Exakt um 11 Uhr sind in der Teams-Schalte die ersten Worte zu hören – Pünktlichkeit spielt im Newsroom eine große Rolle. Das sehen die insgesamt 50 Gäste, die sich digital per Teams-Schalte eingefunden haben. Sie wollen hinter die Kulissen schauen, sich einmischen und mitmischen. Dafür hatten sie sich online beworben und konnten ihre Interessensgebiete angeben, um einen Einblick in die tägliche Arbeit im Newsroom zu bekommen.
Begrüßt werden sie von Stefan Brandenburg, Leiter vom PB Aktuelles und Chefredakteur Aktuelles im WDR. „Wir machen das heute, weil wir mit Ihnen direkt in den Austausch kommen wollen. Es gibt viel Misstrauen gegenüber Nachrichten und viele offene Fragen. Das beste Mittel um Vertrauen zu bekommen, ist Offenheit und die Möglichkeit, einen Einblick zu erhalten“, so der Leiter vom PB Aktuelles. Damit ist klar, worum es heute gehen soll. Direkt, kompakt und verständlich – wie die Nachrichten, die hier jeden Tag entstehen.
Zunächst gibt es eine kurze Einführung in die Entwicklung des Newsrooms, der in seiner crossmedialen Form seit 2019 besteht. Zum Kennenlernen werden die Gäste gefragt, wie sie sich am Morgen nachrichtlich informiert haben. Rund zwei Drittel stimmen dabei für das Radio ab, der Rest verteilt sich auf Apps, Online und Social Media.
Stefan Brandenburg führt die Teams-Gruppe via Handy durch den Newsroom und stoppt bei der CvD der „Aktuellen Stunde“, Nicole Tigges. Hier gibt es einen Einblick wie alle Fäden für die Sendung in einer Hand zusammenlaufen und welche Themen heute wichtig werden.
Weiter geht es zur Jetzt-CvD, wo der Name Programm ist. Bereits seit fünf Uhr morgens ist der Platz besetzt, an dem nun Sarah Pradel sitzt. Aus einer Information wird hier eine verifizierte Eilmeldung. Direkt zu Schichtbeginn kam die Info vom Studio Bielefeld, dass Klaus Töpfer tot sei. Durch die enge Verwurzelung der Lokalstudios in ihren Regionen, konnte das über Weggefährten und die Familie bestätigt werden. Genau deshalb sind die Landesstudios auch so wichtig. Hier kommt die Frage nach der Schublade mit vorbereiteten Nachrufen auf. Ja, das ist ein absolutes Must in einer aktuellen Redaktion, wobei es sich eher um einen digitalen Ordner als eine Schublade handelt.
Um 11.30 Uhr hören und vor allem sehen die Gäste dann die WDR2-Nachrichten live aus dem Studio, bevor es in die einzelnen Redaktionen geht.
Die Gäste konnten zwischen fünf Stationen wählen: Die ARD-Zulieferredaktion, WDR-Hörfunknachrichten, Aktuelle Stunde, nicetoknow und die WDR 5-Echo-Redaktion.
WDR 5-Echo-Redaktion
Bei WDR 5 erwarten Uwe Schulz und Ulrike Römer vom Morgenecho die Gäste schon und öffnen digital und symbolisch die Tür zu ihrem Bereich. Ihre Stimmen kennen viele schon aus dem Radio und nun auch die Gesichter dazu. Jobbeschreibungen wie Echo-Planung, Morgenmacher oder Produktionsassistenz werden von Uwe Schulz am jeweiligen Platz erklärt. Die Sendung in dieser Form könne man nur im Team realisieren, sagt Schulz. „Diese Teamleistung macht es möglich, komplexe Themen zu durchdringen, was alleine unmöglich wäre. Darum danke ich für den Rundfunkbeitrag, damit wir Kapazitäten haben, uns Zeit für die Recherche zu nehmen. Dieser Aufwand schlägt sich dann sicht- und hörbar in der Qualität unserer Beiträge nieder.“ Im Chat bestätigt das ein Gast und schreibt: „Ich höre so gern WDR 5, weil die Moderator:innen sachlich aber trotzdem wohlwollend mit den Gesprächssteilnehmer:innen reden.“
„Olaf Scholz hat noch nie angerufen“
Nach einer kurzen Pause kommen alle Teilnehmenden aus ihren kleinen Gruppen zurück und präsentieren, was sie gesehen haben. Je nach Gruppe sah das Programm ganz unterschiedlich aus. Bei der ARD-Zulieferung sprach man mit einem Kollegen kurz vor der Live-Schalte ins MiMa, Susanne Wieseler zeigte das Studio, Regie und die Garderobe der „Aktuellen Stunde“.
Im Plenum wird dann teils kontrovers diskutiert. Wie geht man mit Falschinformationen um, wie ist die Fehlerkultur und welchen Einfluss gibt es aus der Politik? Harte Fragen vom Publikum, die fair gestellt und sachlich diskutiert werden. Michael Dietz von der „Aktuellen Stunde“ berichtet zum Beispiel, dass Olaf Scholz noch nie angerufen und sich über das Programm beschwert hätte. Stefan Brandenburg ergänzt, dass es die Kunst sei, die Balance aus harten aber fairen Fragen an die Politik zu finden, ohne dabei dieses Gleichgewicht zu verlieren.
Am Ende steht eine Veranstaltung, von der beide Seiten profitieren. Das zeigt das Feedback der Gäste. Eine Schülerin lobt den Austausch und den Blick hinter die Kulissen. „Ein großer Dank für die Veranstaltung! Es ist so wichtig, dass es diesen Austausch gibt und wir einen Einblick bekommen konnten.“ Ein Teilnehmer zeigt sich von nicetonow beeindruckt: „Der Spirit und das Team sind erstklassig. Mich begeistert, dass die Inhalte nicht nur für die junge Zielgruppe gemacht werden, sondern auch mit ihnen.“
Am Ende deutet Stefan Brandenburg an, dass es nicht das Ende des Dialog-Formats sein muss, sondern vielleicht erst der Anfang. „Ich finde, wir sollten das unbedingt nochmal wiederholen und regelmäßig anbieten. Damit können wir den Abstand zwischen den Medien und dem Publikum verringern und zeigen, wie hier wirklich gearbeitet wird.“
Nach drei intensiven Stunden für beide Seiten ist man sich einig, dass dieser Dialog sehr wichtig ist.