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Onlineshopping

Nachhaltiger Versand: 7 Ideen für die Paketzustellung

Stand: 06.12.2024, 15:07 Von Prasanna Boltersdorf Gamechanger

Von Prasanna Boltersdorf

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Hinter unseren Onlinebestellungen stecken meist komplizierte Lieferketten. Wie könnte ein nachhaltiger Versand von Paketen und Co. aussehen?

Über 4 Milliarden Online-Bestellungen wurden laut Bundesverband Paket und Expresslogistik in 2023 befördert. Die bestellte Ware muss eingepackt, transportiert und zu uns geliefert werden. Umso ärgerlicher, wenn wir unsere Bestellung dann gleich wieder zurückschicken müssen. Darum haben wir uns gefragt: Geht Paketzustellung nicht auch nachhaltiger? Wir haben 7 Beispiele gesammelt:

1. Paketlieferung per Straßenbahn 

Eine Straßenbahn, die Pakete liefert? Das wurde ab Oktober 2022 in Schwerin in einem Pilotprojekt in Kooperation mit der DHL getestet: Dort startete ein Pilotprojekt in Kooperation mit der DHL: Pakete wurden statt mit dem Lieferwagen mit einer Straßenbahn transportiert. Schwerin eignet sich mit seinen rund 100.000 Einwohner:innen ideal als Teststadt für das nachhaltige Forschungsprojekt. 

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Die Straßenbahn war eigens für den Warentransport ausgestattet. Personen durften aus Sicherheitsgründen nicht mitfahren. Auf bestehenden öffentlichen Verkehrswegen fuhr die Tram mehrere Packstationen an und lieferte aktuell bis zu 450 Sendungen täglich aus.

Die Idee hinter dem nachhaltigen Versand: Zum einen werden auf diese Weise Emissionen eingespart. Zum anderen reduziert sich durch weniger Lieferwagen der Verkehr. Die Straßen sind nicht mehr so voll und es gibt weniger Staus. Dies ist besonders in städtischen Gebieten sinnvoll und würde die Luftqualität verbessern. Das Mobilitätsprojekt wurde allerdings Ende 2023 beendet. Es war nicht wirtschaftlich genug. DHL schließt aber nicht aus, die Paketzustellung mit der Bahn nochmal in einer anderen Stadt zu testen.

Ein ähnliches Projekt bringt 2024 Amazon zusammen mit der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) auf die Schiene: Hier soll die „LastMileTram“ einen Monat lang Pakete in die Innenstadt befördern. Von der Endhaltestelle werden diese dann mit elektrischen Lastenrädern zu den Kund:innen gebracht.

2. Mehrere Paketdienste teilen sich einen Shop

Damit nicht jeder Paketdienst seine Lieferungen zu einem anderen Paketshop fahren muss, gibt es in Hamburg-Bergedorf eine Lösung: ein Laden für drei Paketdienste! Dort werden Lieferungen von GLS, DPD und UPS zentral gesammelt. Kund:innen können ihre Pakete so einfach an einem Ort abholen. Der Nachteil: Es gibt zwar nur einen Laden, die Anzahl der Paketwagen bleibt aber gleich hoch.

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Auf mehr Kooperation setzen auch die Berliner Kiezboten. Sie sammeln Pakete aller Dienste und stellen sie dann zu. Das geht so: Bei der Onlinebestellung geben Kund:innen das Kiezboten-Depot als Lieferadresse an. Von dort erfolgt der nachhaltige Versand per Lastenrad.

Deutschland als Retouren-Europameister

Jedes vierte Paket ist eine Retoure. Das ist das Ergebnis einer Studie der Uni Bamberg. Deutschland verschickt damit europaweit die meisten Retouren. Zuletzt bestanden diese Retouren hauptsächlich aus Bekleidung (34 Prozent) und Schuhen (20 Prozent). Dafür gibt es viele Gründe, unter anderem: Die Retouren sind fast immer kostenlos. Immerhin ist der Anteil der entsorgten Retouren niedriger als in anderen europäischen Ländern, auch wenn das Entsorgen für Unternehmen mehr Vorteile bietet, als sie zu Spenden. 

