Die Grafik zeigt ein Smartphone mit einem Kreislauf, der eine Fabrik, Werkzeuge, ein Verkauf-Symbol und eine Recycling-Tonne enthält.

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Schluss mit Wegwerf-Handys: Nachhaltige Smartphones

Stand: 28.03.2024, 16:05 Von Anestis Jordanidis Gamechanger

Von Anestis Jordanidis

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Im Jahr 2023 haben Tech-Unternehmen weltweit über eine Milliarde Smartphones hergestellt. Jedes einzelne davon enthält über 60 Rohstoffe wie Kupfer, Tantal oder Gold. Der Abbau macht die Minenarbeiter:innen krank, verschmutzt das Trinkwasser und schädigt die Umwelt. Einige Unternehmen haben das Problem erkannt und Möglichkeiten gefunden, Smartphones nachhaltiger zu designen.

Weniger Elektroschrott durch modulare Smartphones

Eine Entwicklung hin zu nachhaltigen Smartphones sind modulare Geräte. Bei denen sind die einzelnen Teile in Modulen verbaut, die zusammengesteckt werden. So ist kein Kleber nötig und einzelne Teile sind austauschbar. Der Vorteil daran: Sie sind leichter zu reparieren und können an spezifische Vorlieben angepasst werden. Allerdings kommen die modularen Smartphones auf dem Markt nicht an die Leistung von Top-Modellen heran.

Kamera kaputt, das Smartphone an sich funktioniert aber noch gut – kein Problem, das Kamera-Modul kannst du easy selbst austauschen. Die vergleichbar einfache Möglichkeit zur Reparatur der modularen Smartphones kann dazu führen, dass weniger Elektroschrott anfällt. Allerdings hängt es vom Unternehmen ab, welche Upgrades verfügbar sind und ob die mit dem jeweiligen Modell kompatibel sind. Zum Beispiel muss ein neues Modul zu der Software und den restlichen Teilen des Gerätes passen.

Drei Smartphones mit nachhaltigem Ansatz

Das Unternehmen Shift aus dem nordhessischen Falkenberg bietet mit der Shiftphone-Reihe solche modularen Smartphones an. Neben Ersatzdisplays und Modulen, wie für die Handykamera, den Fingerabdrucksensor oder den Lautsprecher, gibt es bei Shift einen Gerätepfand. Gegen einen festgelegten Preis nimmt das Unternehmen Altgeräte in der Originalverpackung wieder zurück – unabhängig davon, ob die Geräte defekt sind oder nicht.

Rephone kommt ebenfalls aus Deutschland und wirbt mit einem CO2-neutralen Smartphone. Dabei setzt das Unternehmen auf Recyclingmaterialien und eine lokale Herstellung in Bocholt. Die Rückseite des Smartphones besteht komplett aus recyceltem Plastik, welches aus Nürnberg kommt. Die Grasverpackung kommt von schleswig-holsteinischen Wiesen.

Fairphone hingegen hat seinen Sitz in den Niederlanden. Bereits seit 2013 stellt das Unternehmen modulare Smartphones her. Neben langlebigen und gut reparierbaren Smartphones, ist ihr Ziel, möglichst viele Bauteile nachhaltig und unter menschenwürdigen Bedingungen zu produzieren. Das betrifft sowohl die Fertigung als auch die Rohstoffbeschaffung. Außerdem möchte Fairphone bis 2045 klimaneutral werden.

Die Grafik zeigt eine Person, die ein Smartphone repariert.

Nachhaltigkeit: Ein wichtiges Kaufkriterium

Knapp 90 Prozent der Menschen in Deutschland finden, dass Nachhaltigkeit beim Smartphone-Kauf eine wichtige Rolle spielt. Das hat eine repräsentative Umfrage vom Marktforschungsinstitut Bitkom Research ergeben. Rund die Hälfte gab an, ihr Smartphone reparieren zu lassen, wenn sie die Kosten dafür angemessen finden.

Spürbar ist das Bewusstsein auch am Smartphone-Markt. Bekannte Unternehmen verringern ihren Lieferumfang: Netzteil und Kopfhörer sucht man im Smartphone-Karton heutzutage oft vergeblich. Die Unternehmen wollen damit den Einfluss des Kaufs auf die Umwelt reduzieren, sparen dabei aber auch, unter anderem Lager- und Transportkosten.

Apple setzt außerdem Recycling-Roboter Daisy ein. Der zerlegt alte Smartphones innerhalb weniger Sekunden so, dass die Einzelteile in neuen Handys wiederverwertet werden können.

Gebrauchtmarkt für Smartphones wächst

Es muss aber auch nicht immer ein nagelneues Smartphone sein. Gebrauchte Handys sind im Trend: 2022 wurden laut International Data Corporation (IDC) weltweit rund 282 Millionen gebrauchte Smartphones verkauft, für 2027 werden über 431 Millionen erwartet. Im Gegensatz zu den modularen Modellen sind gebrauchte Handys oft günstiger.

Ob modular, recycelt oder gebraucht: Je höher die Nutzungsdauer eines Smartphones ist, desto nachhaltiger wird es und desto besser ist das für die Umwelt und die Menschen, die die Rohstoffe abbauen.

Mehr zum Thema

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Smartphones, Handys und Co. – nachhaltig nutzen und verwerten [pdf] (nachhaltigkeitsstrategie.de)

Europäische Kommission: Nachhaltige Smartphones? Modulares Design fördert Do-it-yourself-Reparaturen, um die Lebensdauer zu verlängern (environment.ec.europa.eu)

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Rohstoffabbau schadet Umwelt und Menschen (verbraucherzentrale.nrw)

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Handys, Internet und die Umwelt (bmuv.de)

Dechema e. V.: Produktzirkularität durch modulares Design (innovative-produktkreislaeufe.de)

Bitkom: Smartphone-Markt: Konjunktur und Trends [pdf] (bitkom.org)

International Data Corporation (IDC): Smartphone Markt-Analyse (idc.com)

International Data Corporation (IDC): Weltweiter Markt für gebrauchte Smartphones (idc.com)

Kommentare zum Thema

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3 Kommentare

  • 3 J. 16.04.2024, 16:33 Uhr

    Es gab mal ein sehr innovatives Projekt, Phoneblocks von 2013. Motorola hatte angefangen mit Projekt Ara was ähnlich zu Phoneblocks war, nach der Google Übernahme wurde das Projekt aber komplett eingestellt. Beide Projekte basierten darauf ein komplett modulares Handy zu haben, wo jeder entscheiden kann was er/sie braucht. Leider ist nichts draus geworden. Wahrscheinlich weil die Menschen so nicht alle 2 Jahre ein neues Handy kaufen.

  • 2 rethink-recycle.net 10.04.2024, 22:38 Uhr

    Rephone macht keinen so guten Eindruck auf mich. Die Website wurde schon 2 Jahre nicht mehr aktualisiert und die Website von der Hersteller-Firma existiert GAR nicht mehr. Es hat den Anschein als würde das Rephone nicht weiterentwickelt. Aber genaues weiß ich da nicht.

  • 1 Friederike Bosbach 05.04.2024, 00:15 Uhr

    Der Gedanke ist gut aber was nutzt das alles wenn es keine Updates mehr für ältere sonst noch intakte Handys gibt.?