Wenn er redet, dann Tacheles: Direkt, Dialekt, frei jeder rhetorischen Raffinesse und ohne diese glatten, politischen Nicht-Aussagen. Einen wie Karl-Josef Laumann gibt es in der Politik nur noch selten. Er ist gelernter Maschinenschlosser und Spitzenpolitiker. Einer, der mit dem Herz dabei ist. Der Kanten und Überzeugungen hat.
Der Mann aus dem schwarzen Münsterland
Laumann ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, konservativ, streng katholisch. Jetzt wohnt der 54-Jährige mit Frau, seinen drei Kindern und großem Garten im münsterländischen Riesenbeck. Dort zieht er sein eigenes Obst und Gemüse, kümmert sich um die Hühner und die Kaninchen. Und Weihnachten gibt's Gans.
Laumann gehört zu den wenigen Politikern, die nicht studiert haben. Nach seinem Hauptschulabschluss hat er Maschinenschlosser gelernt. Er trat in die IG Metall und in die Junge Union ein. 1990 wurde er in den Bundestag gewählt. 15 Jahre machte er Bundespolitik in Berlin. Dann, 2005, wechselte er nach Düsseldorf. Jürgen Rüttgers (CDU) wollte ihn dort als Arbeitsminister haben. Als Rüttgers und die CDU 2010 abgewählt wurden und der Spitzenkandidat durch die Hintertür verschwand, zog Laumann die Konsequenzen und als Fraktionsvorsitzender auf die Oppositionsbank.
"Ich habe um zehn nach sechs die gleichen politischen Freunde"
Zwei Jahre später, wieder eine Niederlage. Ein anderer Spitzenkandidat rannte zum Hinterausgang, diesmal war es der Hoffnungsträger aus Berlin, Norbert Röttgen. Am Ende blieb wieder Laumann stehen und verteidigte den Gescheiterten: "Ich bin ein Mensch, der um zehn vor sechs die gleichen politischen Freunde hat, wie um zehn nach sechs." Röttgen habe einen guten Job gemacht.
Auch als Angela Merkel Röttgen aus dem Amt des Bundesumweltministers entließ, zeigte sich Laumann erschreckt. Er ließ Pressestatements verschicken und verteidigte den in die Bedeutungslosigkeit degradierten Röttgen: "Ich verstehe nicht, dass Norbert Röttgen bis Sonntagabend, 18 Uhr als der hervorragende Umweltminister galt, der er war, und heute entlassen wird."
Laumann ist das soziale Gewissen der CDU
Laumann vertritt den klassischen CDU-Arbeitnehmerflügel. Er ist so etwas wie das soziale Gewissen der CDU, sieht sich als Fürsprecher der "kleinen Leute". Als Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft CDA kämpft er seit Jahren für den Mindestlohn. Löhne, für die man sich schämen müsse, dürfe es nicht geben in Deutschland, lautet sein Credo.
Nach der Landtagswahl 2012 wurde Laumann einstimmig und erneut zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Keine Vorfestlegung, nur eine Übergangslösung bis zur Neuwahl des Landesvorsitzenden hieß es aus der Fraktion. Wenige Tage später einigt sich die Parteiführung aber auf Armin Laschet als neuen Parteichef.