Theodor Heuss, der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, erzählte einmal: "Und wenn ich in einer schönen Stadt war, habe ich immer gesagt, sie sei die zweitschönste in Deutschland, ob es nun Bamberg oder Bremen war. Damit provozierte ich die Frage, welche denn die schönste sei. Und dann habe ich gesagt: Münster."
Sicherlich hatte Theodor Heuss den Prinzipalmarkt gesehen. Beim Anblick der Giebelhäuser, Kaufleute und Passanten kann man leicht den Eindruck bekommen, dass Wohlstand und Sicherheit die Stadt Münster prägen. Nicht umsonst fühlen sich viele Münsteraner wie auf einer Insel der Glückseligen. In Münster scheint es sie noch zu geben: die heile Welt. Sie vereint alteingesessene Konservative mit jungen, weltoffenen Studenten, Katholiken mit kritischen Künstlern und bewegt sich bevorzugt auf Fahrrädern und Pferden.
Katholische Hochburg
Katholizismus und Münster gehören eng zusammen. Bis heute sind 55 Prozent der Bevölkerung Münsters katholisch. Der 89-jährige Willy Eichel erinnert sich an die 1930er Jahre: "Unser Pfarrer warnte mal meine Mutter vor evangelischen Kindern, als wir mit denen Fußball spielten." Die Kirche versuchte stets, das Leben der Münsteraner zu beeinflussen. Bischof Clemens August Graf von Galen predigte öffentlich gegen die grauenvollen Taten der Nationalsozialisten. Dennoch gab es natürlich auch in Münster viele Anhänger Hitlers.
Der Prinzipalmarkt
Nach dem zweiten Weltkrieg gewann noch eine andere Gruppe Einfluss in Münster: Während die Kirche beim seelischen Aufbau half, engagierten sich die Kaufleute beim Wiederaufbau des zu 90 Prozent zerstörten Prinzipalmarktes. 1950 setzten sie die Stadt unter Druck und initiierten eine Spendenkampagne - die Rathauslotterie. Mit dem Geld der Bürger konnte das Rathaus 1957 originalgetreu wieder aufgebaut werden.
Kaufleute, Politiker und Prominente waren es auch, die 1956 die Eröffnung des Stadttheaters feierten. Fachpresse und Bürgertum bejubelten den Neubau, dessen Bühne Münsteraner Studenten in den 1960er Jahren für ihren Protest gegen schlechte Wohnbedingungen und überfüllte Universitäts-Hörsäle nutzten. In den 1970er Jahren sorgten Sitzblockaden an der Uni für Aufsehen.
Typisch Münster
Später schien dann die entstehende Musik- und Clubszene dazu beizutragen, dass sich Frust in kreative Energie umwandelte. Bands wie die Gebrüder Engel, Alphaville, die H-Blockx sowie Szeneplätze wie die Cavete oder das Jovel sorgten ab den 1980er Jahren für Unterhaltung. Und die Studenten wurden immer friedlicher - typisch Münster eben.
"Heimatabend Münster" nimmt den Zuschauer mit auf eine rasante Zeitreise durch die westfälische Stadt. Über den Prinzipalmarkt und die Promenade, vorbei an den Aasee-Wiesen, der Universität und dem Kiepenkerl-Denkmal. Für Rad- und Pferderennen hinein in die Halle Münsterland, mit der feinen Gesellschaft ins Stadttheater und mit punkigen Rockbands ins Jovel.
Ein Film von Frank Bürgin und Anne Weiser
Redaktion: Christiane Mausbach