Diebstähle in Krankenhäusern nehmen sprunghaft zu

Stand: 29.07.2024, 06:00 Uhr

Diebstähle in Krankenhäusern sind in ganz NRW sprunghaft angestiegen. Patienten sind den Kriminellen aber nicht hilflos ausgeliefert.

Von Moritz Börner

Wer ins Krankenhaus muss, hat meist ganz andere Sorgen, als sich um seine Wertsachen zu kümmern. Genau das nutzen Kriminelle aus: Über 4.000 Mal haben Diebe im vergangenen Jahr in Krankenhäusern, Kurhäusern und Sanatorien zugeschlagen und Patienten beklaut.

Smartphone, Tablet, Portemonnaie - es kann teuer werden

Hildegard Breidenbach ist Patientin im Augusta Krankenhauses in Düsseldorf, das unter anderem spezialisiert ist auf Gefäßchirurgie. Die Seniorin ist nur für einen Tag hier. Es ist ein ambulanter Eingriff: morgens kommt sie, abends geht sie.

Aber das, was Hildegard Breidenbach für die paar Stunden alles an Wertsachen mitgebracht hat, ist richtig viel Wert: Ein Tablet, ein Smartphone, Kopfhörer. Dazu ein Portemonnaie und etwas Schmuck. Deutlich über tausend Euro kommen schnell zusammen.

Fette Beute im Krankenhaus | Bildquelle: dpa/Pleul

Während der Operation kann niemand auf die Wertsachen aufpassene. "Eine Schwester hat meine persönlichen Sachen in einen Plastiksack getan und das hochgebracht in mein Zimmer", erklärt Hildegard Breidenbach. In dem abgeschlossenen Einzelzimmer sind die Wertsachen sicher.

Aber nicht immer klappt die Verwahrung so gut. Unbeaufsichtigte Wertsachen werden besonders dann zur leichten Beute von Dieben, wenn Patienten sich ein Zimmer teilen.

Deutlich mehr Diebstähle in 2023

Die Zahl der Diebstähle in Kliniken ist kräftig angestiegen: 2023 gab es laut Landeskriminalamt im Vergleich zum Vorjahr knapp 18 Prozent mehr Fälle, die Schadenssumme liegt bei 2,4 Millionen Euro. Das sind zwar immer noch weniger als vor der Corona-Pandemie. Die Zahlen zeigen aber auch: Seit die Corona bedingten Zugangsbeschränkungen in den Krankenhäusern aufgehoben worden sind, haben es Diebe wieder auf die Wertsachen von Patienten abgesehen.

"Was man nicht dabei hat, kann auch nicht geklaut werden"

Die Patienten machen es den Dieben oft nur allzu leicht. Denn was viele vergessen: Krankenhäuser sind für jedermann zugänglich. "Krankenhäuser sind ein öffentlicher Raum", sagt Pflegedienstleiter Niklas Benedix. "Es kommt vor, dass Patienten vor einer Untersuchung auch das Handy auf dem Nachtschrank liegenlassen und sagen, ach ja, hier kommt ja keiner rein. Oder man sagt, ach der Mitpatient ist doch da, der kann darauf aufpassen.  Dann geht der Mitpatient aber selber zu einer Untersuchung und schon ist keiner mehr da."

Der Pflegedienstleiter empfiehlt, bei einem geplanten Krankenhausaufenthalt Schmuck und größere Mengen Bargeld gar nicht erst mitzunehmen, nach dem Motto: Was man nicht dabei hat, kann auch nicht geklaut werden.

Tresore bieten Sicherheit

Im Augusta Krankenhaus wurden in den vergangenen Jahren, zusätzlich zu den verschließbaren Schränken, auch Tresore in den Zimmern installiert. Per Zahlencode lassen sich Wertsachen wegschließen. Die Tresore gibt es mittlerweile in so gut wie allen Krankenzimmern, und sie werden gut genutzt. In wie vielen der rund 330 Krankenhäuser NRW-weit es Tresore gibt, dazu gibt es keine Erhebung.

Wertsachen sicher verwahrt: Tresore im Krankenzimmer | Bildquelle: WDR

Kontrolle am Eingang als Lösung?

Um mehr Sicherheit zu schaffen und Diebe abzuschrecken, könnten auch Sicherheitskontrollen an den Eingangstüren der Krankenhäuser helfen, zumindest theoretisch. Praktisch sind sie aber kaum realisierbar. "Das ist ziemlich unrealistisch, wenn sie sehen, wie viele Patienten in Krankenhäusern liegen. Das sind vier Millionen im Jahr. Und wenn jeder nur statistisch zweimal besucht wird, haben sie ungefähr ein Drittel aller Bürger, die dann im Prinzip einmal im Jahr in einem Krankenhaus ist." All diese Menschen zu kontrollieren, sei schlichtweg unmöglich, so Matthias Blum von der nordrhein-westfälischen Krankenhausgesellschaft.

Diebe haben es auch auf medizinisches Gerät abgesehen

Auch die Krankenhäuser selbst sind von Diebstählen betroffen. So werden medizinische Geräte wie Stethoskope immer wieder von Dieben entwendet. Ob Einzeltäter oder Diebesbanden dahinter stecken, kann das Landeskriminalamt nicht sagen. Denn in den allermeisten Fällen sind keine Tatverdächtigen bekannt. Nur rund jede achte Tat wurde aufgeklärt.