Damals wie heute: "Aus dem Land für das Land"

Stand: 30.08.2022, 13:25 Uhr

Am 1. September feierte das WDR 5-Landesmagazin "Westblick" 25-jähriges Jubiläum – mit einer besonderen Sendung, die einen Bogen von 1997 bis heute spannt.

1997: Die Backstreetboys sind auf Platz eins der Albumcharts, ein Startup namens Netflix verschickt – sehr zum Ärger aller Videotheken – DVDs per Post, und WDR 5 (damals Radio 5) wird reformiert. So bekommt die Welle ein neues Landesmagazin. Am 1. September um 17.05 Uhr begrüßt Michael Lenz die Zuhörer:innen zur ersten Ausgabe von "Westblick". Sein Studiogast: Redaktionsleiter Wolf Bierbach. Im Gegensatz zum Vorgänger "Forum West" spielt das neue Format auch Musik. Doch, so versichert Bierbach den besorgten Hörer:innen, dies wird keine "Hitparaden-Sendung". Denn im "Westblick" laufen nur von einer Fachredaktion ausgewählte Instrumentalstücke. So ist es im Grunde bis heute geblieben. Keine Charts. Allerdings ist schon mal Gesang zu hören. Bierbach kündigt eine Sendung an "aus dem Lande für das Land". Auch das gilt bis heute. Jochen Trum, Leiter der Programmgruppe Politik und Dokumentation NRW, sagt: "Das einzige Landesmagazin im WDR Radio berichtet aus dem politischen Düsseldorf und über Ereignisse von landesweiter Relevanz. Aktuelles, Hochpolitisches, genau wie kuriose Geschichten, Landesgeschichte oder Berichte über besondere Orte. Das ist eine gute Mischung."

 Der Lebensalltag der Leute

Diese Mischung war es auch, die damals Wolfgang Meyer überzeugte. Heute ist er einer der dienstältesten Moderatoren der Sendung. "Außerdem", sagt Meyer, "ist Landespolitik vielfältig: Schulpolitik, schnelle Netze auf dem Land, Braunkohletagebau. Wir versuchen – heute vielleicht mehr als am Anfang – die Auswirkungen der Landespolitik auf den Lebensalltag der Leute zu erkunden."

Wolfgang Meyer, einer der dienstältesten Westblick-Moderatoren, heute… | Bildquelle: WDR/Lena Heckl
…und vor 22 Jahren: Damals, am 24. August 2000, interviewte er in Wuppertal Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge (l.). | Bildquelle: WDR

Auch die unterschiedlichen Formate machen die Sendung für den Journalisten reizvoll: Gespräche mit hochrangigen Politiker:innen, Serien zur Landtagswahl oder über das Dorfleben, Porträts von Hinterbänkler:innen. Und dabei muss nicht jedes Thema in den für Magazine typischen vier Minuten abgehandelt werden.

"Der 'Westblick' ist eine echte Institution, für WDR 5 und für den gesamten WDR. Die Sendung bietet den Hörerinnen und Hörern den Blick aufs gesamte Land und fundierte landespolitische Berichte", gratuliert Gabi Ludwig, Chefredakteurin der Landesprogramme, zum Jubiläum. Und sie ist stolz auf die Redaktion: "Mit großem Engagement hat sich das Team über die Jahre eine hohe Reputation erarbeitet – im WDR und außerhalb."

Räumliche Nähe, professionelle Distanz

1997 sendet der "Westblick" noch aus Köln, 2005 zieht das Team um ins Studio Düsseldorf neben dem Landtag. Die räumliche Nähe sei wichtig, um überhaupt aktuell berichten zu können, erklärt Jochen Trum: "Wie wollen wir sonst innerhalb von 20 Minuten zu einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz kommen?" Trotzdem professionelle Distanz zum Gegenstand der Berichterstattung zu halten, sei einfach eine Frage der journalistischen Professionalität. Der "Westblick"-Chef: "Da bin ich mit Blick auf meine Redaktion völlig frei von Bedenken."

Die Jubiläumssendung

Trum war auch bei der Jubiläumssendung am 1. September zu Gast. Es moderierte Beate Kowollik, zur Feier des Tages im Doppel mit Michael Lenz, dem Moderator der ersten Stunde.

Beate Kowollik moderiert am 1. September zusammen mit Michael Lenz. | Bildquelle: WDR/Dieter Jacobi/Lena Heckl

Wolfgang Meyer entwarf in einem Beitrag ein Panorama von 25 Jahren politischen Wechseln in NRW – immerhin sieben Ministerpräsident:innen hat er in dieser Zeit kommen und gehen sehen. Ausschnitte aus alten Sendungen zeigten, dass das Radio aus den 90ern heute gelegentlich altbacken wirkt. Die Moderation ist lockerer geworden, weniger staatstragend. Und die Sendung griff ein Thema vom 1. September 1997 wieder auf. Damals hat ein Ü-Wagen vor dem Arbeitsamt in Gelsenkirchen gestanden und zum Beginn des Ausbildungsjahres über den Lehrstellenmangel berichtet. Jetzt hatte Autorin Andrea Groß in Gelsenkirchen nachgefragt: Wie sieht es zum Beginn des Ausbildungsjahres 2022 aus? Warum bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt? Anlässlich des Jubiläums hatte "Westblick" außerdem Politiker:innen gefragt, was sie mit der Sendung verbinden.

Digitale Angebote

Auch 1997 hat der WDR bereits seit zwei Jahren eine Homepage. Bald gibt es auch Links zu den Radiowellen, mit Hintergründen und weiterführenden Links zu einzelnen Sendungen. Heute stellt "Westblick" auf seiner Sendungsseite alle Audios online: einmal als ganze Sendung und einmal thematisch übersichtlich sortiert. "Wir verlinken unsere Audios, wenn es sinnvoll erscheint, auch mit den anderen Produkten der landespolitischen Redaktion", erklärt Redakteurin Heide Rasche. Das Angebot wird von den Hörer:innen rege genutzt: 1,85 Millionen Abrufe verzeichnete die Seite im vergangenen Jahr.

Michael Lenz verabschiedet sich 1997 aus der Premieren-Sendung mit den Verkehrsmeldungen: "Zehn Kilometer Stau zwischen Bad Eilsen und Porta Wesfalica." Politiker:innen kommen und gehen, die Tage der Braunkohle sind gezählt, Videotheken sind Geschichte, doch auf den Stau auf der A 2 ist immer noch Verlass.