3. Probier’s direkt im Paketshop an! 

Passt es oder nicht? Bei der Onlinebestellung von Kleidung ist die Retourenquote besonders hoch. Um unnötige Transportwege zu vermeiden, hat ein Paketshop in Mönchengladbach zwischen 2021 und 2022 die sogenannte Fashionbox errichtet. Du konntest deine Bestellungen in den Shop liefern lassen und dort auch gleich anprobieren. Was nicht gefiel, wurde direkt für die Rücksendung vorbereitet.

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Die Fashionbox konnte übrigens noch mehr: Die Umkleidekabinen waren mit Smart Mirrors ausgestattet. Diese können Fotos und 360-Grad-Videos von dir machen, die du per QR-Code mit anderen teilen kannst. Zudem lud ein Café im Laden zum Verweilen ein. So sollten Menschen dazu bewegt werden, wieder öfter zum Shoppen in die Innenstadt zu kommen. Das Konzept soll nun noch einmal geprüft und optimiert werden. 

Online vs. Stadt: Wo shoppt es sich nachhaltiger?

Die Klimabilanz beim Onlineshopping ist nicht unbedingt schlechter. Laut Umweltbundesamt haben Onlinehändler den Vorteil, dass sie ihre Ware an einem Ort lagern und einen geringeren Energieverbrauch haben. Per Paketzustellung wird die Ware direkt zu den Kund:innen gebracht. Beim stationären Handel ist es andersrum – die Kund:innen müssen erst zum Geschäft kommen. Ein weiterer Punkt ist die Bündelung von Bestellungen, die sich online effizienter gestaltet als im stationären Handel. 

4. Fahrrad-Lkw für die letzte Meile 

Eine weitere Idee für die nachhaltige Paketlieferung sind sogenannte Fahrrad-Lkw. Das Besondere: Die E-Lastenräder fahren auf vier Rädern, haben einen Ladecontainer und eine Fahrkabine mit Fahrradlenker sowie Pedale.

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Mit einer Breite von 1,18 Metern können sie sich auf üblichen Radwegen fortbewegen und auf Gehwegen parken. Einmal voll aufgeladen, können sie bis zu 60 Kilometer zurücklegen. 

5. Paketzustellung per Drohne

Ganz ohne Fahrer:innen kommt die nächste Idee aus: Drohnenlieferungen. Obwohl sie sich noch in der Anfangsphase befinden, werden Drohnen teilweise schon zur Paketzustellung eingesetzt. In der Schweiz fliegen Drohnen beispielsweise Krankenhäuser an und liefern so Laborproben. Ein irisches Start-up stellt bereits seit Jahren erfolgreich bis zu 1000 Pakete täglich per Drohne zu. 

Obwohl aus Testphasen wichtige Erkenntnisse gewonnen wurden, ist die Zukunft von Drohnen zum Warentransport erstmal noch ungewiss. Das liegt unter anderem daran, dass Drohnen nur wenig Kapazitäten haben und das Risiko für Abstürze noch zu hoch ist. Für kleinere Paketlieferungen auf kürzeren Strecken eignen sich Drohnen aber durchaus. 

In 2024 wurde in Deutschland erstmals ein kommerzieller Drohnentransport getestet und ein Paket mit Werkzeug zu einem Unternehmen in Nordrhein-Westfalen transportiert. Um Drohnen auch zum nachhaltigen Versand im Privatbereich nutzen zu können, müssten aber erst einige bürokratische Hürden genommen werden. Dabei geht es vor allem um die Themen Sicherheit, Datenschutz und Privatsphäre.

6. Die Paketverpackung der Zukunft? 

Durch Onlinebestellungen entsteht immer mehr Verpackungsmüll. Mehrweg-Versandtaschen aus recyceltem Kunststoff sollen diesen reduzieren. Das Konzept: Beim Onlineshopping wählst du gegen Aufpreis die Mehrweg-Verpackung aus. Nach der Paketlieferung kannst du sie auf die Größe eines Briefs falten und umsonst zurückschicken. Alternativ darfst du sie auch behalten, um Emissionen einzusparen. 

