"Es hat zwei Festnahmen in NRW gegeben", bestätigte ein Polizeisprecher WDR.de. Nach gemeinsamen Angaben der italienischen und deutschen Behörden wurden insgesamt vier Haftbefehle vollstreckt, zwei davon in Oberhausen sowie in Frechen bei Köln. Die Verdächtigen in NRW seien aufgrund eines Rechtshilfeersuchens der italienischen Behörden am frühen Dienstag festgenommen worden. Das mutmaßliche Mafia-Mitglied Giovanni S., der hinter dem Blutbad von Duisburg mit sechs Toten stecken soll, sei nicht unter den Verhafteten. Er und ein mutmaßlicher Komplize, dessen Identität unbekannt ist, werden weiter gesucht, hieß es.
Die beiden in NRW Verhafteten haben nach Angaben der deutschen Behörden mit den Duisburger Morden nicht direkt zu tun. Die Auslieferung der beiden Italiener wird von der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft geprüft.
Hochburg der kalabrischen Mafia
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete am Dienstagvormittag von zwei Festnahmen im kalabrischen San Luca. Derweil laufe auch dort die Fahndung nach dem 29-jährigen Giovanni S. weiter. Er soll bei den Bossen seines Clans in Kalabrien Schutz gesucht haben. Nach Angaben der italienischen Behörden stellen die Festnahmen eine Fortsetzung der Ermittlungen dar, die bereits Ende August zur Festnahme von 30 wichtigen Mitgliedern der beiden rivalisierenden Clans geführt hatte.
San Luca gilt als Hochburg der kalabrischen Mafia, die "'Ndrangheta" genannt wird. In der an der Spitze des italienischen Stiefels gelegenen 4.200-Seelen-Gemeinde tobt seit 1991 eine blutige Fehde zwischen zwei verfeindeten Mafia-Familien. Auch fünf der Mordopfer von Duisburg stammten aus San Luca.
Opfer vor Restaurant erschossen
Die Opfer im Alter zwischen 16 und 39 Jahren waren am 15. August vor einem Restaurant in der Nähe des Hauptbahnhofs erschossen worden. Hintergrund dieser Bluttat ist offenbar der in Süditalien schwelende Mafiakrieg. Nach Ansicht des italienischen Oberstaatsanwalts Pietro Grasso hat sich in Duisburg mindestens eine Zelle der "'Ndrangheta" gebildet. Der Clan verfügt nach Angaben der Staatswanwaltschaft wie in San Luca über Mitglieder und Logistik.