Roboter-Hund und Drohnen: Im Labor testet die NRW-Polizei neue Technik

Stand: 14.09.2024, 06:00 Uhr

In Duisburg testet die NRW-Polizei seit zwei Jahren innovative Tools für den Einsatz. Wir haben das Labor besucht.

Von Nadja Bascheck

Tausende Menschen sind auf einer Demo, sie protestieren, tragen Banner und Flaggen mit sich. Doch nicht jedes Symbol, das dort auftaucht, ist sofort für jeden erkennbar und manche sind sogar strafbar.

Polizisten vor Ort müssten eigentlich bei jeder Demo ein Handbuch dabei haben, sagt Maikel Stiefel, damit sie erkennen könnten, ob ein Symbol verfassungsfeindlich ist oder nicht. Gerade seit dem 7. Oktober ist das ein Thema: Seit dem Tag, an dem die Terrororganisation Hamas Israel angriff, und in dessen Folge tausende Menschen in NRW auf die Straße gingen.

App zur Erkennung verfassungsfeindlicher Symbole | Bildquelle: WDR

Deshalb hat Stiefel die App "SPIKE" entwickelt. Hält man die Handykamera auf ein Symbol, erkennt die App dieses unter Umständen. Ein Beispiel: Das Bild eines Adlers in Kombination mit dem christlichen Fischsymbol. Es steht für eine Teilorganisation einer mittlerweile verbotenen Organisation aus dem rechtsextremen Spektrum. Die App umrandet das Symbol rot und gibt eine kurze Einordnung dazu aus.

Labor sammelt Erfahrungswerte

Seit Januar 2022 gibt es ein Labor der NRW-Polizei in Duisburg, in dem beispielsweise schon ein Roboterhund getestet und präsentiert wurde, der gefährliche Orte ohne direkte Bedrohung für Polizisten erkunden kann. Dominic Reese, Leiter des "Innovation Lab" der Polizei, erzählt, dass die Anwesenden sich damals fragten, ob man den Roboter überhaupt bräuchte.

Doch schon wenige Wochen später sei er zum ersten Mal im Einsatz gewesen. Auch das "International Police Cooperation Center", kurz IPCC, das während der Fußball-Europameisterschaft als Sicherheitszentrum in Neuss eingerichtet wurde, habe von dem Labor profitieren können. Es sei nach Erfahrungen konzipiert worden, die die Mitarbeitenden hier gesammelt haben, so Reese.

Dominic Reese zeigt ein KI-Tool der Polizei | Bildquelle: WDR

Auch an einem Tool mit Künstlicher Intelligenz arbeiten sie hier. Dadurch könne sich die Polizei unabhängig machen von Diensten wie ChatGPT und habe keine Probleme mit dem Datenschutz. Denn die Daten, mit denen die KI gefüttert wird, stammen von der Polizei selbst. Reese hat ein Beispiel für die Anwendung parat: Bei Ermittlungen kämen schnell Aktenwände voller Daten zusammen. Wenn dazu dann Fragen aufkommen, soll man mit Hilfe der KI schnell nach Antworten suchen können. Ein Vorgang, für den es bisher in der Regel "Manpower" brauche, sagt Reese.

Sensoren für Gewahrsamsräume

Radar für Gewahrsamsraum | Bildquelle: WDR

Im Innovationslabor wird derzeit auch ein neues Konzept für Gewahrsamsräume ausprobiert. Werden beispielsweise alkoholisierte Menschen von der Polizei in Gewahrsam genommen, dann sollen die Polizisten alle 15 Minuten prüfen, ob die Person noch atmet. Das übernimmt hier im Labor und Modellraum ein Sensor. Maikel Stiefel macht das vor: Er legt sich auf eine Pritsche und hält für einige Sekunden die Luft an. Ein Alarm geht los.

Die Idee stamme aus Südkorea, das sich mit einer alternden Gesellschaft konfrontiert sieht, sagt Leiter Dominic Reese. Dort soll mit solchen Sensoren ein Hausnotruf gestartet werden. Hier im Innovationslabor wird mit Tools wie diesem experimentiert, bevor man sie im nächsten Schritt testweise in einer Polizeistelle einrichten würde.

Mobilfunk per Drohne im Katastrophenfall

Vor dem Gebäude im Duisburger Hafen ist ein gut zwei Meter hoher Turm aus schwarzen Kisten aufgebaut, eine blaue Polizeidrohne steht daneben auf dem Boden. Sie ist mit einer Antenne versehen und über ein Kabel mit dem Turm verbunden.

Im Katastrophenfall, wenn es kein Mobilfunknetz mehr gibt, dann kann die Antenne auf der Drohne ein Signal zu einem nebenstehenden mobilen Funkmast aufbauen. Die Drohne kann, laut Reese, eine Woche lang auf der Stelle in der Luft stehen. Ob sie, so wie die anderen Technologien, an denen hier getüftelt wird, wirklich mal zum Einsatz kommt, wird sich zeigen.

Dominic Reese erinnert sich an die Flutkatastrophe vor drei Jahren. In so einem Fall wäre ein stabiles Funknetz wertvoll gewesen. Deshalb forschen er und seine Kollegen im Innovationslabor, damit die Polizei in NRW auch im digitalen Zeitalter breit aufgestellt ist.

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