"Im Tatort sind die Unternehmer immer die Mörder." Diese Bemerkung aus dem Gästekreis beim Dialogformat "Wirtschaft trifft WDR" sorgte für große Erheiterung im Essener Lokalzeit-Studio. Sie gibt aber auch wieder, wie sich viele der hier versammelten knapp 30 Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen und Verbänden dargestellt fühlen. Immer wieder würden sie in der Berichterstattung, zum Beispiel bei Streiks, in die Rolle des bösen Arbeitgebers gedrängt.
Einige Autoren von Rundfunk und Fernsehen haben dann oft schon eine vorgefertigte Meinung, wenn sie zu uns kommen", meint Manfred Burkowski vom Handelsverband NRW. "Ob unser tatsächlicher Standpunkt dazu passt, interessiert dann oft nicht mehr so sehr."
Intendant Tom Buhrow und die Redakteurinnen und Redakteure aus den verschiedenen Wirtschaftsformaten des WDR, die sich an den acht Tischen im Essener Lokalzeit-Studio verteilt hatten, hörten aufmerksam zu. Offene Kritik wurde ausdrücklich gewünscht – und das Zuhören steht für den WDR bei dem Format im Mittelpunkt: "Wir wollen heute erfahren, wie die Sicht der Wirtschaftsvertreter auf unsere Berichterstattung ist, wo wir dazulernen können", sagte Gabi Ludwig, Chefredakteurin der Landesprogramme. "Denn Wirtschaft in all ihren Facetten ist ein wichtiger Teil unseres Programms."
Zum Meinungsaustausch eingeladen wurde querbeet aus allen Bereichen der Wirtschaft und aus ganz NRW. Vom Gelsenkirchener Aluminiumproduzenten mit bundesweit tausenden Mitarbeitenden bis zur Handwerksmeisterin. Raumausstatterin Lina Reitz reiste extra aus Bergisch Gladbach an, weil sie vor allem eines loswerden wollte: "Arbeit wird viel zu oft als etwas Negatives dargestellt. Der Tenor ist immer: 'Hurra, endlich Wochenende, endlich ist der Job für zwei Tage vorbei!' Unter diesen Bedingungen Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern ist nicht einfach."
Neben fairer Kritik wurde auch die positive Wahrnehmung der Wirtschaftsberichterstattung im WDR hervorgehoben: "Die Qualität ist tatsächlich schon sehr gut, da bin ich schon sehr zufrieden mit", meint Brauerei-Geschäftsführer Axel Stauder aus Essen.
Abschließend resümierte Gabi Ludwig die gesammelten Eindrücke: "Das war ein super Austausch, sehr offen und mit vielen Ideen, die ich mitgenommen habe. Klar geworden ist: Wir müssen noch mehr weg von Klischees und öfter zeigen, wie wichtig es ist, dass Wirtschaft funktioniert."