Mindestlohn für Ferienjobs? Aktuelle Stunde 25.07.2023 23:02 Min. UT Verfügbar bis 25.07.2025 WDR Von Alexander Roettig

Mindestlohn auch bei Ferienjobs? Was dafür und was dagegen spricht

Stand: 25.07.2023, 17:19 Uhr

Macht es einen Unterschied, ob 17-Jährige oder 20-Jährige im Biergarten jobben? Für den Gast vielleicht nicht, für die Aushilfskraft schon. Denn die Bezahlung kann sich deutlich unterscheiden. Die SPD möchte das nun ändern.

Von Rainer Striewski

Emily Reissmann hat Glück. Weil sie schon 18 Jahre alt ist, bekommt sie für ihren Ferienjob im Biergarten an der Mühlenweide in Duisburg den Mindestlohn von zwölf Euro die Stunde. Wäre sie nur etwas jünger, könnte das ganz anders aussehen. Denn unter 18-Jährige haben gar keinen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn

Das möchte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ändern. "Die 16-Jährige, die im Biergarten Bierkrüge an die Tische bringt, leistet die exakt gleich wertvolle Arbeit wie der 20-Jährige, der das tut", sagte Kühnert der "Stuttgarter Zeitung". Die Ausnahme beim Mindestlohn für unter 18-Jährige wäre "eine nicht begründbare Verzerrung", so der SPD-Politiker.

Gewerkschaft: "Alles unter Mindestlohn menschenunwürdig"

Jansen: "Ausschluss macht keinen Sinn." | Bildquelle: WDR

So sieht es auch die Gewerkschaft. "Alles, was weniger als Mindestlohn ist, ist menschenunwürdig", betont Andreas Jansen vom DGB in NRW. "Wenn man das als soziale Unterlinie akzeptiert, macht es keinen Sinn, dass Schülerinnen und Schüler von diesem Mindestlohn ausgeschlossen sein sollten, wenn sie dieselbe Arbeit machen."

Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft sieht das anders: Warum solle ein Schüler unter 18 nicht für zehn Euro abends kellnern? "Wenn er Lust dazu hat und ihm die Tätigkeit Spaß macht, dann finde ich den Verdienst auch nicht unbedingt sittenwidrig oder unfair", sagte Lesch dem WDR. Zumal Schüler dem Kellner-Job zumeist nur temporär nachgingen und sie dafür keine besonderen Qualifikationen mitbringen müssen.

Nicht alle unter 18-Jährigen verdienen unter Mindestlohn

Allerdings sind unter 18-Jährige nicht automatisch vom Mindestlohn ausgeschlossen. Viele Betriebe zahlen heute schon allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den selben Lohn, denn Personal wird gerade in der Gastronomie oft händeringend gesucht.

Kevin Kuhn etwa betreibt in Bochum eine Eisdiele. In den Ferien beschäftigt er mehr als ein Dutzend Schülerinnen und Schüler "Wir sagen immer: Wenn die etwas leisten, dürfen die natürlich auch das gleiche verdienen wie ihre älteren Kolleginnen."

CDU und FDP gegen generelle Ausweitung

Witzel (FDP): "Wir sind skeptisch." | Bildquelle: WDR/privat

Bei der FDP stößt der Vorstoß von Kevin Kühnert auf Skepsis. "Zu bedenken ist, dass viele dieser Tätigkeiten ansonsten auch entfallen würden, wenn jede Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft auch sofort nach Mindestlohn entlohnt werden müsste", betont Ralf Witzel, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion. "Und im Übrigen ist es ja so, in vielen Tätigkeiten fallen ja auch noch zusätzliche Einnahmen an, beispielsweise durch Trinkgelder in serviceorientierten Tätigkeiten."

Auch die CDU verweist auf den unterschiedlichen Qualifikationsstand von Jüngeren und Älteren - und regt eine prozentuale Abstufung des Mindestlohns an, nach dem Motto: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei gleicher Qualifikation."

Wer legt den Mindestlohn eigentlich fest?

Der gesetzliche Mindeslohn wurde 2015 in Deutschland eingeführt. Er gilt für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren und teilweise auch für Praktikantinnen und Praktikanten. Bei seiner Einführung betrug der Mindestlohn 8,50 Euro. Seitdem ist er mehrfach angepasst worden.

Diese regelmäßige Anpassung ist im Mindestlohngesetz (MiLoG) geregelt. Über die Höhe berät eine unabhängige Mindestlohnkommission mit Vertretern aus Gewerkschaften und Arbeitgeber. Sie macht der Bundesregierung alle zwei jahre einen Vorschlag zur Anpassung des Mindestlohns.