einer Bewerbung "rechtzeitig einzubeziehen", hat auch die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag als Bedingung für eine Olympia-Bewerbung genannt.

Weikert: Ohne Nachhaltigkeit brauchen wir es nicht probieren

"Es muss nachhaltig sein, sonst brauchen wir gar nicht antreten", sagt DOSB-Präsident Weikert. Das könnte für eine erneute Rhein/Ruhr-Bewerbung sprechen, wenn Deutschland es mit einer Olympia-Bewerbung tatsächlich nochmal probieren sollte. Vielleicht bekommt NRW dann aber auch noch Konkurrenz aus Berlin und München, die beide fertige Olympiastadien und weitere Sportstätten haben. Wie erfolgreich Sportveranstaltungen dort sein können, zeigt München bei der EM ja gerade ganz Deutschland.