Hunderttausende Menschen hielten in Behörden, Unternehmen und Schulen um 12.00 Uhr inne. In der Produktion standen vielerorts die Bänder still. Die Arbeit ruhte auch in Gerichten, Banken oder Versicherungen. Die landesweite Schweigeminute sollte ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus setzen. Mit dem Innehalten wurde der zehn Mordopfer und den Verletzten der rassistischen Anschläge der NSU-Terrorzelle gedacht. Die Neo-Nazis sollen auch für Morde und Anschläge in Köln, Dortmund und Duisburg verantwortlich sein.
Gedenkminute im Landtag
Zu der Gedenkminute hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Arbeitgeberverbände aufgerufen. Unterstützt wurden sie von der Landesregierung, dem Zentralrat der Muslime und den Kirchen. Auch im Düsseldorfer Landtag wurde um 12 Uhr geschwiegen. Die Mitarbeiter der Landesverwaltung wollten mit der Schweigeminute ihre Anteilnahme gegenüber den Hinterbliebenen und Angehörigen ausdrücken, hieß es aus der Staatskanzlei. Alle Dienstgebäude des Landes und der Gemeinden setzten ihre Fahnen auf halbmast. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nahm an der bundesweiten Gedenkveranstaltung in Berlin teil.
Auch Schulen in NRW beteiligten sich an der Gedenkminute. Lehrer waren dazu aufgerufen, die Gewalttaten im Unterricht zu thematisieren und aufzuarbeiten. In Städten wie Bonn, Düsseldorf oder Mönchengladbach standen Busse und Bahnen kurzzeitig still.
Alltag in der Kölner Keup-Straße
Die Anwohner und Passanten in der Keupstraße in Köln nahmen kaum Notiz von der offiziellen Gedenkminute. Um 12.00 Uhr lief der Straßenverkehr normal weiter. Bewohner zeigten sich eher genervt von wartenden Reportern und Kamerateams. 2004 waren 22 Menschen in der von vielen Ausländern bewohnten Straße bei einem Nagelbombenanschlag teils lebensgefährlich verletzt worden.
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Keupstraße, Mitat Özdemir, hatte das staatlicherseits beschlossene Gedenken bereits im Vorfeld kritisiert: "Eine Veranstaltung allein reicht nicht. Die Menschen hier haben weiterhin Angst."
Auch an dem ehemaligen Kiosk des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik hielt am Donnerstagmittag kaum jemand inne. Einige Passanten warfen einen Blick in die Fenster, gingen aber weiter.