Nach der turbulenten Nachspielzeit mit spätem Ausgleich, Videobeweis und Platzverweis verließen die Kölner Abstiegskämpfer die Kräfte. Die Spieler sackten auf den Rasen, schlugen sich die Hände vors Gesicht. Doch die Hoffnung bleibt - der FC wendete mit einer Energieleistung den wohl entscheidenden Tiefschlag gerade noch ab.
"Wir leben, wir sind noch da, abgestiegen sind wir noch lange nicht", sagte der eingewechselte Kölner Stürmer Mark Uth nach dem 1:1 (0:1) im hitzigen Alles-oder-nichts-Spiel beim FSV Mainz 05 bei DAZN. Allerdings gab er zu: "Wir wissen, dass wir alle drei Spiele gewinnen müssen, um noch in die Relegation zu kommen." Drei Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf die Rheinhessen, die weiter auf dem Relegationsplatz liegen, nach wie vor fünf Punkte.
Nun braucht es allerdings zur Vermeidung des siebten Abstiegs einen fulminanten Endspurt. Florian Kainz (90.+5) sorgte in der Nachspielzeit per Elfmeter nach dem Rückstand durch Leandro Barreiro (29.) für das Remis des chronisch auswärtsschwachen Teams von Timo Schultz. FSV-Torhüter Robin Zentner hatte Sargis Adamyan gefoult, Schiedsrichter Benjamin Brand sah sich die Szene noch einmal auf dem Monitor an.
Zuvor hatte Luca Waldschmidt schon einen Foulelfmeter für die Kölner vergeben (48.). "Es tut mir leid", sagte der Schütze, "wenn ich den gemacht hätte, hätten wir gewonnen." Wegen groben Foulspiels sah der Mainzer Phillip Mwene die Rote Karte (90.+9). Die 05er rutschen wegen des Bochumer Siegs damit wieder auf den Relegationsplatz ab, zwei Punkte fehlen auf den VfL sowie Union Berlin am rettenden Ufer.
Mit drei Wechseln in der Startelf hatten die Kölner vor 33.000 Zuschauern engagiert losgelegt, waren gleich giftig in den Zweikämpfen. Doch aus den durchaus aussichtsreichen Ballgewinnen machte die schwächste Offensive der Liga im Umschaltspiel nichts, zwei Fernschüsse von Denis Huseinbasic waren noch das Gefährlichste (12., 15.). Mainz tat sich zunächst deutlich schwerer als in den teilweise rauschhaften Vorwochen, fand anfangs kaum Lücken.
Mainz verpasst Vorentscheidung - das rächt sich spät
Die Großchance von Sepp van den Berg war eher ein Zufallsprodukt, Marvin Schwäbe rettete stark (20.). In der Folge wurde die Partie hitziger - und nach eigenem harmlosen Freistoß ließ sich Köln auskontern: Schwäbe rettete noch beim Schuss von Karim Onisiwo, doch Barreiro staubte ins leere Tor ab. Mainz übernahm nun klar das Kommando, Köln wirkte geschockt. Van den Berg (30.) köpfte nach Ecke knapp vorbei, Jonathan Burkardt vergab nach Traumflanke Brajan Gruda allein vor dem Tor eine frühe Vorentscheidung (33.).
Dies hätte sich fast direkt nach dem Wechsel gerächt: Doch Waldschmidt nahm vom Punkt das Geschenk nach Foul von Anthony Caci an Faride Alidou nicht an, schoss flach rechts vorbei. Danach rissen die Rheinhessen das Spiel gleich wieder an sich, trotz Überlegenheit fehlten aber zwingende Aktionen im Strafraum. Nach einer Stunde erhöhte Schultz mit einem offensiven Dreifachwechsel das Risiko. Es zahlte sich in einer starken Schlussphase aus.
Verlieren verboten gegen Freiburg, Berlin und Heidenheim
In den letzten drei Partien empfängt der "Effzeh" in eigenem Stadion zunächst den SC Freiburg, dann den 1. FC Union Berlin. Am letzten Spieltag geht es zum 1. FC Heidenheim. Das sind durch die Bank keine unlösbaren Aufgaben, verlieren dürfen die Kölner davon jedoch kein Spiel mehr. Mit der bisherigen Saisonbilanz von vier Siegen aus 31 Partien wirken zwei bis drei Siege aus den letzten drei Spielen jedoch wie eine Mammutaufgabe. Und letztlich darf Mainz aus Heidenheim, gegen Borussia Dortmund und aus Wolfsburg möglichst nichts an Zählbarem mitnehmen.