Die Familie Gerling steht für einen Versicherungskonzern von Weltrang, für Unternehmer, die Milliarden verdient und verloren haben. Der Gerling-Clan aus Köln. Heute ist ein ganzes Wohn- und Arbeitsquartier mitten in Köln nach ihm benannt und erinnert an große Zeiten.
Hans Gerling ist visionärer Unternehmer, konservativ, gefürchtet und brillant. Er macht aus der Versicherung einen internationalen Großkonzern. Die große Krise kommt 1974. Gerling gerät in den Strudel der Herstatt-Pleite. Als Mehrheitseigner der Privatbank muss Gerling für die immensen Verluste haften und mehr als die Hälfte seines Unternehmens verkaufen.
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David gegen Goliath
1904 eröffnet Robert Gerling in Köln das „Büro für Versicherungswesen“. Schnell kann er sich gegen ein scheinbar allmächtiges Kartell der deutschen Versicherer behaupten. Sein Rezept: „Abschlagszahlung schon während der Brand gelöscht wird“, sagt Historiker Boris Barth. Schon in den 20er Jahren gehört Gerling zu den Großen der Branche. „Er hatte einen unbändigen Willen, ein hervorragendes Netzwerk, die Zeit war mit ihm und er hatte Glück“, sagt Enkelin Brita Gerling. Die Familie wohnt in Kölns prachtvollster Villa, der Marienburg.
Kampf um die Nachfolge
Die Erfolgsgeschichte geht mit Hans Gerling in der nächsten Generation weiter. Allerdings erst nachdem sich der Zweitgeborene in einem erbitterten Bruderkrieg gegen den älteren Robert jun. durchsetzen konnte. Über Jahre hatten beide in unzähligen Prozessen mit Verleumdungen und Intrigen um das Erbe gekämpft.
Anfang vom Ende
„Herstatt war ein riesengroßer Schock. Weil wir nichts gewusst haben“, berichtet Brita Gerling. Es geht um die Existenz des Konzerns. Ende der 70er Jahre steigt der Milliardär Friedrich Karl Flick ein und will Gerling später ganz übernehmen. Doch Hans Gerling gibt nicht auf. In einem zähen Kampf gelingt es ihm 1986 seinen Konzern zurückzukaufen. 1991 stirbt Hans Gerling. Sohn Rolf übernimmt und verliert den Familienkonzern in wenigen Jahren. Immens hohe Erbschaftssteuern, aber auch grobe Managementfehler zwingen ihn im Jahr 2006 zum Verkauf.
In der Dokumentation sprechen Familienmitglieder und Weggefährten, enge Mitarbeiter vom Finanzvorstand bis zum Chauffeur, Kritiker und Historiker zum Teil erstmals öffentlich über das traditionsreiche Kölner Familienunternehmen. Neben dem jüngsten Sohn des Gründers, Walter Gerling, erinnert sich Hans Gerlings Tochter Brita an das Leben in der Marienburg und den nicht ganz einfachen Charakter ihres Vaters.
Flicks Bevollmächtigter Eberhard von Brauchitsch erzählt von seinem Kampf um Gerling. Bisher unveröffentlichte Filme und Dokumente aus dem Konzern vervollständigen einen spektakulären Blick auf diese einzigartige Dynastie. Und private Familienfilme geben auch Einblick auf die unbekannte, private Seite Hans Gerlings – des „Königs von Köln“.
Ein Film von Jobst Knigge und Peter Wolf | Redaktion: Adrian Lehnigk