Samstag: 14.00 Uhr - Beginn der Loveparade
15 Wagen aus sechs Ländern setzen sich in Duisburg in Bewegung. Anders als in den Vorjahren gibt es keine Parade durch die Stadt. Stattdessen umkreisen die Wagen, auch Floats genannt, das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, wo auch die Bühnen für die Live-Acts aufgebaut sind. Nach Angaben der Polizei sind zwischen neun und 14 Uhr 105.000 Menschen mit dem Zug nach Duisburg angereist. Tausende kamen mit Bussen oder Autos.
Vor dem Beginn der Loveparade sagte der Veranstalter Rainer Schaller der Nachrichtenagentur AP, er rechne trotz der Menschenmassen nicht damit, dass der Platz abgesperrt werden müsse: "Da passen 1,6 Millionen Menschen drauf, die Zahl werden wir heute nicht erreichen, höchstens 1,4 Millionen", so Schaller. Später wird in Agenturmeldungen die Besucherzahl auf eine Million Menschen geschätzt, teilweise ist auch von 1,4 Millionen die Rede.
16.30 Uhr - Besucherstau und Bahnhofsperrung
Nachrichtenagenturen melden, dass wegen des großen Andrangs der Duisburger Hauptbahnhof gesperrt wurde, um einen geordneten Zugverkehr zu gewährleisten. Zudem ist von einem "Besucherstau" vor dem Gelände die Rede. Dieser Stau ensteht allerdings schon bevor das Veranstaltungsgelände überhaupt geöffnet wird. Spätere Ermittlungen ergeben, dass Besucher erst um zwölf Uhr eingelassen werden. Ursprünglich geplant war elf Uhr, doch zu diesem Zeitpunkt gibt es noch Planierarbeiten im Eingangsbereich, so dass die Besucher sich vor dem verschlossenen Gelände drängen.
17.00 Uhr - Beginn der Abschlussveranstaltung
Auf der Hauptbühne beginnt um 17 Uhr das Programm mit Live-Gigs. Dies zieht weitere Besucher an, die zu diesem Zeitpunkt auf das Gelände wollen.
Zunächst geht man davon aus, dass kurz nach 17 Uhr die tödliche Massenpanik am Haupteingang ausbricht. Zwei Tunnel führen zu diesem Zugang, sie unterqueren die A59 und die Bahngleise. In der drangvollen Enge hinter dem Tunnel macht sich Panik breit. Besucher versuchen verzweifelt, der Menge zu entfliehen, drücken Absperrzäune nieder und klettern Böschungen oder Laternen hoch. An einer schmalen Nottreppe, die an der äußeren Tunnelmauer hochführt, kommt es nach Polizeiangaben zu den tödlichen Unfällen. Besucher fallen auf den Boden, werden niedergetrampelt oder ersticken.
Spätere Ermittlungen, Augenzeugenberichte und Filmaufnahmen von Teilnehmern, führen allerdings zu der Erkenntnis, dass es schon um 16.15 Uhr, spätestens aber um 16.30 Uhr zu den panikartigen Reaktionen unter den Wartenden im unteren Teil der Rampe kommt. Bereits gegen 17.02 Uhr werden den Einsatzkräften erste Opfer gemeldet.
17.34 Uhr - "Wegen Überfüllung geschlossen"
Die Polizei meldet: "Das Veranstaltungsgelände ist zur Zeit wegen Überfüllung geschlossen." Die Polizei gibt über Lautsprecher Hinweise an die Teilnehmer und bittet sie zurück in Richtung Hauptbahnhof zu gehen.
17.57 Uhr - Erste Meldungen von Toten
Drei Minuten vor sechs kommt die erste Polizeimeldung: "Im Verlauf einer Massen-Panik im Tunnel der Karl-Lehr-Straße sind nach bisherigen Erkenntnissen offenbar zehn Personen getötet, zehn Personen reanimiert und etwa 15 Personen verletzt worden." Die Zahl der Opfer, die in der Nähe des Tunnels sterben, steigt später auf 16, drei weitere Menschen sterben noch in der Nacht im Krankenhaus. Die Zahl der Verletzten wird später mit 342 angegeben.
18.56 Uhr - Loveparade geht weiter
"Der Krisenstab der Stadt Duisburg hat sich entschlossen, aus Sicherheitsgründen die Veranstaltung zurzeit nicht zu beenden", teilte ein Stadtsprecher mit. Alle Notausgänge des Geländes sind geöffnet worden. Der Hauptbahnhof war zwischenzeitlich gesperrt.
23.00 Uhr - Ende der Veranstaltung
Nach 23 Uhr wird die Loveparade beendet. Einen Tag später wird der Veranstalter Rainer Schaller das endgültige Aus für die Loveparade verkünden. Die erste startete 1989 in Berlin, seit 2007 fand sie im Ruhrgebiet statt. Die Loveparade in Bochum 2009 war abgesagt worden. 2011 hätte sie in Gelsenkirchen stattfinden sollen.
Sonntag: Vormittags
Die Staatsanwaltschaft Duisburg beschlagnahmt Unterlagen des Veranstalters. Sie ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Der Leiter der Duisburger Krisenstabs, Wolfgang Rabe, stellt nach eigenen Angaben ebenfalls seine Unterlagen den Ermittlern zur Verfügung. Dazu gehört auch das Sicherheitskonzept, das Grundlage der Planungen war.
12.00 Uhr - Pressekonferenz ohne Antworten
Auf einer Pressekonferenz verlesen Polizei, Veranstalter und Vertreter der Stadt Statements und bekunden ihr Beileid und ihr Mitgefühl. Die meisten Antworten auf konkrete Fragen bleiben sie jedoch schuldig mit Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Auf einem Podium sind der Leiter des Krisenstabes, der Duisburger Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe, der stellvertretende Polizeipräsident Detlef von Schmeling, der Veranstalter Rainer Schaller und Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU).
Nach Angaben des Krisenstabes war das Gelände "für 250.000 bis 300.000 Menschen ausgelegt." Es sei jedoch zu keiner Zeit ganz gefüllt gewesen. Der stellvertretende Polizeipräsident von Schmeling sagte, eine Sperrung des Geländes sei ihm nicht bekannt gewesen: "Ich kann nicht belegen, dass die Polizei das Gelände gesperrt hat."
15.15 Uhr - Ministerpräsidentin Kraft an der Unglücksstelle
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) besucht die Unglücksstelle und legt einen Blumenstrauß nieder. Sie wird begleitet von Kanzleramtsminister Roland Pofalla (CDU) und Bundesjungendministerin Kristina Schröder (CDU). An allen öffentlichen Gebäuden in NRW wird im Gedenken an die Toten Halbmast geflaggt.