In Ostwestfalen leben die meisten Menschen in NRW, die zu der Migrationsgruppe der "Russlanddeutschen" zählen. Deswegen hat der WDR diese Menschen zu einem Dialog ins WDR-Studio Bielefeld eingeladen, um mit ihnen über ihre Kritik und Wünsche zu unseren Programmangeboten in TV, Radio und Online zu sprechen.
Unter dem Motto "WDR trifft Russlanddeutsche" trafen sich am Donnerstagnachmittag, 27.06.24, knapp 30 Menschen mit einem Migrationshintergrund aus der ehemaligen Sowjetunion mit WDR-Programmmacher:innen.
Nach einem Empfang mit der Leiterin des WDR Studios Bielefeld Claudia Bepler-Knacke ging es ins Lokalzeit-Studio, um Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Moderatorin Kristina Sterz informierte die Gäste über ihre Arbeit.
Der Rundgang führte weiter durch die Regie, den Tonraum, die Redaktion – möglichst transparent wollte der WDR sich zeigen – und das kam gut an. Das Vertrauen wurde gestärkt, die Begeisterung der Menschen war groß. Viele fühlten sich „endlich gesehen“, fühlten sich geehrt und dankbar, beim WDR eingeladen worden zu sein.
Russlanddeutsche sind Menschen, die größtenteils nach dem Zerfall der Sowjetunion einwanderten.
Ihre deutschen Vorfahren wanderten vor knapp 250 Jahren in verschiedene Gebiete des russischen Reichs aus, um dort die Wirtschaft anzukurbeln. Sie hatten ihr eigenes Land, ihre eigenen Dörfer, ihre eigene deutsche Kultur. Bis die Kriege kamen. Als „Deutsche“ erlitten sie Verdrängung, Leid und Diskriminierung in Russland und der Sowjetunion. Seit den 1980/90er Jahren sind viele von ihnen "zurück" nach Deutschland eingewandert.
Knapp 4 Millionen Menschen haben diesen Migrationshintergrund in Deutschland, viele fühlen sich teilweise von der Gesellschaft missverstanden.
Aus einer Online-Umfrage unserer Medienforschung vom Dezember 2023 zu "Menschen mit Einwanderungsgeschichte aus Russland, Ukraine und Kasachstan" in NRW, wissen wir, dass viele Befragte eine kritische Sicht auf die Medien in Deutschland haben.
Diese Kritik zielt eher auf die Inhalte ab, die sich auf ihre Gruppe beziehen, weniger auf das Mediensystem generell. Zentrale Kritikpunkte sind u.a. eine klischeehafte Berichterstattung über Russlanddeutsche oder die mangelnde Wertschätzung ihrer Integrationsleistungen, um nur zwei Aspekte zu nennen.
Woran liegt das? Was fehlt dieser "Gruppe" von Menschen und was kann der WDR anders machen? Ist der Begriff "Russlanddeutsche" überhaupt noch zeitgemäß?
Das waren einige der Fragen, die WDR-Programmkolleg:innen in Gruppen mit den Menschen klärten. Ein reger, knapp anderthalbstündiger Austausch fand statt, es gab viele tolle Gespräche und wichtige Erkenntnisse für beide Seiten.
Zu den Wünschen der Gäste zählte eine positive Berichterstattung, die auch Biografien solcher Menschen zeigt, weniger Pauschalisierung und vor allem persönliche Geschichten von Russlanddeutschen, aber auch von anderen migrantischen Gruppen.
Wir haben zugehört und die Anregungen und Wünsche notiert, um sie in unsere zukünftige Arbeit einfließen zu lassen.