Auf dem Bild ist eine Illustration von zwei Schiffen auf dem Meer zu sehen.

Klimaschutz

So sollen Frachtschiffe in Zukunft klimafreundlicher fahren 

Stand: 07.11.2024, 17:07 Von Vincent Kretschmer Gamechanger

Von Vincent Kretschmer

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Ab 2050 sollen alle Schiffe klimaneutral fahren – das hat sich die Weltschifffahrtsorganisation IMO als Ziel gesetzt. Die Schifffahrt gilt zwar als umweltfreundlichste Form des Warentransportes, in der Summe macht sie aber rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes aus.

Derzeit wird auf hoher See meistens Schweröl als Treibstoff eingesetzt. Jetzt sucht die Industrie nach ökologischen Alternativen. Denn auch wenn sich für uns 2050 nach ferner Zukunft anhört – im Schifffahrtsgeschäft ist das wenig Zeit.

Containerschiffe sind durchschnittlich 20 bis 25 Jahre auf den Weltmeeren unterwegs. Das bedeutet, dass die Reedereien bis 2050 einen Großteil ihrer Flotte erneuern müssen, wenn das Ziel der IMO eingehalten werden soll.

Was wird der Treibstoff der Zukunft? 

Diese Frage ist noch nicht final beantwortet, denn es gibt mehrere mögliche Kandidaten. Gute Chancen dazu hat E-Methanol, heißt es in einem Papier des Öko-Instituts für den NABU. E-Methanol – sogenanntes grünes Methanol –   braucht Strom aus erneuerbarer Energie, allerdings sehr viel. Es löst sich aber schnell im Meerwasser, wodurch Unfälle weit weniger verheerend für die Umwelt wären. 

Es gibt auch andere Alternativen: Ebenfalls mithilfe von Ökostrom kann Ammoniak hergestellt werden. Der Nachteil hier ist allerdings, dass es für Menschen sehr giftig ist. Auch ist es möglich, Bio-Diesel aus beispielsweise Speiseölabfällen herzustellen, aber dafür wäre der Bedarf der Schifffahrt wohl viel zu hoch. 

Es bleiben also zwei Gewissheiten: Die Forschung ist hier noch nicht am Ende. Außerdem wird es ohne den Ausbau von erneuerbaren Energien schwierig, die gesteckten Ziele zu erreichen. 

Wie kann der Treibstoffbedarf gesenkt werden? 

Der klimafreundlichste Treibstoff ist der, der gar nicht erst verbrannt wird. Einer der leichtesten Wege, Treibstoff einzusparen, ist über Landstromanschlüsse im Hafen. Während der Liegezeit laufen die Maschinen weiter, da Strom für Kühlcontainer, Beleuchtung und Computer benötigt wird. Nach Plänen der EU soll es ab 2030 Pflicht sein, Schiffe in europäischen Häfen an die Steckdose anzuschließen.

Potential für Einsparung besteht auch beim "Fouling", dem Befall des Schiffsrumpfes durch Meerestiere. Wenn dieser reduziert wird, sinkt der Widerstand des Schiffs erheblich, und es wird wesentlich weniger Treibstoff benötigt. Außerdem kann so die Verbreitung von invasiven Arten minimiert werden. Viele Antifouling-Anstriche sind allerdings umweltschädlich. An einem Lack, der durch Stromfluss Fouling verhindert, wird gerade am Fraunhofer-Institut in Halle geforscht.

Nachhaltige Lieferketten: eine neue Ära der Segelschiffe? 

Eine Energiequelle, die auf den Meeren so gut wie immer vorhanden ist, ist der Wind. Dieser soll zukünftig auch für den Antrieb von Frachtschiffen genutzt werden.

Auch wenn wir die kommerzielle Segelschifffahrt eher mit vergangenen Zeitaltern in Verbindung bringen, könnte hier ein Revival bevorstehen. 2023 ist das Frachtschiff "Pyxis Ocean" zu ihrer Jungfernfahrt aufgebrochen. Ihre zwei riesigen Segel sollen dabei bis zu 30 Prozent des Treibstoffes einsparen.

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Wind als Antriebsquelle

Einzelne Fähren nutzen den Wind bereits durch Flettner-Rotoren als Antriebsunterstützung. Die hohen Zylinder drehen sich durch Windströmungen, und es entsteht ein Sog.

Das Prinzip ist seit beinahe hundert Jahren bekannt, wurde aber erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt. Ob oder wie sie Containerschiffen eingesetzt werden können, ist fraglich, da sie viel Platz an Deck brauchen.

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Der Weg zur Klimaneutralität: Effizienz statt Größe

Wie genau die Schifffahrt die Klimaneutralität erreichen wird, ist noch unklar. Aber zumindest die gesetzlichen Verpflichtungen dazu bestehen jetzt.

Die Zeit der riesigen Containerschiffe scheint langsam ohnehin vorbei zu sein, denn große Reedereien setzen inzwischen vermehrt auf Effizienz, statt auf Ladevolumen und Geschwindigkeit. Allerdings ist es noch ein sehr weiter Weg bis zur sauberen Schifffahrt.

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Kommentare zum Thema

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4 Kommentare

  • 4 Anonym 09.11.2024, 13:46 Uhr

    und zwischen (Tiefen-)wasser und Atmosphäre gibt es eine (nützliche?) Temperaturdifferenz

  • 1 Roswitha Kerz 18.11.2023, 16:58 Uhr

    Auch Sonne steht auf den den Meeren zur Verfügung. Es dürfte doch möglich, flexible Solarzellen auf den Decks anzubringen.