Als Peter Greulich am Sonntagabend (12.02.2012) um kurz nach halb acht ans Mikrofon trat, ließ er sich seine Überraschung nicht anmerken. Kurz zuvor hatte er erfahren, dass die Duisburger Bürger seinen Chef mit großer Mehrheit aus dem Amt gewählt hatten. Als amtierender Wahlleiter - in Vertretung für den befangenen Sauerland - war es seine Aufgabe, ein Ergebnis zu verkünden, das auch ihn persönlich betrifft. Denn nach der Abwahl des Oberbürgermeisters wird Greulich als Stadtdirektor in den kommenden Monaten die Amtsgeschäfte der Stadt führen. Besonders freuen dürfte er sich über die neue Aufgabe nicht: Der Politiker hatte bis zuletzt seinen OB gegen alle Kritik in Schutz genommen - und war dadurch selbst ins Visier der Sauerland-Gegner geraten, auch in der eigenen Partei.
Greulich: Gut, dass es so deutlich war
Eins sei gut an dem Ergebnis, sagte Greulich in einer ersten Reaktion am Wahlabend: "Dass es so deutlich war." Er hoffe nun, dass die zahlreichen Konflikte innerhalb der Stadtpolitik bald beigelegt werden können. Zu seinen persönlichen Gefühlen angesichts des Sturzes seines politischen Weggefährten und persönlichen Freundes wollte er sich nicht äußern. "Jetzt ist nicht der angemessene Zeitpunkt dafür."
Hintergründe
Keine Verbindung zur Loveparade-Planung
Begonnen hatte der promovierte Geologe seine Karriere als Angestellter der Stadt Essen. Nach Stationen als Leiter des Mendener Umweltamts und Beigeordneter in Gütersloh, kam er als Umweltdezernent nach Duisburg. Mit den Stimmen von CDU und Grünen wurde er 2006 zum neuen Stadtdirektor gewählt. Neben Umweltschutz, Gesundheit und Verbraucherschutz ist er seit einiger Zeit auch für die Stadtentwicklung zuständig. Innerhalb der Verwaltung war er nicht mit der Planung der Loveparade befasst. Nach der Katastrophe übernahm er allerdings mehr und mehr die Darstellung der Stadt nach außen, während sich der Oberbürgermeister immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Kritik aus den eigenen Reihen
Gemeinsam mit Adolf Sauerland musste er sich in dieser Zeit gegen Kritik wehren, die ein mehrere Hundertausend Euro teures Gutachten hervorrief, das die Stadt von jeder Mitverantwortung bei der Loveparade-Katastrophe entlastete. Für den Auftrag dieses von Kritikern so genannte "Gefälligkeitgutachtens" sei die gesamte Stadtspitze verantwortlich, empörten sich Opposition und Bürgervertreter. Innerhalb seiner Partei wurde Greulichs Nähe zu Sauerland ebenfalls kritisch beäugt. Immerhin waren die Grünen auch Teil des Abwahlbündnisses, das Sauerland eigentlich aus dem Amt vertreiben wollte. Greulich blieb in seiner Loyalität unbeirrt. Als Stadtdirektor sei es nicht seine Aufgabe, Parteiinteressen zu vertreten, so seine Auffassung.