NRW: Deutsche Bahn streicht viele Züge im Fernverkehr bis Dezember

Stand: 19.07.2024, 11:54 Uhr

Besonders das Rheinland ist betroffen, aber auch Westfalen: Ab August fahren in NRW monatelang deutlich weniger Fernzüge.

Von Tobias Zacher

Die Deutsche Bahn wird ihren Fernverkehr in NRW bereits ab August erheblich einschränken. Laut einer Aufstellung des NRW-Verkehrsministeriums, die dem WDR exklusiv vorliegt, ist davon am stärksten das Rheinland betroffen, aber auch Westfalen.

Beginn der Streichungen in wenigen Wochen

Demnach wirken sich die Streichungspläne insbesondere auf die Fernverkehrsachsen nach Berlin, Hamburg und Frankfurt aus. Die Einschränkungen in NRW beginnen bereits am 5. August. Sie sollen bis zum Fahrplanwechsel der Bahn am 14. Dezember gelten. Das bestätigte die Deutsche Bahn auf WDR-Anfrage. Ab Mitte Dezember sollen die Züge dann aber wieder fahren, so ein Sprecher des Konzerns.

Folgende Verbindungen sind betroffen:

  • Bonn: Fünf von neun Direktverbindungen nach Berlin sollen gestrichen werden.
  • Aachen: Zwei von vier ICE-Verbindungen nach Berlin sollen gestrichen werden.
  • Herzogenrath, Geilenkirchen, Erkelenz, Rheydt, Mönchengladbach, Viersen, Krefeld: Eine von zwei Direktverbindungen nach Berlin soll gestrichen werden.
  • Gütersloh: Drei von sechs ICE-Direktverbindungen nach Berlin sollen gestrichen werden.
  • Herford: Künftig soll hier nur noch einer von bisher vier ICE halten.
  • Düren: Die einzige Direktverbindung nach Berlin soll gestrichen werden.

Krischer: "Enorme" Auswirkungen auf Bahnverkehr in NRW

Oliver Krischer (Grüne) | Bildquelle: WDR/Rolf Vennenbernd/dpa

In einem Brief an Bahn-Chef Richard Lutz schreibt NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne), er hoffe sehr, dass es sich hierbei um "noch zu revidierende oder wenigstens nur um vorübergehende Streichungen handelt". Er spricht von "enormen" Auswirkungen auf die Bahnverbindungen in NRW. "Auch wenn mir die Herausforderungen in der Bahnbranche (Probleme mit der Infrastruktur, Fachkräftemangel, Kostensteigerungen usw.) sehr wohl bewusst sind, irritieren mich diese Reduzierungen von Verbindungen doch sehr", so Krischer.

Bahn: Anpassungen nur vorübergehend

Die Bahn betont, dass die genannten Fernzüge nur vorübergehend nicht fahren sollen: "Es handelt sich bei den genannten Angebotseinschränkungen im 2. Halbjahr nicht um die Streichung von Linien oder eine grundsätzliche Reduzierung des Angebots", hieß es in einer Stellungnahme. Grund für die Ausfälle seien die vielen Baustellen an Bahnstrecken. "Diese Rahmenbedingungen erfordern es, im Fernverkehr das Angebot für die zweite Jahreshälfte punktuell anzupassen", so der Sprecher.

Vor drei Wochen hatte der Spiegel berichtet, die Bahn plane vor allem Fernzüge nach Ostdeutschland zu streichen, und zwar dauerhaft. Bahn-Chef Richard Lutz hatte das damals zurückgewiesen mit den Worten "Unsere Planungen für den Fahrplan 2025, die im April abgeschlossen wurden, sehen keine Kürzungen vor". Zu möglichen Kürzungen bereits ab August äußerte er sich damals nicht.

Geldprobleme bei der Bahn

Eine Anzeigetafel meldet einen Zugausfall | Bildquelle: ddp/Gottschalk

Hintergrund der Diskussion um Kürzungen im Fernverkehrs-Angebot sind ernsthafte Geldprobleme des Staatskonzerns. Nachdem das Bundesverfassungsgericht im November den Klima- und Transformationsfonds (KTF) der Bundesregierung für verfassungswidrig erklärt hatte, wurden auch die Finanzpläne der Bahn über den Haufen geworden.

Zudem muss der Konzern ab dem kommenden Jahr mehr Geld für die Nutzung der Schienen bezahlen. Bei diesen so genannten Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Alle Unternehmen, die die Schienen nutzen, müssen sie zahlen, auch die Deutsche Bahn selbst. Die Bundesnetzagentur hatte eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 genehmigt. Deshalb sollen bei Fernzügen ab Jahresende voraussichtlich rund 18 Prozent mehr für die Nutzung des Schienennetzes fällig werden.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 19. Juli auch im Fernsehen und in Hörfunk.