Wie man die vermeintlich "Großen" ärgern kann, weiß die Mannschaft des TBV. "Wenn die Halle bebt und wir unsere Leistung abrufen, brauchen wir uns vor keinem Gegner verstecken", sagt Trainer Florian Kehrmann vor der Partie gegen die SG Flensburg-Handewitt.
Mitte Februar erkämpfte sich Lemgo ein Remis gegen die Füchse Berlin - es war der Auftakt für eine Erfolgsserie: Jedes der folgenden vier Spiele gewann das Team von Kehrmann. Tabellarisch sieht es für den TBV nun sehr komfortabel aus. Mit zwölf Siegen aus 22 Spielen steht Lemgo auf Platz neun.
Ausverkauftes Haus und Hexenkessel in Lemgo
"Unser großes Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Fans noch einmal einem absoluten Spitzenteam ein Bein zu stellen", gibt Kehrmann die Marschroute für das Aufeinandertreffen mit Flensburg vor. Der 47-Jährige baut dabei vor allem auf die Unterstützung der 4.520 Fans (ausverkauft): "Die Mannschaft hat gegen Berlin bereits gezeigt, was in unserem Hexenkessel mit der überragenden Unterstützung möglich ist."
Angeführt von Linksaußen und Top-Torschütze Samuel Zehnder (103 Tore) sowie den Führungsspielern Nils Versteijnen (100) und Tim Suton (93) aus dem Rückraum soll eine erneute Überraschung gelingen, doch gerade das Offensivspiel dürfte eine Herausforderung werden. "Ihre Abwehrreihe ist sicherlich ihr Prunkstück. Da wird es wieder auf unser geduldiges und möglichst fehlerarmes Angriffsspiel ankommen", so Kehrmann.

Helfen sollen dabei auch Ballgewinne in der Defensive, um "ins Tempospiel zu kommen und sie zu Fehlern zu zwingen". Hinten drin wird wie schon über den gesamten Saisonverlauf zudem viel auf Österreichs Nationaltorwart Constantin Möstl ankommen, der unter den regelmäßig eingesetzten Schlussmännern die drittbeste Quote gehaltener Bälle hat (33,33 %).
Flensburg-Handewitt schwächelt
Vorteilhaft für den TBV dürfte sein, dass die in den vergangen Jahren so starken Flensburger eine für ihre Verhältnisse durchwachsene Saison erleben. Nach schwachem Saisonstart gab es einen Trainerwechsel, Ales Pajovic übernahm im Januar. Doch auch unter dem Slowenen präsentieren sich die Norddeutschen inkonstant. In Berlin verlor die SG klar, in Göppingen gab es nur ein Remis - da hilft auch der Sieg im Nord-Derby gegen Kiel (36:33) am vergangenen Wochenende nur bedingt.
Hinzu kommen die Verletzungen der Top-Stars Simon Pytlick (Unterarmbruch im Februar) und Kay Smits (andauernde Probleme nach einer Herzmuskelentzündung). Beide konnten trotz Nachverpflichtungen nicht adäquat ersetzt werden. Und dennoch: die Favoritenrolle ist klar verteilt, für den European-League-Sieger von 2024 wäre alles andere als ein Sieg in Lemgo eine herbe Enttäuschung.
Lemgo: Underdog-Rolle in sorgenfreier Saison
Genau diese Underdog-Rolle könnte aber dem TBV in die Karten spielen. Großen Druck hat das Kehrmann-Team nicht, Abstiegssorgen gibt es in Lemgo nicht mehr. Auch wenn die Europapokal-Plätze etwas weit weg sind, der Verein kann mit dem Saisonverlauf und dem einstelligen Tabellenplatz hochzufrieden sein.
Eine weitere Überraschung gegen ein Spitzenteam könnte die Stimmung weiter befeuern. "Wir werden wieder dahin gehen, wo es wehtut und wollen der SG alles abverlangen", sagt TBV-Trainer Kehrmann.
Unsere Quellen:
- WDR-Gespräch mit dem Pressesprecher des TBV Lemgo Lippe
- Pressemitteilung des TBV Lemgo Lippe
- Webseite der Handball-Bundesliga