Ehrwin: Der Figurenmacher im Interview

Stand: 03.12.2024, 06:00 Uhr

Lutz Wunder ist 62 Jahre alt, wohnt und arbeitet in Berlin und gestaltet seit seiner Kindheit Figuren aus Gips. Sein Markenzeichen: Fröhliche, etwas knubbelige Gestalten, die alle etwas ganz Eigenes haben.

Von Lena Bauer

120 Mal hat das Team hinter der Sendereihe „Der Ehrwin des Monats“ schon Beiträge über Menschen aus NRW produziert, die sich ehrenamtlich engagieren und 120 Mal wurde eine kleine, goldene Figur als Preis vergeben. Und auch wenn es die Figur also schon 120 Mal gibt, ist der kleine goldene Ehrwin keine Massenware. Jeden Monat fertigt der Berliner Künstler Lutz Wunder eine neue Figur an, handgegossen und handbemalt. Unsere Autorin hat sich mit dem Künstler zum Gespräch verabredet.

Erinnerst Du Dich an den allerersten Auftrag zum Ehrwin des Monats?

Das muss im Herbst 2014 gewesen sein, da hat mich Christian Dassel (Anm. d. A.: Autor und Miterfinder) kontaktiert und gefragt, ob ich einen Probe-Ehrwin erstellen könnte. Ich weiß noch, dass der Wunsch war, dass die Figur so ein bisschen was von Loriot haben sollte, aber auf keinen Fall nicht wie Loriot aussehen sollte. Und dann habe ich aus Knete so drei, vier Entwürfe gebaut, einen, der den Hut in der Hand hatte, ein anderer mit ‘nem Herzen in der Hand und der dritte Prototyp, der war es dann schon. Das hat irgendwie sofort gepasst.

Jetzt ist der Ehrwin ja ein kleiner Mann, der seinen Hut zieht. Was waren Deine Gedanken dahinter?

Also es war mir von Anfang an klar, dass die Figur sich vor dem zu Ehrenden verneigen soll. Und daraus ist dann diese Verbeugung geworden und dann wollte ich, dass da noch mehr Dankbarkeit übermittelt wird und so ist der gezogene Hut entstanden. Es ging mir um die Geste der Ehrung, der Dankbarkeit und dass die Figur eine gewisse Wärme ausstrahlt.

Wie lange brauchst Du für eine Figur?

Also jede Figur ist ja wirklich handgemacht und wird von mir einzeln gegossen. Es gibt zwar eine Vorlage, also eine Form, aber wenn der aus der Form kommt, dann sieht der noch lange nicht gut aus. Dann wird er noch schön gefeilt und verklebt und lackiert. Die reine Arbeitszeit sind so 3 Stunden, aber dann muss der natürlich auch noch trocknen. Also die meisten Ehrwins sind so 1, 2 Tage in meiner Werkstadt, bevor die sich auf die Reise machen.

Wie findest Du den Gedanken, dass Deine Figur als Preis überreicht wird?

Ich finde das wirklich toll. Das begeistert mich bis heute, auch nach fast 10 Jahren noch. Ich versuche so viel wie möglich von den Beiträgen zu sehen, einfach weil ich neugierig bin, wer den Ehrwin bekommt und es ist auch super schön, die Figur zu sehen. Da bin ich auch immer ein bisschen stolz. Und meine Freundin und ich schauen wirklich jedes Mal die Sondersendung am Ende des Jahres – das Lokalzeit Extra „Im Einsatz für Andere“. Das ist dann immer so ein bisschen das Jahreshighlight alle Ehrwins nochmal zu sehen.

Glaubst Du, Du hast irgendwann keine Lust mehr auf den Ehrwin des Monats?

Auf keinen Fall. Das macht richtig viel Spaß und ich experimentiere immer noch ein bisschen mit Klebstoff und Gussmasse und der wird immer besser. Und ehrlicherweise freue ich mich wirklich jedes Mal, weil ich weiß, dass der Ehrwin, „mein“ Ehrwin jemanden glücklich macht und für so etwas Tolles steht, wie Ehrenamt. Also warum sollte ich aufhören?