Die tödlichen Verletzungen von 20 Menschen bei der Loveparade in Duisburg sind ausschließlich auf das Gedränge zurückzuführen. Niemand sei durch einen Sturz von der Mauer am Tunnelausgang zu Tode gekommen, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Dienstag in Düsseldorf unter Berufung auf Obduktionsergebnisse. Die Mediziner hätten in allen 20 Fällen tödliche Brustquetschungen festgestellt.
Therapeuten in den neun Traumaambulanzen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) bieten Teilnehmern der Loveparade inzwischen ihre Hilfe an, um das Erlebte zu verarbeiten. Betroffene und ihre Angehörige könnten sich kurzfristig zu Gesprächen anmelden, teilte der LWL am Mittwoch (28.07.10) in Münster mit. Traumaambulanzen gibt es in Bochum, Dortmund, Herten, Hamm, Marsberg, Hemer, Iserlohn und Paderborn.
Künftig "Hilfestellung" für Städte
Schon vor Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen will NRW erste politische Konsequenzen aus der Tragödie ziehen: Die Städte sollten künftig nicht mehr mit der Planung von Großveranstaltungen "alleingelassen" werden, sagte Kraft. Sie wolle mit ihrem Kabinett Vorschläge entwickeln, wie man die Kommunen begleiten und beraten könne - vor allem solche, die wenig Erfahrungen mit Großereignissen haben.
Ob dies auf eine unverbindliche Hilfestellung oder aber auf einen Genehmigungsvorbehalt der Regierung hinauslaufe, sei zu prüfen, sagte Kraft. In jedem Fall strebe sie an, in Konsultationen mit der Innenministerkonferenz eine bundesweit einheitliche Regelung zu gestalten.
Kraft verteidigt Polizei
Die Regierungschefin wies Vorwürfe gegen die Polizei zurück. Die Tragödie im Tunnel und auf dem Gelände der Loveparade habe sich im Zuständigkeitsbereich der Stadt und des Veranstalters ereignet. "Ich kann verstehen, wenn die Menschen Antworten erwarten. Aber die müssen diejenigen liefern, die Verantwortung getragen haben."
Innenminister: zu wenig Ordner
Am Mittwoch will NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Öffentlichkeit über vorläufige Erkenntnisse informieren. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vermutet die Landesregierung, dass der Veranstalter der Loveparade weniger eigene Ordnungskräfte eingesetzt hatte, als angekündigt. Innenminister Ralf Jäger (SPD) soll dem Kabinett erklärt haben, der Veranstalter habe in seinem Sicherheitskonzept 150 Ordner für den Bereich der Rampe und der Zugangstunnel versprochen. Tatsächlich seien dann aber offenbar viel weniger eingesetzt worden. Außerdem habe der Veranstalter Vorschläge ignoriert, im Zugangsbereich eine Videoüberwachung zu installieren.