Tief gebückt bahnt sich ein rußgeschwärzter Mann mit der Spitzhacke den Weg durch den engen Schacht. Melancholische Moll-Klänge von Geigen und Oboen untermalen die Schwerstarbeit unter Tage aus den Schwarzweiß-Zeiten des Fernsehens. So beginnt "Der lange Abschied von der Kohle", ein Dokumentarfilm von Petra Neukirchen und Werner Kubny. Filmemacher Kubny, der sich schon in seinen Projekten "Abenteuer Ruhrpott" (2001) und "Was bleibt sind wir" (2010) intensiv mit Geschichte und Gegenwart des Ruhrgebiets beschäftigt hatte, begleitete dazu Bergleute der Zeche Auguste Victoria in Marl vom Herbst 2015 bis zu ihrer letzten Schicht.
- Sendehinweis: Doku am Freitag | 5. Januar 2018, 20.15 - 21.45 Uhr | WDR
"Die Menschen mit meinen Filmen berühren war immer mein Ziel", sagt der 68-Jährige. "Meine lange Dreherfahrung im Ruhrgebiet hat sicherlich dazu beigetragen, dass das ein außergewöhnlicher Film geworden ist, der gewissermaßen einen Höhepunkt meiner Arbeit darstellt und in dem vor allem auch durch das tolle Team – Kamera Jörg Adams, Ton Armin Siegwarth, Schnitt Christoph Tetzner-Kannen – etwas ganz Besonderes entstanden ist."
Gemeinsam mit seiner Kollegin Petra Neukirchen zeigt Kubny die Kumpel an ihren Arbeitsplätzen unter Tage und beim Umgang mit aktueller Hightech. Hautnah fängt die Kamera von Jörg Adams die besondere Atmosphäre aus Kameradschaft und Solidarität ein, die alle Bergleute ständig beschwören. Parallel dazu schlägt der Film mit spannendem Archivmaterial und den Erinnerungen von Akteuren historisch den Bogen von den 1950er-Jahren bis zum endgültigen Aus. Von der Zeit, als der Bergbau mit der Montanunion zur Keimzelle eines geeinten Europas wurde und die Kohleförderung ihren Höhepunkt erreichte – bis ins Jetzt. Von 500.000 Beschäftigten in den Fünfzigern bis auf Null Ende 2018. Ohne einen Ausblick auf die Zukunft der Region zu vergessen. (…)
Gekürzte Fassung eines Artikels aus WDR print. Den vollständigen Text sowie weitere Fotos und Infos zum Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe Dezember 2017/Januar 2018.