Viel zu teuer, sagen die Gegner der Schenkung. Die Finanzierung des Erweiterungsbaus sei unklar, die Kosten zu unpräzise berechnet. Die Stadt Neuss könne nicht angesichts der hohen Ausgaben für Flüchtlinge und anderer dringend notwendiger Ausgaben Millionen in ein Museumsprojekt stecken, argumentieren die Gegner und wollen die Schenkung lieber dankend ablehnen. Auch Bürgermeister Reiner Breuer hat Bedenken, weil er noch viele Fragen für ungeklärt hält. Beispielsweise sei der Vertrag mit dem Schenker zu verbessern. Und das Grundstück für den geplanten Museumsanbau berge Risiken - beispielsweise durch das Auftauchen archäologische Funde.
Viel zu kurzsichtig gedacht, meinen dagegen die Befürworter der Schenkung. Mit der auf einen Wert von 35 Millionen Euro geschätzten Kunstsammlung - die rund 600 Werke aus der Jugendstil- und Symbolismus-Ära umfasst, darunter Gemälde, Möbel und Gläser - würde das Clemens-Sels-Museum aus seinem Dornröschenschlaf geholt. Es verschaffe sich europaweit Ruhm, die Schenkung sei praktisch ein Sechser im Lotto. Ganz zu schweigen von den erwarteten zusätzlichen Besucherströmen. Die Museumsleitung geht davon aus, dass sich die Zahlen verdoppeln würden - von derzeit jährlich 35.000 Besuchern auf mindestens 70.000.
Die Ratssitzung dürfte am Freitagabend in Sachen „Schenkung - ja oder nein“ spannend werden - auch für den schenkungswilligen Sammler, der seine Sammlung ungern stückeln und verkaufen würde. Möglich scheint aber eher, dass die Entscheidung heute vertagt wird, weil noch so viel Klärungsbedarf besteht. Zumindest will dies Bürgermeister Reiner Breuer vorschlagen. Ob diese Taktik den Schenker verärgern wird, ist unklar. Sein Ziel: Zu seinem 90. Geburtstag in gut vier Jahren soll der Museumsanbau inklusive Schenkung eröffnet werden.