Messergewalt an Schulen in NRW nimmt zu | Aktuelle Stunde 02:46 Min. Verfügbar bis 11.10.2026

Exklusive Zahlen: Immer mehr Messerattacken an Schulen in NRW

Stand: 11.10.2024, 19:12 Uhr

Ende August hat Innenminister Herbert Reul über zunehmende Messerattacken in NRW zuletzt informiert. Nun liegen dem WDR die jüngsten Zahlen zu Schulen vor – auch hier lässt sich ein beträchtlicher Anstieg beobachten.

Andreas Tempel ist Vorsitzender des NRW-Landesverbandes "Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule". Zugleich leitet er die Alexander-Coppel-Gesamtschule in Solingen. Mitunter finde er tatsächlich Messer. Nämlich dann, wenn er Schülerinnen und Schüler auf entsprechende Hinweise hin bittet, ihre Taschen zu leeren. Nicht immer sind es dann bloß Taschenmesser. Obwohl Messer an NRWs Schulen verboten sind.

Messergewalt steigt um 50 Prozent

Eine Person hältvor einem Schulgebäude ein Klappmesser in der Hand. | Bildquelle: WDR / picture alliance / dpa

Messerstraftaten an Schulen in NRW haben im vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent zugenommen. Das geht aus Zahlen des Innenministeriums hervor, die dem WDR exklusiv vorliegen. Demnach verzeichnet das Landesinnenministerium für das vergangene Jahr 293 Straftaten an Schulen mit Stichwaffen. Das ist im Vorjahresvergleich eine beträchtliche Steigerung – und zwar um rund die Hälfte. 2022 wurden 193 Fälle erfasst.

Straftaten bei Klassenfahrten gestiegen

Die Reaktion von NRW-Innenminister Herbert Reul von der CDU: Ernstnehmen. Und die Gründe dafür herausfinden. Schließlich sei das eine Frage, die ihn schon lange beschäftigt. Das Innenministerium erfasst auch die Straftaten jenseits des Schulgeländes, zum Beispiel bei Klassenfahrten oder Schulsport. Hier ist der Zuwachs noch höher. Die Fallzahlen haben sich mehr als verdoppelt: von 99 Straftaten 2022 auf 217 im vergangenen Jahr. Allerdings gab es auch im Vor-Corona-Jahr 2019 bereits 182 Fälle, bevor die Zahlen in den Folgenjahren auf zweistellige Werte zurückgingen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) | Bildquelle: ddp / Flashpic

FDP fordert schnellere Gerichtsverfahren

Alarmierend findet Marc Lürbke die Entwicklung. Er ist der innenpolitische Sprecher der nordrhein-westfälischen FDP-Fraktion. Die Zahl der Messerstraftaten an Schulen in NRW schieße durch die Decke. „Das ist ein dramatisches Warnsignal und zeigt, wie sehr die Messergewalt zur traurigen Realität für viele Schülerinnen und Schüler.“ Die NRW-FDP fordert ein Sofortprogramm für Jugendtreffs und Schulen und schnellere Gerichtsverfahren.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen in der Aktuellen Stunde vom 11.10.2024