Seit zwölf Jahren ist der 20. März der offizielle Weltglückstag der Vereinten Nationen. Dieser passt heute besonders gut, denn der Blick aus dem Fenster beziehungsweise der Gang ins Freie dürfte doch bei den meisten Menschen in NRW für gute Laune und Glücksgefühle sorgen: Die Vögel zwitschern, der Himmel ist hell und freundlich, die Sonne scheint, die Temperaturen kratzen knapp an der 20-Grad-Marke.
Doch das Wetter ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die dazu führt, dass sich Menschen glücklich fühlen. Im Weltglücksbericht, der einmal im Jahr vorgestellt wird und eine Rangliste aus 140 Länder bildet, spielen meteorologische und geografische Faktoren keine Rolle. Stattdessen orientiert sich der Bericht, bei dem Finnland seit Jahren ganz oben steht, an leichter vergleichbaren Punkten:
Das Pro-Kopf-Einkommen
Geld alleine macht zwar nicht glücklich, aber es spielt durchaus eine Rolle. Das finden zumindest die Ersteller des Weltglücksbericht, die die Höhe des Pro-Kopf-Einkommens als wichtigsten Beitrag miteinbeziehen. Der Kölner Verhaltensökonom Dominik Ernste sieht das genauso: "Geld macht nicht glücklich, aber kein Geld zu haben, macht unglücklich", sagte er dem WDR. Man habe über die Jahrzehnte beobachten können, dass "materieller Wohlstand sehr eng zusammenhängt mit der Lebenszufriedenheit der Menschen", sagte er dem WDR. Die Gleichung "je reicher, desto glücklicher" stimmt laut Ernste aber nicht. Es gebe eine Grenze, ab der mehr Geld nicht zu mehr Glück führen würde. Wie hoch diese genau ist? "Darüber wird gestritten."
Emily Kokoschka aus Dortmund: "Wenn ich Zeit mit Freunden verbringe und alle gute Laune haben und wenn man die Klausur geschafft hat.“
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Gesunde und hohe Lebenserwartung
Alle Wünsche werden klein, gegen den, gesund zu sein: Hier kommt gleich der nächste Kalenderspruch, der aber dennoch viel Wahrheit in sich birgt. Denn nicht nur die eigenen Gesundheit, auch die der Freunde und Verwandte hat einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit des einzelnen. Doch auch hier sei als Basis die Wirtschaftskraft eines Landes entscheidendend, findet Enste: "Man muss sich ein Gesundheitssystem, wie wir es in Deutschland haben, am Ende eben auch leisten können." Und bei aller Kritik am deutschen Gesundheitssystem: Ein Blick ins Ausland hilft hier oft, die Relationen zurechtzurücken.
Freiheit und soziale Unterstützung
Kann ich frei wählen, wie ich mein Leben gestalte? Gibt es Menschen, die mir bei Problemen beistehen? Spielt Großzügigkeit in der Gesellschaft eine Rolle? Je öfter diese Fragen positiv beantwortet werden, desto höher der "Glücks-Index" des jeweiligen Landes. Ein Konzept, das für die Soziologin Hilke Brockmann Sinn ergibt. "Es sind soziale Ereignisse, die die Menschen glücklicher machen", sagte sie dem WDR. "Diese muss man suchen und selbst gestalten." Dazu gehörten beispielsweise Unternehmungen mit Freunden und Familie.
Keine Korruption, Vertrauen in Institutionen, großzügiger Staat
Aber auch der Staat könne Bedingungen schaffen, um die Menschen glücklicher zu machen, glaubt Brockmann: "Dazu gehört eben eine sehr vertrauenswürdige Regierung, vertrauenswürdige Institutionen, auch eine gewisse Großzügigkeit von der öffentlichen Hand." In den vergangenen Jahren habe bei uns eine eher liberale Politik geherrscht, der Einzelne sei in den Vordergrund gerückt, das Gemeinwohl "doch ein bisschen zusammengespart worden", sagt Brockmann. Hier könne man von den skandinavischen Ländern lernen. Tatsächlich befinden sich mit Dänemark auf Platz 2, Island auf Platz 3, Schweden auf Platz 4 und Norwegen auf Platz 7 vier weitere skandinavische bzw. nordische Länder weit oben im Glücksranking.
Zum Thema Vertrauen in die Institutionen gehört für die Studienmacher auch die Abwesenheit von Korruption, die einen der wichtigsten Einflüsse auf das Glücksgefühl des Einzelnen haben soll. Das erklärt, wieso sich Länder wie Afghanistan, Libanon oder Kongo ganz unten auf der Liste finden. Denn dass dort Korruption ein großes Problem ist, zeigen die Berichte von "Transparency International" jedes Jahr aufs Neue.
Finnland: Seit Jahren an der Spitze
In den vergangenen sieben Jahren hat jeweils Finnland am besten beim Glücksbericht abgeschnitten - und das, obwohl die Klischees, die man als Mitteleuropäer im Kopf hat, das Leben dort erst einmal nicht sehr rosig scheinen lassen: Kalte und lange Winter, viel Dunkelheit, die geografische Nähe zum Aggressor Russland... Doch das spielt offenbar keine entscheidende Rolle in einem Land, in dem man Glück und Zufriedenheit sogar lernen kann. In den finnischen Schulen steht die Entwicklung von emotionalen Fähigkeiten auf dem Lehrplan, manchmal sogar als eigenständiges Unterrichtsfach.
"Die Finnen vertrauen einander, sie kümmern sich umeinander", sagte John Helliwell, einer der Autoren des Glücksberichts, dem WDR. "Es gibt ein sehr hohes Maß an Chancengleichheit in Bezug auf Bildung, Gesundheit und soziales Ansehen. Finnen vergleichen sich weniger und stehen nicht so sehr miteinander im Wettbewerb wie Menschen in anderen Ländern."
Unsere Quellen:
- Interview mit Verhaltensökonom Dominik Ernste
- Interview mit Soziologin Hilke Brockmann
- Auswertung Weltglücksbericht (Interview mit einem der Autoren, John Helliwell)