Der Frachter "Fremantle Highway" war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, da löste vermutlich ein in Brand geratenes Elektroauto ein großes Feuer aus. Nach mehr als 24 Stunden ist der Brand weiter nicht unter Kontrolle, die Lage ist nach Angaben der Küstenwache aber stabil. Sollte der Frachter sinken, befürchten Umweltschützer eine Umweltkatastrophe.
An Bord sollen sich etwa 1.600 Tonnen Schweröl befinden. Zudem hat der Frachter knapp 4.000 Autos geladen, darunter 498 E-Autos, wie die japanische Reederei des Schiffs am Freitag gegenüber der niederländischen Nachrichtenagentur ANP erklärte. Zuvor war immer wieder von 25 E-Autos berichtet worden.
WDR: Aktuell ist das Feuer nicht gelöscht: Was ist die größte Gefahr?
Peter Andryszak: Im schlimmsten Fall bricht der Treibstofftank auf und entlässt das Öl. Dann hätten wir in der Nordsee und im Wattenmeer eine riesige Ölpest. Das Öl, mit dem Schiffe betrieben werden, ist zum größten Teil Schweröl. Das ist Sondermüll. Da sind jede Menge Giftstoffe drin. Je größer die Menge Öl, desto größer wäre das Problem. Das Öl würde sehr schnell und in diesem Fall mit Hilfe der Tide - also Ebbe und Flut - extrem große Flächen bedecken. Es bliebe auch nicht nur an der Wasseroberfläche: Schweröl treibt auch in der Wassersäule und in Form von Klumpen auch am Grund. Das Öl könnte, wenn es austritt, über Ameland hinaus mindestens bis zur Insel Borkum treiben. Von da würde es sich mit der Zeit immer weiter ausbreiten - auf Dauer wäre zumindest das gesamte ostfriesische Wattenmeer betroffen.
Was würde das Öl mit den Tieren und dem Wattenmeer machen?
Andryszak: Überall da, wo das Öl landet oder sich absetzt, würde Leben absterben. Das Öl erstickt alles: Seevögel, Robben, Bodenlebewesen und zum größten Teil auch Fische, Krabben und alles, was sich sonst an Leben im Watt aufhält, würden in den betroffenen Gebieten sterben. Wenn sich Meeressäuger wie Seerobben oder Meeresvögel mit dem Öl verschmutzen, vergiften sie sich einerseits. Zum anderen erfrieren sie schlichtweg, weil das Öl die Wärmeisolierung des Gefieders zerstört, insbesondere bei den Vögeln.
WDR: Würde sich das Watt irgendwann erholen?
Andryszak: Es gibt Studien von anderen Ölkatastrophen. Es ist von mindestens zehn Jahren auszugehen, in denen sich das Öl durch natürliche Prozesse nach und nach auflösen würde. Hilfreich wäre unter Umständen die Tide, die Bewegung bringt und das Öl weitertreiben lassen und verdünnen würde.
WDR: Für wie konkret halten Sie die Gefahr einer Ölpest?
Andryszak: Das ist reine Spekulation. Die Hoffnung ist, dass der Schiffsrumpf stabil bleibt.
Es hätte den Vorteil, dass die Schiffswände, die jetzt brandheiß sind, abkühlen würden. Das würde die Schiffsstruktur stabilisieren. Denn über die Hitze besteht aktuell die Gefahr, dass das Schiff instabil wird, weil der Stahl zu heiß wird. An der Linie zwischen Wasser und dem heißen Oberschiff wirken starke Kräfte wegen der starken Temperaturunterschiede – hier könnte es passieren, dass der Rumpf reißt. Wenn er das täte, würde das Schiff viel Seewasser aufnehmen, kentern und irgendwann untergehen. Der schlimmste Fall – wie gesagt – wäre, dass der Treibstofftank aufbricht und das Öl entlässt. Die Autos und das Schiff selbst sind nicht so ein großes Problem. Das ist im Prinzip Meeresmüll und der könnte unter Umständen geborgen werden.