Im Haus Luisenglück der Städtischen Seniorenheime Dortmund gibt es 88 vollstationäre Pflegeplätze. Brigitte Makowka konnte einen der begehrten Plätze ergattern.
Die Seniorin leidet unter Parkinson. Im vergangenen Jahr hat sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass ihr Mann sie nicht mehr alleine zu Hause pflegen konnte. Die 72-Jährige ist froh um den Platz hier im städtischen Seniorenheim und dankbar, nicht alleine zu sein.
Pflegeheime können den Pflegebetrieb nicht mehr aufrecht erhalten
Das Haus Luisenglück ist voll belegt - wie fast alle stationären Pflegeeinrichtungen in NRW. Täglich kommen neue Anfragen - die Warteliste ist lang. Aktuell werden in Nordrhein-Westfalen mehr als 167.000 pflegebedürftige Menschen stationär versorgt. Und diese Zahlen werden in den nächsten Jahren rapide ansteigen, so die Prognose des Statistischen Landesamtes.
Doch alleine zwischen Juli 2022 und September 2023 sind in NRW 2.145 vollstationäre Pflegeplätze weggefallen. Das zeigt eine Erhebung des Bundesgesundheitsministeriums. Ein Grund ist vor allem der Fachkräftemangel. Hinzu kommen steigende Kosten, etwa bei der Energie.
Mehr als 50 stationäre Einrichtungen mussten vergangenes Jahr Insolvenz anmelden. "Wir haben hier ein riesiges Brett zu bohren und das gesamtgesellschaftlich", sagt Bernhard Rappenhöner, der die privaten Pflegeanbieter in NRW vertritt. Die Entwicklung im System beobachtet er mit Sorge. "Ich glaube, die Dimension, was das für uns bedeutet, wenn Pflege als System nicht mehr funktioniert, ist uns noch gar nicht so richtig ins Bewusstsein gekommen“.
NRW braucht mehr Pflegepersonal für Heimbewohner
Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen rund 7.300 Pflegestellen nicht besetzt. Ein Großteil davon in der Altenpflege. Zwar haben vergangenes Jahr knapp 15.000 Menschen eine Pflegeausbildung begonnen, doch die Abbruchquote ist hoch - sie liegt bei rund 30 Prozent.
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion, Thorsten Klute, kritisiert die Landesregierung, weil sie aus seiner Sicht zu wenig gegen die hohen Abbruchzahlen unternimmt.
"In den nächsten 10 Jahren werden in Deutschland etwa 500.000 Menschen aus dem Pflegeberuf in Rente gehen", sagt Klute. "Die fehlen dann". Zugleich werde es ein starkes Wachstum an Pflegebedürftigkeit geben. "Und deshalb brauchen wir jede Auszubildende und jeden Auszubildenden, die den Weg in die Pflege gefunden haben".
Einrichtungen auf der Suche nach Fachkräften
Die Einrichtungen müssen kreativ werden, um mehr Fachkräfte für sich zu gewinnen. Im Ruhrgebiet haben sich fünf Träger zu einem Ausbildungsverbund zusammengeschlossen und haben extra eine Person eingestellt, die angehende Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert. 84 Auszubildende sind allein im vergangenen Jahr zum evangelischen Ausbildungsverbund Ruhrgebiet gekommen, um in Deutschland Pflegfachkraft zu werden. Das stellt allerdings die Ausbildungsbetriebe vor bürokratische Hürden. Denn die Anerkennung der Zeugnisse und die Ausstellung der Visa dauern viel zu lange.
In den Städtischen Seniorenheimen Dortmund haben sie eine neue Ausbildungsstation geschaffen, um mehr Bewerberinnen und Bewerber für den Pflegeberuf zu begeistern. Mehrere Auszubildende kümmern sich auf einer Pflegestation um die alten Menschen und übernehmen so Verantwortung. Der Plan ist bislang gut aufgegangen. Seit es die Ausbildungsstation gibt, haben sich wieder mehr junge Menschen beworben.
Über das Thema berichten wir am 24.03.2024 in Westpol im WDR Fernsehen.