Weltkopfschmerztag | WDR Aktuell 01:48 Min. Verfügbar bis 05.09.2026

Gewitter im Kopf: Was hilft gegen Kopfschmerzen und Migräne?

Stand: 05.09.2024, 06:00 Uhr

Schmerz ist nicht gleich Schmerz: Mediziner unterscheiden mehr als 200 Kopfschmerz-Formen, die verschiedene Therapien erfordern.

Von Andreas Poulakos

Meist kündigen sie sich langsam an, manchmal kommen sie auch innerhalb von Minuten und mit aller Macht: Dumpf oder stechend, pochend oder drückend, den ganzen Kopf umfassend oder regional begrenzt - Kopfschmerzen können sich auf verschiedenste Weise ausdrücken. Einmal jährlich, am 5. September zum Weltkopfschmerztag, klären Organisationen wie die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) über die Volkskrankheit auf und werben für eine bessere Diagnostik.

Welche Formen von Kopfschmerzen sind am weitesten verbreitet? Welche Therapien gibt es? Und wann sollte man dringend zum Arzt? Fragen und Antworten.

Was sind Spannungskopfschmerzen?

Spannungskopfschmerzen hat so gut wie jeder schon einmal erlebt: Betroffene berichten meist über einen drückenden beidseitigen Kopfschmerz, der oft nicht genau lokalisiert werden kann. Weitere Symptome wie Übelkeit treten meistens nicht auf und körperliche Aktivität verschlimmert den Schmerz in der Regel nicht.

Wie genau Spannungskopfschmerzen entstehen, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Die medizinische Forschung vermutet aber, dass es verschiedene Auslöser geben kann. Vor allem die Kombination von Stress mit einer Verspannung der Nacken- oder Kiefermuskulatur ("Knirschen") steht im Verdacht, die Schmerzzentren im Gehirn zu reizen.

Auch körperliche Belastung, zum Beispiel die Arbeit am Computer, ständige Fehlhaltung des Körpers, anstrengende Konzentrationsleistungen sowie Alkohol und Nikotin können eine Rolle spielen.

Und was ist eine Migräne?

Anders als bei den "gewöhnlichen" Kopfschmerzen äußert sich Migräne meistens durch einen Schmerz, der nicht den ganzen Kopf, sondern nur einen Teil betrifft. Die Intensität der Schmerzen ist meistens höher als bei Nicht-Migräne-Patienten. Hinzu kommen oft häufig Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Teilweise werden die Schmerzen bei körperlicher Aktivität schlimmer. Attacken dauern in der Regel zwischen vier und 72 Stunden an, bis der Schmerz endlich nachlässt.

Die Ursache von Migräne ist ebenfalls noch nicht restlos geklärt. Vermutlich erzeugt eine vorübergehend stärkere Durchblutung gewisser Gefäße im Gehirn bereits die Schmerzen, oder sie verursacht schmerzhafte kleine Entzündungen in den Gefäßwänden. Hormonelle Störungen können für die Durchblutungsschwankungen verantwortlich sein. Höchstwahrscheinlich wird die Veranlagung zu Migräne vererbt.

Grafik | Bildquelle: WDR

Welche Therapien gibt es?

Um den akuten Schmerz zu bekämpfen, reichen in den meisten Fällen frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (Aspirin). Bei Spannungskopfschmerzen kann es sogar ausreichen, die Schläfen mit einfachem Pfefferminzöl einzureiben.

Vor allem bei Migränepatienten haben diese Mittel aber oft keinen lindernden Effekt. Für sie gibt es besondere Medikamente, genannt Triptane oder Ditane, die gewöhnlich prophylaktisch eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe blockieren den Ausstoß von Botenstoffen, die Migräneattacken auslösen. Je nach Schwere der Krankheit kommen aber auch andere Medikamente zum Einsatz: zum Beispiel Betablocker oder Antidepressiva oder sogar Botox-Injektionen.

Und wie beugt man Kopfschmerzen vor?

Laufen hilft | Bildquelle: dpa

Oft kann eine Änderung des Lebensstils helfen. Regelmäßiger Ausdauersport senkt nachweislich den Stresshormonspiegel und kann damit Schmerzattacken vorbeugen. Viele Betroffene profitieren außerdem davon, Entspannungstechniken zu erlernen und in den Alltag einzubauen. Ist eine verspannte Nackenmuskulatur schuld an den Kopfschmerzen, dann helfen spezielle Dehn- und Kräftigungsübungen. Bei manchen hilft Hypnose, einen Versuch wert sind auch alternative Behandlungsformen wie Akupunktur oder Biofeedback-Verfahren.

Bei chronischen Kopfschmerzen und bei Migräne hat sich darüber hinaus häufig eine Ernährungsumstellung als hilfreich erwiesen: Weniger Weißmehl, weniger Süßes.

Und wann sollte man zum Arzt?

Gelegentliche Kopfschmerzen, die keine schweren Einschränkungen der Lebensqualität verursachen und sich mit einfachen Schmerzmitteln lindern lassen, müssen in der Regel nicht behandelt werden. Treten sie jedoch regelmäßig auf oder sind die Schmerzattacken besonders intensiv, sollte man auf jeden Fall seinen Hausarzt oder seine -ärztin aufsuchen.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) leiden 14,8 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer in Deutschland unter Migräne. Die Zahlen könnten jedoch wahrscheinlich erheblich höher liegen, so eine RKI-Studie aus dem Jahr 2020. Oft werde die Krankheit nicht erkannt. Mit einer frühzeitigen Diagnose und entsprechender Behandlung könne verhindert werden, dass die Krankheit chronisch wird.

In den Unikliniken im Land gibt es außerdem Kopfschmerz-Ambulanzen, die in Sachen Diagnose und Behandlung hochspezialisiert sind. Hier kann auch ausgeschlossen werden, dass andere, versteckte Krankheiten für die Kopfschmerzen verantwortlich sind. Je früher man sich Hilfe holt, desto besser.

Unsere Quellen

  • Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG)
  • Deutsche Schmerzgesellschaft
  • Robert Koch-Institut (RKI)
  • Deutsche Presse Agentur

Über dieses Thema berichtet der WDR am Donnerstag auch in seinen Radio- und Fernsehprogrammen.