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Einige Online-Shops bieten Mehrwegtaschen als Versandart bereits an. Wenn Kund:innen diese dann auch wirklich wieder zurück in den Kreislauf schicken, können die Verpackungen bis zu 20 Mal wiederverwendet werden.

Die Österreichische Post hat ebenfalls Mehrweg-Versandtaschen eingeführt. Die kannst du in den Online-Shops von teilnehmenden Unternehmen auswählen und später zurückschicken oder in den Postfilialen abgeben. 

7. Mit Fußvermessungen gegen Retouren-Wahnsinn 

Schuhe zu finden, die wirklich gut passen, ist gar nicht so einfach. Denn je nach Hersteller und Machart fallen sie oft ganz unterschiedlich aus. Bei der Onlinebestellung werden darum häufig mehrere Größen zur Auswahl geordert. Das führt in jedem Fall zu Retouren. Eine App soll dem ein Ende setzen: Mithilfe eines Fuß-Scans ermittelt das Start-up Myshoefitter die korrekte Schuhgröße.  

In kooperierenden Online-Shops kannst du dann direkt die für dich passenden Schuhe auswählen. Auf diese Weise sollen sowohl unsere Umwelt als auch unsere Nerven geschont werden. Retouren wieder zu verpacken und wegzubringen, kostet schließlich wertvolle Zeit.

Mehr zum Thema:

Es werden wieder mehr Pakete verschickt (tagesschau.de)

Straßenbahnen sollen in Frankfurt Pakete ausliefern (hessenschau.de)

Kommt das Paket bald per Drohne nach Hause? (zdf.de)

Onlineshopping – geht das auch nachhaltig? (quarks.de)

Deutschland ist Retouren-Meister: Müssen wir für Rücksendungen bald zahlen?  (wdr.de)

„Post-Loop“ Mehrweg-Verpackungen der Österreichischen Post (post.at)

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5 Kommentare

  • 5 Gerald 10.12.2024, 22:42 Uhr

    Ich nehme mal diesen Satz, ich zitiere: „Die Klimabilanz beim Onlineshopping ist nicht unbedingt schlechter.“ Das meint ihr nicht ernst, oder? Ihr müsst hier schon eine Vollkostenrechnung machen, also nicht nur das berücksichtigen was Händler & Zusteller an Energie zur Lagerung & Transport verballern. Es fehlen noch die Millionen privaten Steckdosen für Laptops, Tablets und Mobiltelefone. Dazu kommt dann der permanente Betrieb von Rechenzentren für die ganzen Suchanfragen, die Onlineshops sowie die Abrechnungsdienstleister. Dazu kommt dann noch die anteilige Nutzung der groben Infrastruktur insgesamt, also der Netze vor Ort (Funkmasten, Satelliten, Splitter, Router, etc.), und damit meine ich nicht die kleinen Brotdosen-Router in eurer Wohnung. Der ganze Rotz wird ja 24/7 betrieben damit „die App“ auf einen Request auch eine Response bekommt, da wird richtig Saft benötigt! Und es sind verdammt viele Rechenzentren. Die Nutzung einer App ist nicht so grün wie ihr denkt – eher schwarz.

    • kugelzwei 17.12.2024, 14:23 Uhr

      Das ist ein interessanter und wichtiger Punkt, den du da ansprichst. Wir haben unsere Aussage auf eine Studie des Bundesumweltamts gestützt. Die besagt, dass die Klimabilanz von Online- und Offline-Einkäufen von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter Produktionsbedingungen, Transportwege, Verpackungsmaterialien und das Verhalten der Konsumenten (https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/klimabilanz-von-online-ladenkauf-das-produkt?utm_source=chatgpt.com ) Privater Stromverbrauch und Rechenzentren werden in seriösen Studien, wie zum Beispiel des Fraunhofer Instituts (https://bevh.org/fileadmin/content/04_politik/Nachhaltigkeit/OENO/OENO_Fraunhofer_ISI_Oekologische_Nachhaltigkeit_Onlinehandel_Final_BEVH-WEB.pdf?utm_source=chatgpt.com), berücksichtigt, allerdings oft mit weniger Gewicht als Transport, Verpackung oder Retouren. Bei optimierten Rechenzentren und steigender Nutzung von erneuerbaren Energien sinkt der Einfluss dieser Faktoren auf die Gesamtemissionen. Generell ist zu sagen, dass es schwierig ist genaue Nutzungsdaten zu nennen. Schlussendlich kann man allerdings sagen, dass langlebige Produkte, umweltfreundliche Herstellungsprozesse und bewusste Kaufentscheidungen die Umweltbelastung in beiden Einkaufskanälen reduzieren können.

    • Gerald 18.12.2024, 21:32 Uhr

      Das Ergebnis der Fraunhofer Studie war versteckt, man muss sie nur mit dem Status „Gehirn-ON“ lesen: Das Online-Shopping verballert MINDESTENS das DREI- bis VIERFACHE an CO2 im Vergleich zum Einzelhandel für den Betrieb der Rechenzentren & Kleinstanwendungen (vgl. Fraunhofer Studie, Seite 61). Andere Schätzungen liegen noch höher! Noch Fragen? Lustig ist übrigens, dass der Bundesverband E-Commerce (bevh) die Studie selbst bezahlt hat. Kommt selbige doch insgesamt zu folgendem Ergebnis: „Einen tatsächlichen Rückgang schädlicher Auswirkungen des Handels könnte folglich nur durch größere Suffizienz, sprich bewussten Konsumverzicht, auf Seiten der Kund:innen erfolgen.“ (siehe Seite 12). Das Amazon keine genaueren Zahlen liefern „konnte“ ist insofern verständlich, dafür bedankt sich das Fraunhofer Institut auf der letzten Seite der Studie mit einem Amazon-Logo.

    • Gerald 18.12.2024, 22:21 Uhr

      Es ist nicht meine Absicht kugelzwei die Laune zu verderben. Der Paket-Wanderzirkus von Zalando wurde ja auch als Problem erkannt und benannt. Richtig: Rücklieferungen von Waren werden schlichtweg weggeworfen! Nur was ist daraus abzuleiten, eine Fußvermessung? Es existieren ja auch Varianzen zwischen den Herstellern, sogar in den Produktchargen – so wird das nichts. Das Drehen an der Preisschraube ist ebenfalls unrealistisch, es würde an gesetzlichen Regelungen scheitern. Was also kann man tun? Und richtig, kugelzwei hat die Lösungen in der Antwort auch benannt. Ich fasse die Feststellungen mal locker als Fragen zusammen: Brauche ich diesen Quatsch wirklich, oder nur mein Ego? Wird dieses Low-Budget-Wegwerf-Produkt überhaupt 2 Jahre durchhalten? Ich habe nur eine Zusatzfrage: Warum kamen diese, also eure Vorschläge zur Nachhaltigkeit, nicht im eigentlichen Beitrag vor? Es sind schließlich absolut valide Punkte!

  • 4 Johann Moritz 09.12.2024, 21:29 Uhr

    Alles, was auf einem Paketshop basiert, hat in der Regel den Nachteil, daß man als Endkunde den Paketshop aufsuchen muß, was man dann zuallermeist mit dem Auto tut, da man das Paket nicht kilometerweit schleppen möchte, besonders, wenn der Ort nicht im Flachland liegt. Damit kombiniert man lediglich die Nachteile des Onlinehandels mit denen des Einzelhandels. Schön wäre es, wenn das Beispiel der Fußvermessung Schule machen würde, auch bei Kleidungsstücken. Denn Kleidungsgrößen sind leider nicht genormt. Viele Onlineshops stellen zumindest Größentabellen zur Verfügung, aber wirklich sicher ist man damit selten, insbesondere, wenn man nicht die Größenverhältnisse hat, die der Modedesigner annimmt, zB eine besonders umfangreiche Brust im Verhältnis zur Taille, oder eher kurze Beine im Verhältnis zum Bauchumfang.

  • 1 Extea 28.09.2023, 18:42 Uhr

    Die Paketboxen bei Aldi, Lidl und Co. nutze ich schon. Sie sind meist 24h erreichbar.